Für viele Österreicher war die Nationalratswahl am 29. September eine Möglichkeit, mit der umstrittenen Corona-Politik der vergangenen Jahre abzurechnen. Erstmals kann jetzt nämlich gemessen werden, für wie viele Menschen die Beschränkungen und Gängelungen seitens der Regierungsparteien während der Pandemie der tatsächliche Auslöser für die individuelle Wahlentscheidung war.

Corona hat für jeden Dritten eine Rolle gespielt

Im Auftrag des exxpress hat das INSA-Institut ermittelt, wie stark das Vorgehen der Bundesregierung während der Corona-Krise ihre Wahlentscheidung bei der vergangenen Nationalratswahl beeinflusst hat. Und das Ergebnis überrascht: Demnach hat bei jedem Dritten wahlberechtigten Österreicher (konkret 32 Prozent) die Pandemie-Politik einen Einfluss darauf gehabt, wo er sein Kreuzchen am Wahlzettel gesetzt hat.

Bei 56 Prozent der wahlberechtigten Befragten spielte die Vorgehensweise der Bundesregierung während der Corona-Krise hingegen keine Rolle für ihre persönliche Wahlentscheidung. Acht Prozent der Befragten wissen es nicht und weitere vier Prozent wollen dazu keine Auskunft erteilen.

INSA/exxpress /INSA/exxpress

Interessantes Detail am Rande: Wie die Meinungsforscher außerdem ermittelt haben, spielte die Corona-Thematik eher bei Männern als bei Frauen eine Rolle bei ihrer Wahlentscheidung.

Doch auch grundsätzliche politische Weltanschauungen waren ein entscheidender Faktor, denn mit zunehmender Rechtsorientierung stieg auch der Einfluss der Corona-Krise auf die Wahlentscheidung bei der vergangenen Nationalratswahl von 21 auf 46 Prozent.

Entsprechend gegenläufig ist dieser ideologische Trend bei jenen, welche angeben, dass der Umgang der Bundesregierung mit der Corona-Krise keinen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung hatte (von 71 auf 46 Prozent). Rechtsorientierte Wählerinnen und Wähler sind hierbei geteilter Ansicht (je 46 Prozent ja, nein) und die beiden anderen Gruppen negieren einen solchen Einfluss jeweils absolut-mehrheitlich (71 bzw. 59 Prozent).

FPÖ-Obmann Herbert Kickl hat mit seinen Position in der Corona-Krise bei vielen Wählern punkten könnenAPA/MAX SLOVENCIK

Lediglich FPÖ-Wähler geben absolut-mehrheitlich an, dass für sie der politische Umgang mit der Corona-Krise eine Rolle spielte (58 Prozent). Auch KPÖ-Wähler geben dies zu 45 Prozent an, negieren aber absolut-mehrheitlich einen solchen Einfluss (52 Prozent), genau wie alle anderen Wählergruppen (55 – 83 Prozent).

Im Klartext: Die Freiheitlichen haben also am stärksten von der Corona-Krise am Wahlsonntag profitiert. Das ist insofern nicht verwunderlich, weil deren Spitzenkandidat Herbert Kickl stets als entschiedener Gegner der Maßnahmen der Corona-Politik aufgetreten ist und auf diese Weise viele Anhänger hinter sich versammeln konnte.