Mit dem veganen Starkoch Attila Hildmann wollte Öko-Safthersteller Voelkel eine neue, vor allem jüngere Zielgruppe ansprechen.Die Kooperation wurde zum Fiasko, das dem traditionsreichen Familienunternehmen einen Schaden von 700.000 Euro einbrockte. Nicht nur hat sich der Partner von Voelkel als rechtsextremer Verschwörungstheoretiker entpuppt, nun ist er auch noch mit 200.000 Euro Schulden untergetaucht.

Hildmann steckte bereits in Finanznöten

Seit 1936 produziert Voelkel in Niedersachsen Säfte und Erfrischungsgetränke – mittlerweile in vierter Generation. Die Zusammenarbeit mit Hildmann wird in die weniger erfolgreichen Abschnitte der Unternehmensgeschichte eingehen. Die Kooperation war dabei von Anfang an gewagt. Ab 2017 entwickelte, produzierte und vertrieb Voelkel unter Hildmanns Marke “Daisho” Energydrinks. Zwar war der Promi-Kochbuchautor damals noch nicht der antisemitische Corona-Verschwörungstheoretiker, als der er seit Ausbruch der Pandemie von sich reden macht, allerdings war es schon damals mit problematischen Äußerungen öffentlich aufgefallen. So hält Attila Hildmann etwa auf mittlerweile gelöschten Instagram-Posts zum Energydrink “Daisho” eine Pistole in der Hand: “Daisho” werde den Getränkemarkt “mit Gewalt erobern”, heißt es dort.

Das Marketing für “Daisho” verlief dennoch zunächst erfolgreich. Doch der Koch hatte als Unternehmer bereits Probleme, wie sich herausstellte. Hildmann habe “trotz des Erfolges der Daisho-Artikel oft unter finanziellem Druck” gestanden, teilte Voelkel dem “Spiegel” auf Anfrage mit. Das Unternehmen habe ihm Ende 2018 mit einem Kredit von mehr als 210.000 Euro unter die Arme gegriffen.

Voelkel versuchte "mäßigend einzuwirken" – doch ohne Erfolg.

Justiz als heimlicher Fluchthelfer?

Mit Beginn der Corona-Pandemie wurde alles noch schlimmer. Hildmann radikalisierte sich immer mehr, hielt rechtsextreme und offen antisemitische Reden auf Anti-Corona-Demos und rief zum Umsturz in Deutschland auf. Schließlich tauchte er unter – samt dem offenen Darlehen von Voelkel. Nun musste das Traditionsunternehmen reagieren: Es distanzierte sich vom Geschäftspartner und stellte im Mai 2020 die Produktion und später den Vertrieb von “Daisho” ein. Laut “Spiegel” musste der Hersteller mehr als zwei Millionen unverkaufte Dosen des Energy-Drinks vernichten. Zuvor habe die Geschäftsführung noch versucht, “mäßigend auf Hildmann einzuwirken”, doch ohne Erfolg.

Die Staatsanwaltschaft vermutet ,Hildmann in der Türkei. Brisant: Justizkreise dürften den Starkoch vor seiner bevorstehenden Verhaftung gewarnt und zur Flucht verholfen haben. Die Behörde ermittelt mittlerweile auch wegen mutmaßlichen Geheimnisverrats und Strafvereitelung im Amt. Voelkel will künftig nur noch mit erfahrenen Start-ups zusammenarbeiten und sich stärker auf die eigene Marke konzentrieren.