“Diese I … vergleicht das wegen Brandschatzung aufgegebene Migrantenlager #Moria ernsthaft mit #Mauthausen, wo 100.000 Menschen durch Zwangsarbeit, Hunger, Krankheit und Vergasung während des 2. Weltkrieges ermordet wurde”, kritisiert ein Twitter-User die Ex-Skirennläuferin für deren Posting über das Migranten-Lager. Er ist nicht allein mit seinem Protest, viele User meinen, dass mit derartigen Aussagen der Holocaust verharmlost wird – und dieses Posting von Nicola Werdenigg (63) geschmacklos gewesen sei.

So schreibt die Ex-Liste-Jetzt-Aktivistin bei ihrer privat finanzierten “Fact-Finding-Mission” in Griechenland wörtlich: “Der Besuch des abgebrannten Lagers #moria löst ähnliche Beklemmungen aus wie Mauthausen. Menschen werden in der EU in Konzentrationslagern eingesperrt. Wir werden nicht aufhören die schweren Menschenrechtsverbrechen öffentlich zu machen.”

 

"Die EU" betreibe "Konzentrationslager"

Die Verwendnung der Begriffe “Mauthausen” und “Konzentrationslager” in Zusammenhang mit der Asyl-Unterbringung in Griechenland ist tatsächlich nicht unproblematisch: Wie jeder Pflichtschulabsolvent in Österreich weiß, hatten die in Konzentrationslagern gefangenen Opfer des Nationalsozialismus keine Möglichkeit, auszureisen – die Migranten können sehr wohl jederzeit wieder zurück in ihre Herkunftsländer.

Ebenso problematisch ist die Unterstellung Werdeniggs, “die EU” würde Menschen in Konzentrationslager sperren: Die politische Führung in Brüssel macht zwar manche Fehler in der Asyl-Betreuung, der EU-Führung aber eine absichtliche Vernichtung von Menschenleben und ein bewusstes Quälen der Migranten – wie eben damals in den Konzentrationslagern üblich – vorzuwerfen, ist eine massive Provokation oder ein dramatisches Unwissen über die Bedingungen in den Lagern des Nationalsozialismus.

Werdenigg rudert zurück - dann aber auch wieder nicht

Aufgrund der sofortigen Reaktionen dürfte auch Nicola Werdenigg rasch klar geworden sein, dass sie mit ihrer Wortwahl einen Schritt zu weit gegangenen ist: Die Ex-Skirennläuferin versuchte zurückzurudern, stellte ihre Absicht, den Holocaust zu verharmlosen in Abrede – und formulierte weiter knallhart: “Ich habe keinen Holocaust Vergleich gemacht. Ich berichte über die Ruine einer aktuellen Hölle, die einige Kilometer weiter neu eröffnet wurde. Hier werden Menschen vernichtet. Ganz einfach weil wir aus 1000 Gründen die Wahrheit nicht aussprechen sollen.” Und Werdenigg rüffelte die Kritiker: “Da Sie sich, wie Sie sagen, nicht vorstellen können, was den Menschen hier angetan wird, sollten Sie vielleicht lieber nicht darüber befinden, was ich als Konzentrationslager bezeichne. Danke.”

Im Konzentrationslager Mauthausen waren 200.000 Menschen inhaftiert, 120.000 von ihnen wurden vom Nazi-Regime ermordet.

Das Asyl-Lager Moria befand sich im Landesinneren der ostägäischen Insel Lesbos. In dem für 2800 Personen konzipierten Lager lebten zeitweilig im März des Vorjahres 20.000 Menschen; es war Europas größtes Flüchtlingslager und ein sogenannter Hotspot der EU. In dem Lager herrschten wegen der Überfüllung jahrelang katastrophale Verhältnisse. In der Nacht auf den 9. September 2020 kam es durch Brandlegung seitens mehrerer jugendlicher Migranten aus Afghanistan zu einem Großbrand, der das Lager und die Habe der Flüchtlinge fast vollständig zerstörte und 12.600 Menschen obdachlos machte. Ein Teil der Menschen wurde auf das griechische Festland gebracht, für 7800 Menschen wurde ein provisorisches Zeltlager an der Küste in der Nähe des bereits bestehenden Lagers Kara Tepe errichtet.

Das heftig kritisierte Posting der Ex-Skirennläuferin
Dieses Bild entstand kurz nach der Befreiung des KZ Mauthausens - der Unterschied zu Asyllagern fällt auf.
"Die EU" halte Migranten in "Konzentrationslagern" gefangen, schrieb Werdenigg: Hier ein Bild vom KZ Mauthausen.
Werdenigg will sich nicht vorschreiben lassen, was sie als "Konzentrationslager" bezeichnet . . .
Hier können Sie den exxpress unterstützen

Ihr Beitrag hilft, unsere Berichterstattung noch weiter auszubauen und diese weiterhin kostenlos und top-aktuell zu Verfügung zu stellen.

Jetzt unterstützen!

Kommentare

  • hotdog sagt:

    Ich hatte schon damals bei den schweren ÖSV-Anschuldigungen den Verdacht, dass mit dieser Dame etwas nicht stimmt. Nun liefert sie den endgültigen Beweis für ein offensichtliches Problem (ADHS?).

    1. Perigord sagt:

      Ja, ich erinnere mich.
      Frau Werdenigg bezichtigte, wenn ich nicht irre, den gesamten ÖSV, dass er ein Klima schaffe, in welchem es zu unstatthaften Machtspielen und psychischer, bis physischer Gewalt komme, und dass dieses Klima sexuelle Dominierung und sogar Missbrauch gewollt begünstige. So oder so ähnlich habe ich das in Erinnerung.

      Wissen Sie zufällig, ob diese wirklich sehr schweren Vorwürfe bewiesen wurden?

  • Johannes Neuberger sagt:

    Sich selbst als moralische Instanz darstellend, besserwisserisch, selbstgerecht, eitel, präpotent, verächtlich gegenüber anderen, gerne austeilend und zugleich selbst auf Kritik hoch empfindlich reagierend: Narzissmus in Reinkultur.

  • Marc sagt:

    Hat die Frau Werdenigg eigentlich gesagt, wieviele dieser Flüchtlinge sie selbst bereit ist, bei sich aufzunehmen und lebenslang zu alimentieren?

  • Herbert Hanschitz sagt:

    mich würde ja interessieren wie man so ein lager und die zustände in moria richtig bezeichnen darf.

    1. Perigord sagt:

      Man nennt es ein Flüchtlings- oder Migranten-Auffanglager.

      Es hat, im Gegensatz zu einem Konzentrationslager, nicht den Zweck, die gewaltsam dorthin deportierten Insassen systematisch industriell zu ermorden, sondern es hat den Zweck, den (von sich aus) in dieses Lager kommenden Menschen zu HELFEN.

      Dass die Zustände und Lebensbedingungen dort wirklich nicht angenehm sind, ist bekannt und tatsächlich eine Schande.
      Aber sie mit der Tötungsmaschinerie der Nazis in einem Atemzug zu nennen, ist unerhört, obszön, ein Hohn für die Opfer der Shoah und absolut unerträglich.

  • Peter Koroly sagt:

    Diese Frau hat offensichtlich die Schule geschwänzt, als über die Geschichte dieses o.ö. Konzentrationslager gesprochen wurde. Die Häftlinge in Mauthausen mussten harte Arbeit verrichten bei Hungerrationen.
    Das zu vergleichen mit den Zelten der EU bedeutet
    die NS-Verbrechen zu verharmlosen.

    1. Perigord sagt:

      Vor allem waren die Insassen in KZs gegen ihren Willen dort und zwar zum grauenvollen Zweck der industriellen Ermordung. Sie durften das Lager natürlich auch nicht verlassen.

  • Endedestunnels sagt:

    Wiederbetätigung oder kein Anfangsverdacht aufgrund Immunisierung durch Weltanschauung?

  • LvM sagt:

    Schade eigentlich.

    Hier in diesem Forum gäbe es einige Ansätze dafür, dass sich tatsächlich ein politischer Diskurs entwickeln könnte. Einige Poster, wie Perigord z.B. zeichnen sich durch intelligente Beiträge aus, die zwar eindeutig die politische Positionierung erkennen lassen, aber trotzdem Raum für eine Diskussion schaffen.

    Leider scheint das Forum hier – und in diesem Thread auch Perigord – immer mehr zu einem Spiegelforum des Standardforums zu verkommen. Es wird in jedem zweiten Posting persönlich beleidigt, Menschen werden herabwürdigend dargestellt usw.

    Diese üble Art des Kommunizierens scheint also doch kein Phänomen des Standard zu sein, sondern ein allgemeines. Leider.

    1. Katha sagt:

      @ LvM
      Wenn Ihnen dieses Forum zu “verkommen” droht, bleiben Sie bitte beim Standard – oder wo auch immer Sie sonst zugange sind.
      Aber lassen Sie doch bitte die Poster hier das schreiben, was und wie sie wollen! Es steht Ihnen NICHT zu, diese zu kritisieren!
      PERIGORD hat übrigens völlig Recht, auch mit jenen Kommentaren, die IHNEN nicht in den Kram passen!
      Ich brauche P. nicht zu verteidigen, dass kann P. schon selber, ich finde Ihre Rüge hier aber völlig unangebracht!

      1. Anna Schneider sagt:

        Bin ich ganz Ihrer Meinung!

    2. Perigord sagt:

      Ich denke, Sie beschreiben allgemeine Merkmale, die in den Foren von Nachrichtenmedien gültig sind.

      Es handelt sich immer um subjektive Meinungsäußerungen. Manche UserInnen räumen ihre Subjektivität ein, andere nehmen für sich unfehlbare Objektivität in Anspruch.

      Alle Phänomene, die Sie beschreiben, sind in allen solchen Foren üblich, und die Moderationen sorgen (mehr oder weniger erfolgreich) dafür, dass es zu keinen Exzessen kommt.

      Es liegt an jedem User selbst, ob er sachlich und fair diskutiert, oder sich mit Beleidigungen und Herabwürdigungen betätigt. Niemand ist perfekt, aber wir alle sind gut beraten, vor der eigenen Türe zu kehren.

      Geben Sie bitte ein gutes Beispiel für sachlichen und erkenntnisbringenden Diskurs, @LvM, und äußern Sie sich doch zum Thema dieses Artikels, wenn wir Fragen zur allgemeinen Foren-Etikette damit durch haben.
      Ihre Meinung zu den Tweets der Frau Werdenigg würde mich sehr interessieren. Danke.

      1. LvM sagt:

        Die sportlichen Leistung von Frau Werdenigg z.B. können überhaupt nichts zur Sache beitragen.

        Was soll man denn für eine Meinung haben, zu diesem Tweet? Der Vergleich von Konzentrationslagern mit Flüchtlingslagern ist dumm und völlig unpassend.

        Es ging mir nicht um die Kritik an der Position von Frau Werdenigg, sondern um das Persönliche in der Auseinandersetzung. Wir haben mittlerweile die politische Debattenkultur in diesem Land völlig zerstört.

        Lesen Sie einmal einen Beitrag im Standardforum, am besten einen mit 1000+ Postings. In jedem zweiten Posting werden Menschen persönlich beleidigt und in Ihrer Würde verletzt. Es fällt keinem mehr auf, wir haben uns daran gewöhnt. Schadenfreude, Neid und Hass, Schwanzpics, Prinzessinen und abstehende Ohren. Und das alles wird inszeniert, weil einige glauben, man könne durch das gezielte Triggern dieser niedrigsten Instinkte Wählerstimmen gewinnen.

        Das mag kurzfristig sogar gelingen. Langfristig zerstört es aber die politische Kultur. Die Medien spielen schon lange mit in diesem Spiel. Sie sind nicht mehr Beobachter, sondern aktive Teilnehmer, sie erzeugen Spins und treiben Kampagnen voran und wollen uns glauben machen, es handle sich um eine politische Auseinandersetzung. Und wir alle spielen mit. Armin Wolf ist die Speerspitze dieser Bewegung. Er fragt Politiker schon mal, warum sie so blöd lachen (was ein Angriff auf persönlichster Ebene ist), und wird dafür von seinen Twitterfreunden gefeiert.

        Der Hass ist jetzt angekommen. Er ist nicht mehr nur inszeniert. Politiker reden nun auch wie die Forentrolle. Gsch… Oaschl… ist ein normaler Ausdruck geworden.

        Viele haben nicht das intellektuelle Potential, um zu verstehen, was hier gerade passiert. Sie haben es, das kann man aus Ihren Postings herauslesen. Und damit sind Sie auch in der Verantwortung es anders zu machen.

        1. Rosa Kafko sagt:

          (..) In jedem zweiten Posting werden Menschen persönlich beleidigt und in Ihrer Würde verletzt. (..)
          Das ist der Standard beim DerStandard und auch bei debatte.orf.at ..

          1. Perigord sagt:

            Geschätzte/r @LvM, ich kann 90% Ihres Beitrages unterschreiben, und auch bei den übrigen 10% werde ich Ihnen allerhöchstens sehr verhalten widersprechen.

            Ich denke, ein Hinweis darauf, wie Frau Werdenigg ihren Status als bekannte Person des öffentlichen Interesses erlangte, ist zulässig, zumal als Erläuterung auf eine Anfrage eines anderen Diskutanten. Es ist aber nicht die Kernaussage, um die es mir geht. Diese finden Sie in meinem Haupt-Posting, wo es um die von mir vermutete Motivlage für die Mission der beiden streitbaren Damen geht.

            Das würde ich gerne diskutieren, denn das scheint mir wesentlich. In der Frage, ob in Diskussionsforen foreneinschlägige Sitten herrschen, werden wir beide ebenso übereinstimmen, wie wir es nicht ändern werden.

            Zumal ich einen großen Ärger mehr als nachvollziehen kann, wenn Bürger der EU, welche enorme Kraftakte (wie niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit) vollbringen, um anderen Menschen zu helfen, als Betreiber von Konzentrationslagern und “Menschenrechtsverbrecher” diffamiert werden.
            Das muss sich niemand von dieser Person sagen lassen, und derartige unsägliche Untergriffe dürfen m.E. sehr gerne auch auf persönlicher Ebene erwidert werden.

            Danke für den interessanten Gedankenaustausch, aber des Weiteren möchte ich mich nur noch zum Thema des Artikels äußern.

            Beste Grüße,
            perigord.

  • Rosa Kafko sagt:

    Die Nazikeule schon wieder ..

    1. Perigord sagt:

      Ja, aber diesmal geht sie zu weit, meine ich.

  • Perseus sagt:

    Ihr Bruder hat einst heldenhaft den Sprung über die Grödner Kamelbuckel geschafft, sie schafft höchstens den baldigen Sprung in den Guglhupf.

    1. Perigord sagt:

      Als Schirennläuferin war Niki Spieß (so hieß Frau Werdenigg damals) nicht ganz so erfolgreich, glaube ich mich zu erinnern.
      Wenn ich nicht irre, waren die Stockerlplätze bei großen bewerben eher an den Fingern einer Hand abzuzählen.

      Als Aktivistin der Liste Pilz hat sie da weitaus mehr Berühmtheit erlangt finde ich, wenn auch in sehr polarisierender und umstrittener Form.

      Juristisch zu klären wäre, ob der im Bericht benannte Tweet verhetzend oder Holocaust-verharmlosend ist.

  • Encolpius sagt:

    Die perfekte Körperbeherrschung, die der Spitzensport erfordert, düfte manchmal so viel Hirn beanspruchen, dass für was anderes G´scheites einfach nicht mehr genug vorhanden ist …

  • Alle anzeigen