
Trump trifft Netanyahu: Neuordnung des Nahen Ostens?
Das Treffen zwischen Trump und Netanyahu sendet drei wichtige Signale – vom Kampf gegen die Terrororganisation Hamas bis zu neuen Allianzen in der Region, sagt der israelische Militärexperte Amir Avivi. Der Brigadegeneral warnt: Der Krieg in Gaza ist noch nicht vorbei. Die entscheidende Phase steht bevor: Israel wird kämpfen, bis es die Hamas besiegt.

Donald Trump empfängt am Dienstag Benjamin Netanjahu im Weißen Haus – als ersten ausländischen Regierungschef. Das Treffen habe weitreichende Bedeutung für den Nahen Osten, sagt Brigadegeneral Amir Avivi (55), Gründer und Leiter des israelischen Verteidigungs- und Sicherheitsforums (IDSF). „Israel muss nicht nur die Hamas und den Iran besiegen, sondern auch langfristige Sicherheitskonzepte entwickeln.“ Themen seien Friedensabkommen mit sunnitischen Staaten, eine Allianz gegen den Iran und die Zukunft des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Die Äußerungen fielen bei Briefings des IDSF, der derzeit führenden israelischen Organisation, die sich für eine starke nationale Sicherheit Israels einsetzt.

Drei zentrale Botschaften mit weitreichender Bedeutung
Laut Avivi hat das Treffen drei zentrale Botschaften: Erstens unterstreiche die Einladung Netanjahus als erstem Regierungschef Israels Status als engster Verbündeter der USA. Zweitens gehe es um Friedensgespräche, vor allem mit Saudi-Arabien, und die Normalisierung der Beziehungen. Drittens müsse über ein gemeinsames Vorgehen gegen den Iran, die Hisbollah und die Hamas gesprochen werden. Diese Mischung aus Friedensverhandlungen und militärischer Strategie sei entscheidend.

Trump kann seinen Siedlungsplan umsetzen
Ein weiteres zentrales Thema sei Trumps Überlegung, die Bewohner des Gazastreifens in andere Länder wie Indonesien, Albanien, Ägypten oder Jordanien umzusiedeln. „Das ist eine ernste Diskussion, denn Gaza ist zerstört und hat keine Zukunft“, so Avivi.
Geld und diplomatischer Druck könnten die arabischen Staaten zum ersten Mal seit Jahrzehnten dazu bewegen, Palästinenser aufzunehmen, meint Avivi. „Länder wie Ägypten und Jordanien sind auf amerikanische Hilfe angewiesen. Trump weiß, wie man Druck ausübt.“ Das habe er auch gegenüber Kolumbien gezeigt, das sich nach anfänglicher Weigerung schließlich bereit erklärte, kolumbianische Flüchtlinge wieder aufzunehmen.
Waffenruhe ohne langfristige Lösung: Der Krieg wird weitergehen
Derzeit gilt ein Waffenstillstand mit der Hamas, in dessen Rahmen die Hamas israelische Geiseln freilässt und im Gegenzug Israel hunderte palästinensische Gefangene – darunter verurteilte Mörder und zahlreiche gefährliche Terroristen – freilässt. Die erste Phase dauert 42 Tage, in denen 33 der verbliebenen 98 Geiseln freigelassen werden sollen. Avivi warnt: „Diese Phase ist problematisch, weil sich die Hamas neu formiert und humanitäre Hilfe erhält.“ Was nach Ablauf der Frist passiert, sei offen.
Sicher sei jedoch, dass der Krieg gegen die Hamas nicht beendet sei. Israel werde ihn so lange fortsetzen, bis die Terrororganisation besiegt sei. „Eine entscheidende Veränderung wird der Umgang mit humanitärer Hilfe sein. Wir müssen verhindern, dass die Hamas sie für ihre Zwecke missbraucht.“ Zudem könne Israel bestimmte Gebiete im Gazastreifen dauerhaft besetzen. Auch Trumps Umsiedlungsplan müsse in Betracht gezogen werden.

Strategien zur Zerschlagung der Hamas
Avivi fordert eine verstärkte internationale Strategie gegen die Hamas: „Israel muss Druck auf die Hamas, Katar und Ägypten ausüben, damit Gaza nicht mehr unter der Kontrolle der Terrororganisation steht.“ Sollte die Waffenruhe enden, werde Israel die Hamas „unaufhaltsam zerstören“. Die Terrororganisation überlebe nur dank Geiseln und humanitärer Hilfe – sobald diese Faktoren wegfielen, sei die Hamas am Ende.
Druckmittel gegen die Hamas seien etwa die gezielte Steuerung der humanitären Hilfe – damit nur noch Zivilisten und nicht wie bisher auch Hamas-Terrorkämpfer davon profitieren –, eine mögliche Öffnung der Grenze zu Ägypten inklusive Umsiedlungen oder gar die Annexion des nördlichen Gazastreifens, falls die Hamas die Geiseln nicht freilasse.
Hamas gehört zur Muslimbruderschaft, die zahlreiche Länder bedroht
Avivi betont, dass die Hamas nicht nur für Israel ein Problem darstellt. Als Ableger der Muslimbruderschaft sei sie auch eine Bedrohung für Saudi-Arabien und andere moderate sunnitische Staaten. Ihre Zerschlagung könne den Frieden in der Region stärken. „Ein entschlossenes Vorgehen gegen den Iran ist ebenso wichtig, um den schiitischen und sunnitischen Extremismus einzudämmen. Israel, die USA und die moderaten arabischen Staaten müssen eine Allianz bilden“.
Auch Katar sei eine große Gefahr: „Das Emirat finanziert massiv die Hamas und beeinflusst US-Universitäten und Politiker. Katar und die Türkei führen die radikal-sunnitische Achse an. Auf sie muss Druck ausgeübt werden, damit sie ihre destabilisierende Rolle beenden.
Führungswechsel in Israels Armee
Avivi hob auch den Wechsel an der Spitze der israelischen Streitkräfte hervor: General Ejal Zamir sei neuer Generalstabschef. „Er versteht, dass ein entscheidender Sieg notwendig ist. Das bedeutet, entschlossene Offiziere zu ernennen, die für den Sieg kämpfen, und die Armee auf künftige Bedrohungen vorzubereiten.“
Der Führungswechsel werde spürbare Auswirkungen auf die Truppe haben. In seiner ersten Rede im Verteidigungsministerium zitierte Zamir Psalm 18,38: „Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen und nicht umkehren, bis ich sie erschlagen habe.“
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