Russland ist bereit, die Gaslieferungen über einen Teil der Nord Stream 2-Pipeline, der noch in Betrieb ist, wieder aufzunehmen. Das erklärte Präsident Wladimir Putin in seiner Rede auf dem internationalen Forum der Russischen Energiewoche. Der russische Staatschef erklärte, dass die Gaslieferungen über einen noch intakten Teil der Nord Stream 2-Pipeline fortgesetzt werden könnten.

"Der Ball liegt bei der EU"

Der Ball liege bei der EU. Sie müsse entscheiden, ob sie Gas über die Pipeline liefern wolle. Putin wörtlich: “Russland ist bereit, mit solchen Lieferungen zu beginnen. Der Ball liegt im Feld der EU. Wenn sie will, kann sie einfach den Hahn aufdrehen.”

Russland habe nichts mit den himmelhohen Energiepreisen zu tun, mit denen die Europäer in diesem Winter konfrontiert seien, erklärte Wladimir Putin, und beschuldigte stattdessen den Westen, eine globale Energiekrise zu schüren. Es seien die ärmsten Länder, die den höchsten Preis für die steigenden Energiekosten zu zahlen hätten, fügte Putin hinzu.

Keine Lieferungen an Länder mit Preisdeckel

Gleichzeitig schloss Putin Länder mit Preisdeckeln von Energielieferungen aus: “Russland wird nicht gegen den gesunden Menschenverstand handeln und für das Wohlergehen anderer bezahlen. Wir werden keine Energieressourcen an Länder liefern, die ihre Preise begrenzen.”

Die EU hatte in der vergangenen Woche angesichts von Putins seit mehr als siebeneinhalb Monaten andauerndem Krieg gegen die Ukraine formal weitere Russland-Sanktionen beschlossen, darunter einen Ölpreisdeckel. Putin warnte nun zudem, durch eine solche Preisbremse werde sich das Investitionsklima weltweit verschlechtern.

Moskau könnte Gas in die Türkei umleiten

Russland könne die Lieferungen für die beschädigte Nord-Stream-Pipeline zum Schwarzen Meer umleiten, um in der Türkei einen wichtigen europäischen Gasknotenpunkt zu schaffen, erklärte Putin. “Den verloren gegangenen Umfang des Gastransits über Nord Stream könnte Russland durch das Schwarze Meer leiten und so in der Türkei einen riesigen Gas-Hub schaffen, wenn unsere europäischen Partner daran interessiert sind.” Die Pipeline Turkstream sei ohnehin sicherer als die Route durch die Ostsee, meinte er.

Ansonsten werde Russland sein Gas aber in jedem Fall auf dem Weltmarkt los, versicherte der 70-Jährige. Dazu baue Russland schon jetzt seine Infrastruktur aus. Putin erinnerte in dem Zusammenhang an den Bau der Pipeline Kraft Sibiriens 2 nach China sowie einer Gasleitung in die Mongolei.

Moskau wird führende Position auf Energiemarkt behalten

Zudem kündigte Putin an, seine Produktion und seinen Export von Erdöl bis 2015 auf dem gegenwärtigen Niveau zu halten. Trotz der Sanktionen des Westens werde Russland seine weltweit führende Position auf dem Energiemarkt nicht aufgeben, sagte Putin.

Er begrüßt die Ankündigung der OPEC+ in der vergangenen Woche, die Produktion zu drosseln, um so die Ölpreise stabil zu halten. Russland beabsichtige, weiterhin mit der von Saudi-Arabien geführten OPEC-Gruppe zusammenzuarbeiten.