Vor drei Jahren initiierte der NEOS-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr den Wiener Integrationsrat, ein Gremium in dem sich Experten mit den Themen Integration und Diversität auseinandersetzen. Jedes Jahr stehen zwei Schwerpunktthemen auf dem Programm; die Ergebnisse, zu denen der Integrationsrat kommt, werden am Ende der Öffentlichkeit präsentiert.

Am Montag war es wieder einmal so weit: Wiederkehr gab bereits zum sechsten Mal ein „Statement” ab, wie die Zusammenfassung bezeichnet wird. Das sperrig klingende Thema lautet „Einstellungen zur Demokratie und gruppenbezogene Abwertungen in der Einwanderungsgesellschaft“ und wurde bereits bei einer Fachtagung im Juni erarbeitet. Das verblüffende Ergebnis der Fachtagung: „Das vorliegende Statement betont menschenrechtsbasierte Werte und Pluralitätsfähigkeit als unverzichtbare Elemente einer demokratischen Stadtgesellschaft”, heißt es offiziell von Seiten der Stadt.

Empfehlungen für ein „starkes Miteinander"

Was heißt das jetzt konkret? „Wien steht vor der Aufgabe für ein gutes Zusammenleben in einer sehr diversen Gesellschaft zu sorgen. Dies gelingt nur, wenn sich alle an gemeinsame Regeln und gemeinsame Werte halten. Menschenrechtsbasierte Werte wie Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie sind unverzichtbar, um Teilhabe zu stärken und Polarisierungen entgegenzuwirken“, so Wiederkehr.

Da fast die Hälfte aller Wiener einen Migrationshintergrund aufweisen, herrscht Pluralität. Dies bietet laut dem Wiener Integrationsrat Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, so das scharfsinnige Urteil. Es werden auch Empfehlungen ausgesprochen, um „das Miteinander zu stärken”.

So würde ein Demokratie- und Ethikunterricht den Fokus auf Demokratiebildung in Wiener Schulen legen und bei Kindern und Jugendlichen Toleranz, Gleichberechtigung und interkulturelles Verständnis fördern. Zudem sollen mit Workshops und Dialogformaten den Eltern „demokratische Werte und Respekt” vermittelt werden.

Auch gruppenübergreifende Begegnungen in „sozialen Räumen für Austausch und Dialog zwischen unterschiedlichen Communities” sollen ausgebaut werden. Ebenso empfohlen wird eine „gezielte Einbindung migrantischer Communities in die Förderung des sozialen Zusammenhalts”.

Demokratieschule Wien kommt

Die Stadt Wien nimmt die Ratschläge des Integrationsrats sehr ernst und setzt bereits 2025 zwei Projekte im Bildungsbereich um. Zum einen wird der Bildungsplan des Kindergartens unter Einbindung von Experten und privaten Trägerorganisationen überarbeitet, zum anderen startet an fünf Wiener Pflichtschulen die Zertifizierung „Demokratieschule Wien”. Ziel: Es soll eine „demokratische Schulkultur entwickelt werden, in der Schüler, Lehrkräfte und Eltern aktiv an Entscheidungen beteiligt sind”.