Seit fast einem Jahr sitzen die Hauptbeschuldigten um den Frankfurter Adligen Prinz Heinrich XIII. Reuß inzwischen im Gefängnis, die Bundesanwaltschaft ermittelt nach wie vor. Sie waren am 7. Dezember 2022 nach einer spektakulären Razzia von 1300 Polizisten in elf deutschen Bundesländern festgenommen. In Amtshilfe schlugen die Ermittler auch in Tirol zu. In Kitzbühel setzten sie den Spitzenkoch Frank Heppner (62) fest, später lieferte ihn die österreichische Justiz nach Deutschland aus. Dies sorgte vor allem für Schlagzeilen, weil es sich bei Heppner um den künftigen Schwiegervater von ÖFB-Star David Alaba handelt.

Im Gegensatz zu den meisten Beschuldigten wurde Heppner wieder aus der U-Haft entlassen, wird jedoch weiterhin als Beschuldigter geführt. Gemeinsam mit anderen Reichsbürgern soll er einen Putsch in Deutschland geplant haben, was er jedoch vehement bestreitet.

Parallel-Prozesse in Frankfurt, Stuttgart und München

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe geht davon aus, dass Prinz Reuß und seine Mitstreiter, darunter Ex-Polizisten und Elitesoldaten der Krisen Spezialkräfte (KSK), den gewaltsamen Umsturz des demokratischen Systems geplant haben sollen. So sei vorgesehen gewesen, mit mehr als einem Dutzend bewaffneter Angreifer den Bundestag zu stürmen, um Politiker zu fesseln und abzuführen. Den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz wollten die Reichsbürger angeblich sogar in ein TV-Studio schleppen.

Glauben die Ermittler, bewiesen ist dies längst nicht, noch nicht einmal die erste Anklage steht nach 330 Tagen. Doch die deutsche Justiz plant bereits den Ernstfall und geht davon aus, allen 69 Beschuldigten auch den Prozess zu machen. Ein Mammut-Verfahren, dass alles bisher Dagewesene sprengen würde.

Deshalb wird jetzt durchgespielt, was bislang undenkbar schien. Wegen der Dimensionen soll in drei Großstädten an drei Oberlandesgerichten parallel verhandelt werden. Prinz Reuß und der angeblich harte Kern der Reichsbürger, deren militärischer Arm Deutschland mit Hilfe von 130 Heimatschutzkompanien regieren wollte, sollen sich am OLG Frankfurt/Main verantworten müssen. Die weiteren Angeklagten sollen auf die Oberlandesgerichte in Stuttgart und München verteilt werden.

So sollen die Reichsbürger organisiert gewesen sein.