Vorarlberg ist eine schwarze Bastion: Die ÖVP lag seit 1945 stets klar auf Platz eins und rutschte bei Landtagswahlen anders als in den anderen Bundesländern noch nie unter die 40-Prozent-Grenze. Die fünf Landeshauptmänner in den vergangenen 79 Jahren kamen alle aus der Volkspartei.

Nach dem bisher größten Minus der Parteigeschichte bei einer Nationalratswahl dürfte sich der Abwärtstrend der ÖVP allerdings auch im Ländle fortsetzen. Den Umfragen zufolge liegen für die Schwarzen nicht nur die 43,53 Prozent vom letzten Mal in weiter Ferne, erstmals könnten die Freiheitlichen in Schlagdistanz zur Volkspartei kommen.

ÖVP verzeichnet bei fünf von sechs Urnengängen Verluste

Sollte die ÖVP tatsächlich das erwartete Minus einfahren, setzt sich damit ein Trend fort, der mit dem Abgang des ehemaligen Kanzlers und Ex-ÖVP-Chefs Sebastian Kurz begonnen hatte. Bis auf den Urnengang in Kärnten, bei dem die ÖVP ein zartes Plus verzeichnen konnte, setzte es in bis dato sechs Urnengängen fünfmal ein sattes Minus. Die Bilanz für ÖVP-Chef Karl Nehammer, der die Partei Ende 2021 von Kurz übernommen hatte, fällt somit ernüchternd aus.

Der amtierende Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) mit seiner FrauAPA/BARBARA GINDL

Die in Vorarlberg traditionell schwache SPÖ muss bei den dortigen Landtagswahlen seit 2014 mit Prozentwerten unterhalb der Zehn-Prozent-Schwelle leben, auch wenn 2019 mit 9,46 Prozent (plus 0,69) eine Verbesserung erreicht wurde. Nach der Stagnation bei der Nationalratswahl am 29. September dürften die Bäume für die SPÖ auch am Sonntag im Ländle nicht in den Himmel wachsen. Dennoch hofft die SPÖ auf eine Regierungsbeteiligung, was freilich schwierig werden dürfte.

NEOS dürfen hoffen

Die NEOS wollen ihre jüngste Erfolgsserie bei der Vorarlberger Landtagswahl prolongieren. Nach Zuwächsen bei der EU- und der Nationalratswahl winkt auch im Ländle ein Plus. Vorarlberg ist traditionell ein guter Boden für die Pinken, schneidet die Partei dort bei Bundeswahlen doch überdurchschnittlich gut ab.

Die Grünen hoffen, ihre Talfahrt im Ländle zu stoppen. Bereits bei der EU-Wahl im Juni und der Nationalratswahl vor zwei Wochen musste die Ökopartei Verluste hinnehmen. Bei Letzterer fiel das Minus mit 5,66 Prozentpunkten deutlich aus, da die Grünen rund 40 Prozent ihrer Wähler von 2019 verloren haben.