Die 40-Jährige „verlässt Correctiv auf eigenen Wunsch, um den bevorstehenden Bundestagswahlkampf“ in Deutschland mitzugestalten, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Managing Director, die Gesellschafterversammlung und der Aufsichtsrat haben sich deshalb darauf verständigt, die Zusammenarbeit […] zu beenden.“

Zwar sind Wechsel von Medienhäusern in die Politik per se nichts Ungewöhnliches, Guskos Transfer ist aber vor dem Hintergrund brisant, dass sie mitverantwortlich für die Ausrichtung des Mediums war, als dieses über die „Geheimkonferenz von Potsdam“ berichtete. Im Januar publizierte Correctiv eine viel beachtete Recherche, in der berichtet wird, wie bei einer Zusammenkunft von AfD- und WerteUnion-Politikern mit neurechten Aktivisten die Deportationen von Millionen von Menschen auf Grundlage rassistischer Kriterien diskutiert worden sein sollen. Die Autoren stellten dabei das Treffen in eine Kontinuität mit der Wannseekonferenz – und mussten ihre Aussagen im Nachgang mehrfach korrigieren.

Beste Kontakte zu Baerbocks Stichwortgebern

Die Recherche wurde von Kritikern als tendenziös und irreführend bewertet, mobilisierte aber hunderttausende Demonstranten auf deutschen Straßen. Schon damals berichtete NIUS, dass Gusko als selbsternannte „Verfechterin sozialer Gerechtigkeit, „Anführerin für Systemveränderungen“ und „Feministin“ seit Jahren verflochten mit der linken „Zivilgesellschaft“ ist, die direkt von staatlichen Geldern abhängig ist. Auch Correctiv erhielt Projektzuwendungen von staatlichen Stellen, etwa aus dem Bildungsministerium, der Staatskanzlei NRW.

Doch auch die personelle Vernetzung hin zu Regierungsämtern hat es bei der bei Correctivausscheidenden Geschäftsführerin in sich: So ist sie eine enge Vertraute von Kristina Lunz, die das 2016 gegründete Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) leitet und wiederum als Stichwortgeberin der feministischen Außenpolitik von Annalena Baerbock (Grüne) gilt. Zudem gibt Gusko an, für das CFFP als Spendensammlerin tätig gewesen zu sein. Das Zentrum erhielt seit 2021 mindestens 405.000 Euro aus dem Auswärtigen Amt. Auch Correctiv profitierte von Steuergeldern aus der Behörde von Annalena Baerbock (Grüne). 2019 und 2020 flossen jeweils 44.000 Euro an das Medienportal.

Recherche als Theaterstück

Und auch hier zeigen sich bemerkenswerte Verbindungen: Denn ausgerechnet der Ehemann von Annalena Baerbock, Marco Holefleisch, übernahm für Correctiv die Krisen-PR, nachdem die Potsdam-Recherche viel Kritik nach sich gezogen hatte.

Gusko pflegt außerdem beste Kontakte zur SPD. Sie trat mehrmals bei Veranstaltungen der Friedrich-Ebert-Stiftung auf und hielt auf einem SPD-Parteitag eine Rede. Dazu ist sie etwa mit der SPD-Influencerin Sawsan Chebli befreundet, wie gemeinsame Bilder zeigen. Im Nachgang der Zusammenkunft von Potsdam, über das ihr Medienhaus später berichten sollte, traf Gusko etwa auch den Bundeskanzler persönlich, wie NIUS exklusiv berichtete – und lud ihn nach Veröffentlichung ins Berliner Ensemble ein, wo die Recherche als Theaterstück inszeniert wurde.

Nun schließt sich also der Kreis für Jeannette Gusko, die einst für das Bildungsministerium arbeitete – und aus ihrer politischen Voreingenommenheit nie ein Geheimnis machte. Wie das Medienhaus Correctiv mitteilt, gehörte Gusko „seit September 2022 zusammen mit Gründer und Publisher David Schraven zum Geschäftsführungs-Team des Medienhauses“. In ihrer Zeit hat sie eine Phase „größeren Wachstums“ und „eine Neustrukturierung der finanziellen Grundlagen hervorragend gemanagt“.

Die „redaktionelle Unabhängigkeit“, die in der Pressemitteilung ebenfalls gelobt wird und die mit der Person Gusko verknüpft sein soll, dürfte indes angezweifelt werden.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NIUS erschienen.