Sellner traf in einem schwarzen Mini gegen 18 Uhr an der Grenze in Passau ein und wurde von Bundespolizisten einer Kontrolle unterzogen. 45 Minuten später war klar: Sellner darf einreisen.

Der “Spiegel” hatte am Wochenende mit Verweis auf Sicherheitskreise berichtet, dass für Sellner ein Eintrag in der internen Fahndungsdatenbank der deutschen Bundespolizei hinterlegt wurde. Bei einer Kontrolle könnten die Polizisten dem Österreicher den Grenzübertritt verwehren. Hintergrund dafür war die umstrittene Konferenz von Rechtsextremen in Potsdam, bei der der Aktivist über das Thema “Remigration” referiert hatte. Am Sonntag hieß es, die Ausländerbehörde von Passau prüfe die Möglichkeit einer Einreisesperre für Sellner. In Abstimmung mit den deutschen Sicherheitsbehörden werde beurteilt, ob eine Gefährdung für die Sicherheit und öffentliche Ordnung bestehe.

Sellner seinerseits kündigte am Sonntag in Sozialen Medien an, Passau zu besuchen und sich an der deutsch-österreichischen Grenze notfalls abschieben zu lassen – der eXXpress berichtete. Unter dem Titel “Meine Flucht nach Deutschland” dokumentierte er via Live-Kanal auf Telegram seine Reise. In dem Video sagte der rechtsextremist, er wisse nicht genau, ob wirklich ein Einreiseverbot bestehe. “Wir stellen es auf die Probe.”

Beamte der deutschen Bundespolizei Passau kontrollierten daraufhin aus Österreich einreisende Autos. Polizeihauptkommissar Jürgen Bockstedt erklärte, es wurde kontrolliert, ob bei Martin Sellner eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung vorliege. Die Entscheidung, ob er einreisen dürfe, lag bei der Bundespolizei in Potsdam. Bockstedt: “Wir haben die Gründe hinterfragt, warum er einreist, und wir haben keine Gründe gefunden, die darauf hindeuten, dass er eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt – und deswegen darf er einreisen.”

Sellner-Besuch: Gastronom sperrte Kaffeehaus lieber zu

Sellner jubelte: “Die Willkommenskultur in Passau war überwältigend.” An der Grenze empfingen Kamerateams den Wiener. Ein Passauer Wirt, in dem Sellner laut eigener Ankündigung Kuchen essen wollte, hatte am Montag reagiert und sein Café geschlossen. Der Gastronom kämpft nun laut “Passauer Neue Presse” mit Hasskommentaren.

Sellner hatte  zuvor  in Potsdam an einem Treffen radikaler Rechter teilgenommen und dort nach eigenen Angaben über “Remigration” gesprochen. Das Treffen hat zu Protesten in Deutschland und Österreich geführt. In Deutschland gehen seit Wochen hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. In Österreich kam es am vergangenen Freitag erstmals zu Demonstrationen gegen rechts. Vor dem Parlament in Wien versammelten sich nach Veranstalterangaben mindestens 80.000 Menschen, um die “Demokratie zu verteidigen”. Laut Polizei waren es bis zu 35.000. Auch in Innsbruck und Salzburg gab es Protestveranstaltungen.