Vor drei Wochen hat Rapid mit dem Vorbereitungsstart die neue Saison in Angriff genommen. Dabei gab sich Zoran Barisic zurückhaltend. Der Rapid-Trainer gab das Erreichen der Meistergruppe als Ziel aus. Zudem verzichtete der Ex-Teamspieler darauf, konkrete Platzierungen zu nennen. Doch genau das sorgte bei vielen Fans und Nutzern von sozialen Medien für Unmut. Es folgten teils hämische Kommentare.

Nun holte Barisic zum Rundumschlag aus. “Es gibt sehr viele schlechte Menschen auf dieser Welt, die Plattformen nützen und aus dem Hinterhalt schießen. Ich bezeichne die sozialen Netzwerke als negative Psychologie,” sagte der ehemalige Rapid-Spieler. “Wir sind sowieso eine Bevölkerung aus Raunzern und Negativisten, damit muss man natürlich umgehen können,” fügte Barisic hinzu.

Dabei sprach er einmal mehr über die Ziele für die neue Saison. “Wir wollen im Cup so weit wie möglich kommen, international in die nächste Runde aufsteigen und, was die Meisterschaft betrifft, zunächst einmal in der Meistergruppe dabei sein. Das Ziel bleibt ein internationaler Bewerb,” stellte der Rapid-Cheftrainer klar. Barisic betonte zudem: “Mir geht es grundsätzlich um Handlungsziele. Wir wollen besser Fußball spielen, uns in allen Phasen des Spiels weiterentwickeln, die Mannschaft und junge Spieler weiterentwickeln und – das steht über allem – die Fans mit unseren Leistungen zufriedenstellen.”

Das Duplizieren

Er könne aber nicht versprechen, dass Grün-Weiß in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen werde, betonte Barisic. “Das wäre dem Fan gegenüber eine Lüge. Und ich bin nicht bereit, zu lügen.” Rapid wartet seit 2008 auf den Titelgewinn. In der vergangenen Saison wurde man hinter Red Bull Salzburg, Sturm Graz und dem LASK Vierter. Aus der bisherigen Transferzeit geht hervor, dass die Top drei von 2022/23 nicht an Qualität verloren haben.

Rapid-Trainer Zoran BarisicAPA/EXPA/THOMAS HAUMER

Speziell der LASK ist auf Einkaufstour gegangen. Bei den Grün-Weißen hielt man sich hingegen noch etwas zurück. Neu sind bisher Dennis Kaygin, Fally Mayulu, Matthias Seidl und Nenad Cvetkovic. Die beiden Letzteren sollten sich laut Barisic auf Anhieb als Verstärkung erweisen. “Bei ihnen hat man gesehen, dass sie Spieler sind, die sofort weiterhelfen können.” Etwas mehr Geduld wird wohl bei Mayulu und Kaygin nötig sein. “Beide haben großes Potenzial. Jetzt gilt es, mit ihnen zu arbeiten, damit sie Schritt für Schritt dorthin kommen, der Mannschaft weiterhelfen zu können”, meinte der Coach.

Cvetkovic musste zuletzt wegen leichter muskulärer Probleme kürzer treten, dürfte aber bald wieder voll belastbar sein. Aleksa Pejic hingegen droht ein längerer Ausfall – den Mittelfeldspieler plagt eine Schambeinentzündung. Das Duo versäumte in den vergangenen Tagen kräfteraubende Einheiten. “Wenn du dominant auftreten willst, brauchst du eine gewisse Fitness, und die muss man sich im Training aneignen”, sagte Barisic.

Fehlstart wie vor einem Jahr soll vermieden werden

Rapid will mit physischer Stärke einen Fehlstart wie vor einem Jahr vermeiden. Damals geriet man in der Bundesliga schnell ins Hintertreffen. Als man dann auch noch im Conference-League-Play-off am FC Vaduz scheiterte, kam es zu einer Fan-Revolte. Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek nahmen den Hut, wenig später war auch Coach Ferdinand Feldhofer Geschichte. Barisic wechselte vom Posten des Sportchefs zurück auf die Trainerbank und will sich nun ein ähnliches Szenario wie 2022 ersparen. “Wir werden darum kämpfen, dass wir gut aus den Startlöchern kommen.”

Los geht es am kommenden Sonntag in der ersten ÖFB-Cup-Runde am Platz des Wiener Sport-Clubs gegen Donaufeld, fünf Tage später bestreitet Rapid das Eröffnungsmatch der neuen Liga-Saison auswärts gegen den LASK. Bis dahin, spätestens aber bis zum Ende der Transferzeit am 31. August, wird es im Kader mit großer Wahrscheinlichkeit zu weiteren Änderungen kommen. “Ich glaube, dass in beide Richtungen (Anmerkung: Zu- und Abgänge) noch etwas passieren wird”, sagte Barisic.