“Der Ukraine-Krieg hat massiven Schaden für die deutsche Wirtschaft verursacht”, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Von dem zu Jahresbeginn für möglich gehaltenen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,5 Prozent für dieses Jahr werde bestenfalls ein Plus von 0,5 Prozent übrig bleiben. Das liegt dem Experten zufolge größtenteils an den ökonomischen Folgen des Ukraine-Krieges.

150 bis 200 Milliarden weniger Wirtschaftsleistung

“Wir müssen uns in den nächsten fünf Jahren auf Inflationsraten von drei bis vier Prozent einstellen”, befürchtet der Fratzscher. “So lange, bis wir wirklich unabhängig von russischem Gas sind”, sagt der Ökonom. Das werde in Deutschland mindestens bis 2025 dauern. “Wir reden grob geschätzt über drei Jahre hinweg von vier bis fünf Prozentpunkten des Bruttoinlandsproduktes, die verloren gehen”, sagte Fratzscher. “Das sind 150 bis 200 Milliarden Euro weniger Wirtschaftsleistung”.

"Deutlicher Rückgang des Lebensstandards von ungewöhnlich vielen Menschen"

Eine Rezession wie in der Pandemie sieht Fritzsche aber nicht. “Wir könnten eine ungewöhnliche Rezession erleben, in der wir keinen Anstieg der Arbeitslosigkeit haben werden, aber einen deutlichen Rückgang des privaten Konsums und damit des Lebensstandards ungewöhnlich vieler Menschen”. Gegen gröbere Probleme am Arbeitsmarkt spreche der massive Fachkräftemangel. Die Unternehmen hätten aktuell fast zwei Millionen offene Jobs. 

Ökonom Schnabl sieht Hauptschuld für kommende Krise in Merkel-Ära

Immer mehr Wirtschaftsexperten sehen Deutschland auf dem Weg in eine lange und schwere Wirtschaftskrise. Top-Ökonom Gunther Schnabl (Universität Leipzig) sah die Hauptschuld dafür jedoch nicht primär in der Corona-Krise oder dem Ukraine-Krieg. Viel mehr rächen sich nun Versäumnisse der Vergangenheit, wie er im Interview mit dem eXXpress erklärte.