Bund und Länder haben Montagnachmittag unter anderem ein Ende der Quarantäne für Infizierte diskutiert. Entscheidungen sind – wenig überraschend – keine gefallen. Voraussichtlich wird aber die Bundesregierung beim Ministerrat am Mittwoch eine Lockerung bzw. das Ende der Quarantäne verkünden. Verärgert waren vor allem die SPÖ-regierten Ländern.

Wien wird diesmal auf strengeren Kurs verzichten

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist das Quarantäne-Aus. “Ich sehe den Vorstoß der Bundesregierung als Schritt in die falsche Richtung.” Man müsste sich viel mehr auf die Herbstwelle vorbereiten, denn die Infektionszahlen flachen nicht ab. “Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst mit einer weiteren Welle zu rechnen haben.”

Lief nicht wie geplant für Wiens Bürgermister Michael Ludwig (SPÖ)APA/HANS PUNZ

Wien fährt in Sachen Corona permanent einen strikteren Kurs. So dauert in Wien die Quarantäne derzeit zehn Tage, in den anderen Bundesländern kann sich, wer symptomfrei ist, nach fünf Tagen mit Verkehrsbeschränkungen (Maske) wieder bewegen. Das Freitesten nach fünf Tagen ist in allen Bundesländern möglich. Diesmal dürfte es anders kommen: Bei der nun bevorstehenden Abschaffung der Quarantäne werde man auch in Wien die bundesweite Verordnung zur Kenntnis nehmen. Bei 300.000 Pendlern jeden Tag sei es schwer, unterschiedliche Regelungen umzusetzen und durchzuhalten, sagte der Bürgermeister.

Mehr als 100.000 Menschen von Quarantäne-Aus betroffen

Vor einigen Tagen war ein Verordnungsentwurf bekannt geworden, wonach für Coronainfizierte künftig nur noch Verkehrsbeschränkungen gelten sollen. Demnach könnte man sich bei einer Infektion mit Maske fast überall frei bewegen.

Betroffen wären vom Ende der Quarantäne mehr als 100.000 Menschen. Die Zahl der Neuinfektionen liegt aktuell bei bis zu 15.000 pro Tag. Rund 1.500 Spitalsbetten sind derzeit von COVID-Infizierten belegt. Eine Überlastung des Gesundheitssystems sei nach aktueller Einschätzung nicht zu erwarten, sagt die Regierung.

Erleichterung und Freude bei ÖVP-Landeshauptleuten

Barbara Schöbi-Fink, die aktuell die Vorarlberger Landesregierung leitet, verwies nach dem Gespräch darauf, dass es “deutliche Stimmen” für ein Ende der Quarantäne gebe. Vorarlberg sei auch dafür. “Wir müssen mit dem Virus leben lernen.” Sie würde ein Quarantäne-Aus nicht für verantwortungslos halten. Die Stadt Wien habe trotz strengerer Maßnahmen keine besseren Zahlen als Vorarlberg.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ist sehr erfreut über den "Paradigmenwechsel".

Zufrieden war auch der oberösterreichische ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer. Man habe “einen großen Schritt” in Richtung des von ihm seit Wochen geforderten Paradigmenwechsels gemacht. Er sei “zuversichtlich, dass auch in Österreich bald Realität ist, was in vielen europäischen Ländern im Umgang mit Corona vorgelebt wird. Wer sich krank fühlt, bleibt zuhause, um andere zu schützen.” Aber positiv Getestete “zuhause einzusperren und vom Arbeitsmarkt auszusperren”, sei mittlerweile nicht mehr notwendig, bekräftigte Stelzer seine Haltung.