Wenn es darum geht, auf dem Schlachtfeld in der Ukraine umkämpfte Städte einzunehmen, ist auf Jewgeni Prigoschin (62) und seine brutale Söldnertruppe Wagner Verlass. Die Wagner-Armee konnte nicht nur die ukrainische Stadt Soledar erobern, sondern zuletzt auch die erbittert umkämpfte Stadt Bakhmut.

Prigoschin ermordet Überläufer – und schreibt ein Buch mit seinen beiden Kindern

Überläufer werden von den Wagner-Kämpfern hingerichtet, wie das Beispiel eines Söldners Ende des Vorjahres zeigte. Ihm wurde der Kopf kurzerhand mit einem Vorschlaghammer zertrümmert. Prigoschins Kommentar dazu: „Der Hund verdient den Tod eines Hundes“.

Und dennoch! Prigoschin hat offenbar auch seine sanften, schöngeistigen Seiten. So schrieb er mit seinen beiden Kindern Polina und Pavel im Jahr 2004 ein Märchenbuch. Es wurde allerdings nur in einer Auflage von ein paar tausend Exemplaren veröffentlicht. Der “Moscow Times” gelang es nun aber, eines davon in die Hände zu bekommen.

"Aber dann kam die Zeit für das Böse, und er wurde böse"

Das Buch, das fast 90 Seiten lang ist, erzählt die Geschichte des kleinen Wichtes “Indraguzik”, der mit einigen anderen Zwergen in der Welt der Menschen lebt. Das Buch enthält auch Zeichnungen, die möglicherweise von Prigoschin selbst stammen.

Eine Abenteuergeschichte, die mit einem Theaterleuchter beginnt

Die rührende Geschichte beginnt damit, dass “Indraguzik” von einem Theaterleuchter fällt, wo er mit seiner Familie lebt. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Abenteuergeschichte, die “Indraguziks” Reise zurück nach Hause verfolgt.

Den krassen Gegensatz zu seinem heutigen Verhalten erklärt der russische Politikexperte Konstantin Kalatschow gegenüber der “Moscow Times” so: “Er ist ein vielseitiger Mensch, der im Rahmen seiner Möglichkeiten nach Selbstverwirklichung strebt.” Und Kalatschow weiter: “Solange es in Mode war, gut zu sein, war er gut. Aber dann kam die Zeit für das Böse, und er wurde böse.”