Verzockt: Wien Energie schrieb im Jahresbericht 2021 selbst von Spekulationen
Die Spekulationen über Spekulationen der Wien Energie sollten damit eigentlich ein Ende haben. Schließlich schrieb das Energieunternehmen davon selbst im eigenen Jahresbericht 2021. Die Stadt Wien schaute beim Zocken zu – und schiebt den Finanzskandal nun den Märkten in die Schuhe.
Um mindestens acht Milliarden Euro hat die Wien Energie an der europäischen Strompreisbörse EPEX eingekauft, in der Erwartung, zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn zu verkaufen. Da der Markt aber völlig verrückt spielt, wurde aus Gewinn nichts. Das Unternehmen der Stadt Wien hat sich verspekuliert – der Bund muss einspringen, damit nicht zwei Millionen Wiener im Dunkeln sitzen.
Eigener Jahresbericht enthüllt Spekulationen
Das Geschäftsverhalten der Wien Energie ist nicht neu. Bei Umsatzerlösen von mehr als drei Milliarden wurden mehr als vier Milliarden kurzfristige Schulden aufgenommen. Reinhard Göweil zitiert auf “Finanznachrichten” aus dem Jahresbericht: „Der signifikante Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten resultiert hauptsächlich aus der stichtags-bezogenen Bewertung von Strom- und Gasderivaten, welche die internationalen Verwerfungen auf den Energiemärkten widerspiegelt. Damit verbunden kam es zu höheren Variation-Margins…“.
Stadt Wien sieht die Schuld auch bei der Bundesregierung
Bei der Stadt Wien will man nichts von Spekulationen wissen. Es handle sich um völlig normale Vorgänge, schuld an der Misere sei die jüngste rasante Preiseinwicklung am Strommarkt, die niemand vorhersehen konnte. Auch die Bundesregierung habe Schuld, weil sie es bisher verabsäumt hätte, einen Schutzschirm nach deutschem Vorbild für Energie-Unternehmen zu spannen.
Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) nannte das Verhalten „mutmaßlich spekulativ“. Das bestreitet man bei der Wien Energie vehement. Das interne Risikohandbuch würde dies gar nicht erlauben. „Es stimmt nicht, dass auf sinkende Preise spekuliert wurde. Es gibt keinen Leerverkauf“, betonte Peter Weinelt, Aufsichtsratspräsident und Vorstand der Wiener Stadtwerke. Um weniger als 48 Tage zu erklären. „Die Entwicklung am Freitag zeigte, da gibt es Instrumente, die an Börsen üblich sind, um den Handel auszusetzen. Leerverkäufe etwa. Das ist Aufgabe der Aufsicht. Wir können das nicht beeinflussen.“
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Kommentare
Warum haben die hauseigenen Banken BAWAG und Bank Austria keine Kredite gegeben ? Sie haben es doch abgelehnt (vorübergehend) einzuspringen.
Sorry, gehört zur Diskussion ganz unten.
das einzige was immer geliefer wird sind die millionen bonis an diese giergenossen der sozibonzen.
Wolf sprach in der Zib 2 von einem Jahres-Geschäftsvolumen bei der Wien-Energie von 3 Milliarden.
Wenn also tatsächlich um 8 Milliarden Strom gekauft wurde ist die Relation schon seltsam.
Wenn dieser Strom aber gar nicht zum Zweck gekauft wurde um ihn an die Wiener weiterzuverkaufen sondern wenn es ein “Finanzstrom” war, also ein virtuelles Produkt das durch seine Wertänderung Gewinn bringen sollte, dann weiß ich nicht wie man ein solches “Geschäft” bezeichnen sollte.
Im Moment bemüht man sich diese Geschäftstätigkeit als die einzig mögliche darzustellen um den Energiebedarf der Stadt Wien zu sichern.
Diese Behauptung wird nun durch zahlreiche externe Überprüfungen auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft werden.
Es wird immer behauptet das man gar nicht anders könnte wegen der jahreszeitlich unterschiedlichen Verbrauche, dann erklärt mir das nicht warum man Strom den ma braucht nicht einfach einkauft und damit basta.
Was hat Finanzstrom, der also kein physischer Strom ist mit Versorgungssicherheit zu tun wenn ich ihn nicht behalte um ihn später vom Vertragspartner liefern zu lassen?
„dann erklärt mir das nicht warum man Strom den ma braucht nicht einfach einkauft und damit basta.“
Klar, mach das – kauf halt am Freitag den Strom fürs Wochenende um 720€/MWh, wennst ihn vor zwei Jahren geordert hättest, aber nur die damals ausgehandelten 40€ bezahlen müsstest.
„Was hat Finanzstrom, der also kein physischer Strom ist mit Versorgungssicherheit zu tun wenn ich ihn nicht behalte um ihn später vom Vertragspartner liefern zu lassen?“
In den Bilanzen ist der Strom, der im Bilanzjahr schon physisch durch die Leitungen geflossen ist (gekauft oder verkauft) ausgewiesen, der andere Posten ist der, für den in Zukunft schon Geschäfte an der Börse abgeschlossen wurden und für den Sicherheitsleistungen für den Deal bis zur Lieferung zu erbringen sind. Wennst a gute Idee hast, wie man die im Winter zu viel erzeugten Terawattstunden bei der WE bis zum nächsten Sommer aufheben kann, dann lass Dir das patentieren. Bis dahin werden sie weiter zwei Jahre im Voraus zu moderaten Konditionen die Überproduktion des Winters verkaufen und im Sommer zukaufen müssen.
Also, wenn ich jetzt Leerverkäufe mache, und zufällig gewinne, dann bin ich der Held und die “verdiente” Kohle gehört mir. Wenn ich verliere, dann ist der Staat (= die Steuerzahler) schuld und der muss mir einen “Schutzschirm” spannen – das ist die Logik der SPÖ 🙁
Das ganze bemühte “Geschwurbel” und Herausgerede erinnert an ein kleines Kind, welches sich um Vatis Goldmünzen Paninibildchen gekauft hat, in der Hoffnung, damit bei seinen Mitschülern einen fetten Deal zu machen….
Und weil das nicht funktioniert hat, fordert es ganz einfach frech noch mehr Kohle !
Was der Vater dieses Kindes in diesem Fall getan hätte, will ich mir gar nicht vorstellen !
Was Ludwig getan hat, wissen wir !
Allerdings – es war ja auch nicht sein Gold!
Zum ersten Satz: WENN die Wien Energie zuviel EINgekauft hätte, um später zu verkaufen, dann hätte sie kein Problem, sondern einen Gewinn gemacht. Denn sie säße dann quasi auf einen Strom-Berg und die Preise steigen. Es muss also andersrum sein: Sie haben zukünftig noch zu produzierenden Strom, den sie heute noch nicht besitzen, zu einem späteren Termin VERkauft, sie müssen daher ihn später besorgen und ausliefern. Und wenn die Gaspreise und Strompreise am Markt steigen, wird “das später besorgen” bzw “später herstellen” sehr sehr teuer. Also schwere Verluste, weil vorab und zu billig verkauft wurde. Spätestens ab März/ April hätte man solche Geschäfte nicht mehr machen dürfen. Man wird sehen, wie lange sie dieses künstliche Einnahmen – Vorverschieben schon gemacht haben, 2 Milliarden Schäden bauen sich nicht so kurzer Zeit auf.
Im April hat C. Kern im Trend Interview gesagt – “es kann ganz schnell finster werden” warum, was hat er als Eenergie Experte bereits gewusst?
Sie haben Strom geshorted statt long zu gehen. Warum haben sie fiktiven Strom verkauft statt diesen für ihre Kunden einzukaufen?
Lieber Exxpress danke, ihr seid vielfältig und richtig toll, sehr gut zu lesen aber CAPTCHA lösen ist nicht mehr mein Ding. Tschau, Servus alles Gute! 😙
Richtig. Noch dazu wo es nicht immer funktioniert. Ging ja vorher super, weshalb diese aenderung. Laestig auch, dass immer tv weggedrueckt werden muss u dass man nicht ausbessern kann. Vielleicht da etwas aendern. Danke.
Richtig so, ist ein Unsinn, daher ebenso “auf Wiedersehen”
Dieses automatische Streaming ist ein massives Problem, wenn man mobil keine Flatrate hat. —> kein Exxpress unterwegs!
Ich kann mich dem nur anschließen.