Die Schülerin besucht das Richard-Wossidlo-Gymnasium in Ribnitz-Damgarten. Im Februar hatte sie auf TikTok ein Video gepostet, in dem sie die Schlümpfe mit Deutschland verglich. “Die Schlümpfe sind blau und Deutschland auch”, sagte sie in dem Video, das wohl als witziger AfD-Werbe-Post gemeint war. Außerdem hatte sie gepostet, dass Deutschland nicht irgendein Ort, sondern ihre Heimat sei.

Dann geschah das Unglaubliche: Der Schuldirektor, Jan-Dirk Zimmermann, sah in diesen Videos allen Ernstes einen Verstoß gegen die Verfassung und informierte umgehend die Polizei. Die Beamten kamen daraufhin in die Schule und holten die Schülerin ab – mitten im Unterricht. Die Deutsche wurde durch die Schule zum Lehrerzimmer geführt, wo ihr die Polizisten erklärten, dass sie solche Posts in Zukunft unterlassen solle.

Sind Schüler, die Deutschland ihre Heimat nennen, also ein Fall für die Polizei?Getty

Mutter: "Das ist Stasischeiße!"

Die Mutter der Schülerin ist fassungslos. “Ich bin entsetzt”, sagt sie gegenüber der “Jungen Freiheit”. “Das ist so eine heftige, mit Verlaub, Stasischeiße, ich hätte das in meinem ganzen Leben nicht für möglich gehalten, was meiner Tochter hier angetan wurde.” Sie schildert weiter: “Als ob sie eine Verbrecherin sei. Durch die ganze Schule hindurch. Da sind über 500 Schüler drauf. Es ist unglaublich. Und dann ging es das ganze Schulgebäude hindurch zum Lehrerzimmer.”

Die Polizei hingegen sieht keinen Grund zur Aufregung, denn dem Mädchen sei “letztlich nichts” vorzuwerfen. “Ein Anfangsverdacht einer Straftat konnte mithin nicht festgestellt werden“, sagt Polizeisprecher Marcel Opitz. Man habe eine “Art Gefährderansprache” geführt – doch die findet eigentlich nur mit Menschen statt, von denen die Polizei annimmt, dass sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen könnten.

Vor allen Mitschülern wurde die Deutsche abgeholt – als hätte sie ein Verbrechen begangen.APA/dpa/Philipp von Ditfurth

Vorgang hat ein politisches Nachspiel

Die Mutter hält das Verhalten der Polizisten für unerhört: Die Polizisten “wußten vorher, was meine Tochter gepostet hatte, sie wußten, dass es nicht strafbar war und trotzdem dieser Aufmarsch, diese Drohungen, diese Unterdrückungen der Meinungsfreiheit.“ Zum Glück habe ihre Tochter einen starken Charakter. Sie sei bereits von einer Lehrerin unter Druck gesetzt worden, weil sie AfD wählen würde.

Nun war aber eine Schmerzgrenze erreicht. Die Mutter rief den Direktor an und erklärte ihm: “Wenn Sie meinen, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt, reden Sie erst mit mir!’ Da sagte der Direktor zu mir, daß er das nicht dürfe, er habe die Auflage, sofort die Polizei zu informieren.”

Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Enrico Schult, will den Vorfall im Plenum des Landtags debattieren. “Dieser skandalöse Vorgang offenbart, dass unsere Schulen immer mehr zur Gesinnungsschnüffelei benutzt werden sollen.”