Der Psychologe Holger Richter sieht besonders junge linke Frauen als anfällig für psychische Störungen und spricht von einer „Pathologisierungswelle“, die durch den gesellschaftlichen Zeitgeist verstärkt werde: „Ja, junge linke Frauen sind weit häufiger psychisch krank als der vielgeschmähte alte weiße Mann“, erklärt Richter. „Es sind vor allem junge, woke linke Frauen, die eine Opferkultur pflegen und sich gegenseitig in der Opferrolle bestätigen“, betont der Psychologe.

Schwere Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depressionen seien zwischen Männern und Frauen relativ gleich verteilt, erklärt Richter. Doch in der ambulanten Psychotherapie dominierten junge Frauen – mit „Diagnosen, die oft schwer zu fassen sind“: „Manchmal sind es sieben Diagnosen, die jemand bekommt“, so Richter. Diese Patienten verlangen mit ihren Störungen nach besonderer Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme: „Sie werten andere ab, die ihr Leiden infrage stellen“. Moderate rechte und konservative Menschen nehmen Leiden auch als Teil des Lebens wahr – aber nicht als Krankheit, so Richter.

„Diagnosen bieten eine neue Identität“

Nach Richters Analyse ersetzen psychische Diagnosen zunehmend traditionelle Identitäten: Früher prägten Staatszugehörigkeit, Religion oder familiäre Herkunft das Selbstbild. Heute bieten ADHS, Genderdysphorie oder Autismus eine neue Identität. Eine Diagnose verleihe vielen einen Opferstatus, erklärt Richter: „Wer eine Diagnose vorzuweisen hat, hat eine Erklärung, warum er dies und jenes nicht kann.“

Bestimmte Diagnosen nähmen stark zu: „Leute gehen zum Therapeuten und sagen: ‚Ich bin hochsensibel‘, ‚autistisch‘, ‚trans‘ oder ‚habe ADHS‘“, so Richter. Oft werde die Selbstwahrnehmung der Patienten unkritisch übernommen. Durch standardisierte Selbstauskunftsfragebögen diagnostizierten sich Patienten gewissermaßen selbst, indem sie lediglich ihre subjektiven Empfindungen ankreuzten. Die „Wokeness“ verstärke diese Entwicklung, indem sie Opfergruppen und Sensibilität in den Fokus rücke, erklärt der Psychologe. „Jeder erhält eine Diagnose, die sein Gefühl objektiviert – mit dem Stempel eines Therapeuten“, warnt er.

Natürlich sei es gut, dass psychische Erkrankungen ernst genommen werden, räumt Richter ein. „Aber das führt auch zu einer regelrechten Pathologisierungspandemie.“ Ein Blick auf die Zahlen verdeutliche den Trend: Bestimmte Diagnosen seien um mehrere tausend Prozent gestiegen. „Zurzeit studieren ungefähr 140.000 Studenten Psychologie in Deutschland – in den 1990er Jahren waren es 30.000. Jährlich kommen in Deutschland 2.000 neue Psychotherapiepraxen hinzu. Für Millennials und die Generation Z ist psychisches Leiden inzwischen Teil der Identitätsbildung.“

Politische Überzeugung hat Einfluss auf psychische Gesundheit

Richter sieht auch einen Zusammenhang zwischen politischer Überzeugung und psychischer Gesundheit: „Menschen, die glauben, Kontrolle über ihr Leben zu haben, geht es besser. Konservative Männer sagen eher: ‚Ich nehme mein Leben selbst in die Hand.‘ Scheitern sie, stehen sie wieder auf.“

Anders sei es im linken Spektrum: Hier überwiege die Haltung, dass der Staat, die Gesellschaft oder der Kapitalismus schuld sei. Frauen machten oft das Patriarchat verantwortlich. Das Gefühl der Machtlosigkeit führe zu psychischen Symptomen, erklärt der Psychologe. Gleichzeitig erlebten wir eine Gesellschaft, in der sich immer mehr Menschen über Diagnosen definieren – und in einer Opferrolle verharren.

Junge, weiche, linke Männer würden viel zu sehr in sich hineinhorchen, nicht arbeiten, bei ihren Eltern wohnen und jede gesellschaftliche Anforderung als Zumutung empfinden: „Denen rate ich, sich etwas von der Männlichkeit abzuschauen, die Ärmel hochzukrempeln, etwas anzupacken und so Selbstwirksamkeit zu erleben“, so Richter.

Keine Rechten mit einer Genderdysphorie

Auffällig sei zudem: „Ich kenne übrigens keine Rechten mit einer Genderdysphorie, die sich also im falschen Körper fühlen.“ Warum ist das so? „Konservative Menschen haben bereits eine gefestigte Identität – Religion, Geschlechtsrolle, Familie, Heimat“, so Richter. „Sie müssen niemanden beschuldigen, falsch benannt zu werden, weil sie im positiven Sinn narzisstisch in sich ruhen“, fügt er hinzu.

In vielen Ländern sei ein klarer Rechtsruck erkennbar, was auf ein Ende der „Wokeness“ hindeuten könnte. Auf die Frage, ob das eine Rückkehr zur Stigmatisierung psychisch Kranker bedeute, antwortet der Psychologe klar mit „Nein“: „Es wäre wünschenswert, wenn die Auswüchse der Pathologisierung vermehrt infrage gestellt würden und die Leute ihr Leben in die Hand nähmen. Wir müssen die wirklich psychisch Kranken aber weiterhin gut und effizient behandeln und ihnen möglichst Hilfe zur Selbsthilfe bieten.“

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Kommentare

  • Blues sagt:

    Kranke Weltbilder machen krank.

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  • SpaceDrifter sagt:

    Das kann ich nur bestätigen. Ich kenne auch eine rechts orientierte Frau die niemals zu einem Psychologen gehen würde. Sie geht lieber zum Astrologen oder Geistheiler, da ihr der Psychologe bei ihrem Problem, sie fühlt sich von der Obrigkeit durch Chemtrails ruhiggestellt, gar nicht helfen könnte.

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    1. harrybohne sagt:

      Nomen est omen…

  • SCHWINDIS sagt:

    Ja früher gab es auch keine Montessorischulen und Waldkindergärten.
    Wissensvermittlung für eine gute Ausbildung – fehl am Platz.
    Ich kenne einige dieser Absolventen und sage nur “Gute Nacht Österreich”

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  • Eurase sagt:

    Wo bleibt jetzt eigentlich der Gesetzesentwurf der die Parteienförderung für linke Parteien direkt an das Gesundheitssystem weiterleitet?

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  • Hugenotte Dosenbieger-Hirnederl sagt:

    Jo mei , die armen Hascherln ! Kochen kennans net, stricken kennans net, einheizen kennans net, Kinder wollens kane , und schwer arbeiten wollens a net , und die Meisten wollen a no Männer sein….. a richtig’s Gfrett mit dene ! Wo soll ma die denn einsetzen, wo ???

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    1. harrybohne sagt:

      “Das Essen war angebrannt, aber guck mal, wie ich daliege!”

      Ich vermute aber, daß nicht mal das mehr funktioniert….

  • Zahnfee sagt:

    Das haben wir auch so gemerkt. Man muss sich nur die Demos anschauen und anhören. Betrifft allerdings beide Geschlechter und jene, deren gefühltes Geschlecht irgendwo zwischen Salatgurke und Ottifant angesiedelt ist.

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  • Alter Schwede 2.0 sagt:

    Die Kommentare hier zeigen vor allem eins: Die Angst mancher, dass ihre einfachen Weltbilder nicht mehr greifen. Statt dumme Klischees über linke Frauen zu verbreiten, wäre es vielleicht klüger, sich mit echter Wissenschaft zu beschäftigen – oder einfach mal einen Psychologen zu fragen, anstatt sich die eigene Unsicherheit mit hämischen Sprüchen schönzureden.

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    1. Baumitverstand sagt:

      “Statt dumme Klischees über linke Frauen zu verbreiten, wäre es vielleicht klüger, sich mit echter Wissenschaft zu beschäftigen ” wenn dann jene sagen es gäbe mehr als 2 Geschlechter und dann von Wissenschaft Reden, das hat schon was ^^ 😉 !

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  • Alter Schwede sagt:

    Fakten statt Polemik: Warum diese Vorurteile Unsinn sind

    Es ist immer wieder faszinierend, wie manche glauben, komplexe gesellschaftliche und psychologische Entwicklungen mit Stammtischsprüchen à la „Arbeit heilt alles“ oder „linke Frauen sind alle verrückt“ erklären zu können. Also, schauen wir uns die Fakten an:

    1.) Psychische Erkrankungen sind kein „linkes“ Phänomen
    Studien aus den USA und Europa zeigen, dass psychische Erkrankungen in allen politischen Lagern vorkommen – und zwar unabhängig von Ideologie oder Geschlecht. Dass linke Menschen häufiger angeben, psychische Belastungen zu haben, könnte schlicht daran liegen, dass sie offener über mentale Gesundheit sprechen, während konservative Kreise eher zur Verdrängung neigen. Eine unbehandelte Depression wird aber nicht dadurch besser, dass man sie ignoriert.

    2.) „Früher gab’s das nicht“ – doch, gab es.
    Der Mythos, dass psychische Erkrankungen ein „neues Problem“ sind, ist historisch falsch. Die Selbstmordrate bei Männern war auch in den 1950er Jahren hoch, Kriegsveteranen litten unter PTSD, und Frauen wurden mit „Hysterie“-Diagnosen ruhiggestellt. Der Unterschied heute? Menschen haben endlich die Möglichkeit, über ihre Probleme zu sprechen und sich helfen zu lassen. Wer das als Schwäche abtut, sagt mehr über sich selbst aus als über die Gesellschaft.

    3.) „Wokeness macht krank“ – ernsthaft?
    Wenn politisches Engagement und kritisches Denken psychisch krank machen würden, müssten wohl alle Aktivisten der Geschichte – von Rosa Parks bis zur Anti-Atomkraft-Bewegung – schwer gestört gewesen sein. Die Realität? Gesellschaftlicher Wandel wurde immer von Menschen vorangetrieben, die Missstände erkannt und bekämpft haben. Dass sich junge Menschen heute gegen Ungerechtigkeit einsetzen, ist kein Zeichen von Krankheit, sondern von Zivilcourage.

    4.) Arbeit als Wundermittel?
    Der wohl dümmste Mythos hier: „Arbeiten hilft gegen Depressionen.“ Natürlich ist sinnvolle Beschäftigung ein wichtiger Faktor für mentale Gesundheit – aber sie heilt keine klinischen Erkrankungen. Wer glaubt, dass eine schwere Depression oder Angststörung durch „Ärmel hochkrempeln“ verschwindet, zeigt nur, dass er keine Ahnung von Psychologie hat.

    Fazit:
    Die Kommentare hier zeigen vor allem eins: Die Angst mancher, dass ihre einfachen Weltbilder nicht mehr greifen. Statt dumme Klischees über linke Frauen zu verbreiten, wäre es vielleicht klüger, sich mit echter Wissenschaft zu beschäftigen – oder einfach mal einen Psychologen zu fragen, anstatt sich die eigene Unsicherheit mit hämischen Sprüchen schönzureden.

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    1. Meyer sagt:

      Und wie erklären sie sich dann das Ergebnis dieser Studie?

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      1. Dagobert sagt:

        Punkt 3 könnte genau anders herum Sinn machen.
        Nämlich das der psychische Defekt Wokeness und Genderkrampf erst ermöglichte.
        Das Linke mit Individualität nicht so viel anfangen können, sondern sich mehr im Rudel wohlfühlen, ist wohl evident.

        1. Philosoph sagt:

          Alter Schwede,

          Danke für die Begründung Ihrer Aussage.
          Sind Sie fähig selbst zu denken und eigene Schlussfolgerungen zu ziehen? Was für ein Beweis sind von Ihnen angeführten Studien, wenn wir jeden Tag auf der Straße, an der Arbeit solche “Kranken” Frauen begegnen?
          Und es braucht keinen Psycho um festzustellen, dass Sie verrückt sind.
          Also: Augen auf, selber denken.

          Liebe Grüße.

          1. harrybohne sagt:

            Typisch linkes inhaltsleeres Geschwafel a la Habeck’s Dissertation: Unter einem Buchstaben-Tsunami ist NICHTS. Die immer wieder Gleichen mit woker Billig-Prosa, getarnt als wissenschaftliche Beweisführung, aus dem Regal der tausend Kotztüten mit Datumsstempel. Das typische Windmühlengestikulieren dazu kann man leider nicht sehen.

  • Maxl+ sagt:

    Nicht nur junge und nicht nur Frauen!

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  • derProlet sagt:

    In einfachen Worten und für alle verständlich ausgedrückt: Die Linken haben einen Tritschler im Obergeschoß.

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