
"Übergriffig und anmaßend": Kritik an Gastbeitrag von Musk mit AfD-Wahlaufruf
CDU-Chef Friedrich Merz nannte den Wahlaufruf von Tech-Milliardär Elon Musk “übergriffig und anmaßend”.

Die “Welt am Sonntag” hat mit der Veröffentlichung eines Gastbeitrags von Tech-Milliardär Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD scharfe Kritik auf sich gezogen. Als Konsequenz reichte die Meinungschefin von “Welt” und “Welt am Sonntag” ihre Kündigung ein. Der Deutsche Journalisten-Verband sowie Vertreter mehrerer Parteien verurteilten den Beitrag, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm mahnte hingegen zu einer offenen Debatte über die AfD und ihre Themen.
Anfang der Woche hatte ein Beitrag von Musk auf dessen Onlinedienst X für Schlagzeilen gesorgt, in dem er geschrieben hatte, nur die AfD könne “Deutschland retten.” In seinem Gastbeitrag für die “Welt am Sonntag” führte Musk seine Gedanken dann aus. Angesichts eines bevorstehenden “wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs” Deutschlands sei die AfD “der letzte Funke Hoffnung für dieses Land”, schrieb Musk. Nur sie könne die deutsche Wirtschaft wiederbeleben oder durch eine “kontrollierte Einwanderungspolitik” einen Identitätsverlust verhindern. Die “Darstellung der AfD als rechtsextrem” sei hingegen “eindeutig falsch”.
Merz nennt Wahlaufruf "übergriffig"
CDU-Chef Friedrich Merz nannte den Wahlaufruf von Musk “übergriffig und anmaßend”. “Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat”, sagte der Kanzlerkandidat der Union den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Musk müsse “einige Dinge übersehen haben”, fuhr Merz fort. So hätte es mit der AfD den Bau seines Werkes in Brandenburg “nie gegeben, denn es war die AfD, aus der der heftigste Widerstand gegen dieses Werk kam”. Ein EU-Austritt würde zudem “der deutschen Wirtschaft und den Arbeitsplätzen in unserem Land massiv schaden”.

Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken betonte: “Unsere Demokratie ist wehrhaft und sie ist nicht käuflich.” “Wer unsere Wahl von außen zu beeinflussen versucht, wer eine antidemokratische, menschenfeindliche Partei wie die AfD unterstützt, sei die Einflussnahme staatlich organisiert aus Russland oder durch die geballte Geld- und Medienmacht von Elon Musk und seinen Milliardärsfreunden im Konzernvorstand von Springer, der muss mit unserem harten Widerstand rechnen”, sagte sie der Nachrichtenagentur Reuters und kritisierte dabei auch den Springer-Verlag. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sagte dem “Handelsblatt”, es sei “beschämend und gefährlich”, Musk eine solche offizielle Plattform zu bieten. Kritik äußerte auch der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch.
Musks Beitrag war eine Gegenrede des designierten “Welt”-Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenüber gestellt. Darin bezeichnet dieser Musks “Diagnose” bezüglich der wirtschaftlichen und kulturellen Krise des Landes als “korrekt”. “Doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch.” So wäre der von der AfD laut Wahlprogramm als nötig erachtete EU-Austritt für die Exportnation Deutschland “eine Katastrophe”. Die Partei mit ihrer “Anbiederung an Russland und China und ihrer Ablehnung von Amerika und EU ist keineswegs ‘der letzte Funke Hoffnung für dieses Land'”. Vielmehr sei sie “eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft”, schrieb Burgard.
Kritik auch von Journalisten-Verband
Trotz der Gegenrede hagelte es auch intern Kritik. “Heute ist in der ‘Welt am Sonntag’ ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht”, schrieb die Ressortleiterin Meinung von “Welt” und “WamS”, Eva Marie Kogel, am Samstag im Onlinedienst X. Medienberichten zufolge gab es zudem weiteren redaktionsinternen Widerstand gegen den Text.
Ich habe immer gerne das Meinungsressort von WELT und WAMS geleitet. Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht. https://t.co/Ss1FNGiwAL
— Eva Marie Kogel (@emkogel) December 28, 2024
Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte ebenfalls “gegen den Freifahrtschein für Musk”, per Gastbeitrag AfD-Wahlwerbung machen zu dürfen. “Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker – unglaublich!”, kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. “Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen”, warnte er.
Die Wirtschaftsweise Grimm sagte der “FAZ” hingegen, die nun ausgelöste Debatte sei “eigentlich gut, denn es ist essenziell, dass wir jetzt alle politisch werden”. Es bringe nichts, die Diskussion über die AfD und ihre Themen zu unterdrücken. “Sie muss geführt werden. Und sie kann auch geführt werden.” (APA/red)
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Kommentare
Merz kritisiert Musk, vergisst aber eigene Wahlempfehlung für Rumänien.·
Denn ausgerechnet Merz selbst hatte sich erst kürzlich höchstpersönlich in den rumänischen Wahlkampf eingemischt. In einem öffentlichen Aufruf wandte er sich direkt an die rumänische Bevölkerung: “Stimmen Sie für Europa, für Freiheit, Freizügigkeit, Freihandel und gegenseitige Unterstützung”, so seine unmissverständliche Wahlempfehlung für die Kandidatin Elena Lasconi.·
Bekommt er jetzt Muffensausen?
Der unsympatische Merz ist sicher kein Garant für einen Sieg der CDU bei der nächsten Wahl. Bei den Kanzlerkandidaten der CDU ist in den letzten Jahren alles falsch gelaufen.
Herr Musk ist kein Politiker und vertritt seine eigene Meinung.
Wo war der Aufschrei der Deutschen Medien als Politiker von den Grünen, SPD Tramp als Dämon darstellten und für Harris Werbung machten?
Das man als Bürger gezwungen wird diese Lügenmedien zu finanzieren ist zum Kotzen
Kann ich diese Fresse wählen? NEIN !
Nachdem ich älter bin und mich noch an das Jahr 2000 erinnern kann.
Wer von uns alten kann sich noch an den grünen deutschen Außenminister Fischer erinnern. Der brüllte ins Mikrofon, “Mir steht jedes Recht zu, Österreich zu kontrollieren”
Nur weil wir nicht so gewählt haben wie es die EU und auch Deutschland wünschte. Auch damals hatten wir einen BP, genannt Kloheinzi, der in Brüssel um die Sanktionen gegen uns Nettozahler bettelte! Ging laut Herrn Kreisky immer bei wichtigen Abstimmungen aufs Klo!
Eva Schütz, auch das wird ihnen nicht gefallen! Aber entspricht der Wahrheit, die unsere Jungen nicht mehr wissen!
It is only ok when we do it!
Demokratie ist wenn linke Parteien, linke Dinge entscheiden!
Die Hysterie und Aufregung der Propaganda Medien und ihrer politischen Arme ist sehr amüsant und auch selbst entlarven!
Lg Ex ÖVP Wähler
Man sieht Eva Maria Kogel liebt die Meinungsfreiheit.
komme vom Lachen nicht mehr raus über die Panik der deutschen Propagandamedien.
Dieser Herr Merz ist ein guter Grund dafür, um die CDU einen weiten Bogen zu machen und sie keinesfalls zu wählen. Übrigens scheint der Herr Merz ebenso wie der Herr Scholz Probleme mit einem löchrigen Gedächtnis zu haben. Man erinnere sich nur mal an die Übergriffigkeiten bzw. Beleidigungen von deutschen Politikern im US-Wahlkampf. Mir haftet da ganz besonders Frank-Walter, der Spalter, im Gedächtnis.