WKÖ-Präsident Harald Mahrer fordert, Trinkgeld künftig vollständig von Steuern und Abgaben zu befreien. Es handle sich um ein Zeichen der Wertschätzung, nicht um reguläres Einkommen – vor allem in Gastronomie und Hotellerie, wo das Personal oft unter enormem Druck arbeite.

Derzeit sind Trinkgelder grundsätzlich sozialversicherungspflichtig. In Wien liegt die monatliche Pauschale bei rund 60 Euro – alles darüber wird voll versteuert. Was früher kaum kontrollierbar war, sorgt heute durch den Trend zur Kartenzahlung für neue Probleme: Elektronisch erfasst, erscheinen Trinkgelder direkt in der Registrierkassa. Medienberichte über Nachforderungen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) nach Betriebsprüfungen sorgten zuletzt für Unruhe in der Branche.

88 % der Österreicher wollen abgabenfreies Trinkgeld – bei Besteuerung würden viele weniger geben.GETTYIMAGES/Alberto Marrupe Gutierrez

Österreicher sprechen sich klar gegen Besteuerung aus

Die Wirtschaftskammer sieht sich durch eine eigene Umfrage des Market-Instituts bestätigt: 88 Prozent der Österreicher sprechen sich klar für eine Abgabenbefreiung von Trinkgeld aus. 87 Prozent lehnen es ab, dass Betriebe dafür Steuern zahlen müssen. Und die Hälfte der Befragten gab an, im Fall einer weiteren Besteuerung künftig weniger Trinkgeld zu geben.

SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer will das Budgetloch auf dem Rücken der Gastronomie stopfen.APA/ROLAND SCHLAGER

FPÖ rechnet mit ÖVP ab

Die FPÖ hält Mahrers Forderung für nicht glaubwürdig. Tourismussprecher Christoph Steiner spricht von einem „üblen ÖVP-Schmäh“ und erinnert daran, dass im aktuellen Regierungsprogramm keine Rede von einer Steuerbefreiung sei. Trinkgelder seien ein wichtiger Zuverdienst – gerade in einer Branche mit niedrigen Löhnen und Personalmangel, betont Steiner.

FPÖ-Tourismussprecher Christoph Steiner.IMAGO/SEPA.Media

Besonders pikant: Mahrer habe das Regierungsprogramm der „Ampel-Koalition“ selbst mitverhandelt – und genau dort fehle jede konkrete Maßnahme zur Entlastung bei Trinkgeld. Aus Sicht der Freiheitlichen sei eher zu befürchten, dass SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer bereits nach Wegen suche, „noch tiefer in die Taschen von Wirten und Mitarbeitern zu greifen“, so Steiner.

Dass Herr Mahrer erst jetzt plötzlich erkenne, dass eine völlige Steuerbefreiung der einzig vernünftige Weg sei, kann man nur als reine Show verstehen, so der FPÖ-Politiker.

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