Österreich und ganz Europa ist zu fast 100 Prozent von Lithium-Importen aus China abhängig. Das Metall wird zwar auch in Südamerika und Australien gefördert, aber fast ausschließlich in der Volksrepublik verarbeitet. „Die Industrie hat sich viel zu lange darauf verlassen, dass sie ihre Vorprodukte in beliebiger Menge, zu jeder Zeit zum kleinsten Preis am Weltmarkt beziehen kann”, kritisiert Rohstoff-Experte Michael Schmidt – obwohl die Ressource auch in Europa gefördert werden könnte. Das Metall ist Grundstoff der Batterie-Produktion und somit für Computertechnik, E-Mobilität und dergleichen unabdingbar.

Die Abhängigkeit macht angreifbar

Dass dieses Abhängigkeitsgefüge problematisch ist zeigte spätestens die Corona-Pandemie, in deren Folge Medikamente und Technik plötzlich knapp wurde, weil sie in ihren Herstellungsländern blieben. Die Sorge um die Lithium-Abhängigkeit ist darin begründet, dass China zuletzt die Ausfuhr von Gallium und Germanium erschwerte. „Sollte auch Lithium zukünftig unter die Exportkontrollen fallen, dann haben wir wirklich ein anderes Problem”, warnt Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck. Ein solcher Schritt scheint momentan zwar unrealistisch, hätte aber global weitreichende Folgen und ist ein enormes Druckmittel in den Händen der Volksrepublik.

Auch mit Erschließung eigener Ressourcen ist Europa weiter auf China angewiesen

Sich dieses Risikos immer mehr bewusst werdend, sucht die EU nach Alternativen und findet sie im Schoß Europas: auch auf unserem Kontinent gibt es Lithium. Eines der größten Vorkommen befindet sich direkt vor der Haustür in Kärnten, der Abbau der größten Fördermenge von bis zu 25.000 Tonnen pro Jahr ist bei unseren deutschen Nachbarn in Baden-Württemberg geplant. Trotz der geplanten Projekte wird Europa bis 2030 aber nur 25 bis 30 Prozent des Eigenbedarfs decken können. „Wenn der Lithiumbedarf in Europa auch aus Europa heraus gedeckt werden soll, dann ist dafür ein zweistelliges Milliardeninvestment nötig”, schätzt Schmidt und glaubt: „Wir werden in Europa immer abhängig sein von Importen. Eine hundertprozentige Eigenversorgung werden wir nicht hinbekommen.”