Die italienische Ministerpräsidentin glaubte mit einem hochrangigen Vertreter der Afrikanischen Union zu telefonieren. In Wahrheit saßen die beiden russischen Scherzkekse Vovan (Wladimir Kusnezow) und Lexus (Alexej Stoljarow) auf der anderen Seite der Leitung. Die beiden Komiker beklagten zunächst: Afrika könne europäische Organisationen nicht um Hilfe bitten, weil „alle EU-Gelder in die Ukraine fließen“.

Was Meloni daraufhin antwortete, dürfte dem Kreml in die Hände spielen.

Mittlerweile suchen alle nach einem Ausweg

Mittlerweile suchten Europas Staats- und Regierungschefs nach einem „Ausweg“ aus dem 20-monatigen Krieg in der Ukraine, räumte die italienische Politikerin ein. „Ich sehe auf allen Seiten eine große Müdigkeit, um ehrlich zu sein. Wir stehen womöglich kurz vor dem Moment, in dem jeder versteht, dass wir einen Ausweg brauchen.“

Das Problem sei, eine Lösung zu finden, „die für beide Seiten akzeptabel ist und nicht gegen das Völkerrecht verstößt. Ich habe einige Ideen, wie man mit dieser Situation umgehen kann, aber ich warte auf den richtigen Zeitpunkt, um diese Ideen zu präsentieren.”

Was die ukrainische Gegenoffensive anbelangt, so räumte Meloni ein, dass sie „vielleicht nicht so verläuft wie erwartet“ und dass sie verschiedene Krisen verursacht, „darunter Einwanderung, Inflation, Anstieg der Energiepreise“.

Weit weniger erfreut über Melonis Aussagen dürften der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sein.Reuters

Putin spekuliert mit Kriegsmüdigkeit, Meloni bedauert Reinfall

Genau darauf wartet der Kreml schon die ganze Zeit. Die Führung rund um Putin rechnet damit, dass Kiews westliche Verbündete der Krieg irgendwann zu viel wird, weshalb sie ihre Unterstützung zurückfahren werden.

Putin rechnet mit Europas wachsender Kriegsmüdigkeit.APA/AFP/POOL/Grigory SYSOYEV

Das Büro von Meloni bestätigte gegenüber „The Telegraph“ die Echtheit der Aufnahme, und hält fest: „Die Ministerpräsidentin bedauert, getäuscht worden zu sein“. Das Telefongespräch habe am 18. September vor einem Treffen am Rande der UN-Generalversammlung in New York stattgefunden.

In der Vergangenheit waren neben Michael Ludwig auch Polens Präsident Duda und der ukrainischen Außenminister Kuleba auf die russischen Scherzbolde hineingefallen.

Rom auch unzufrieden mit der EU: Kümmert sich nicht um illegale Migranten

Ebenfalls brisant: Meloni beschwerte sich im 15-minütigen Telefonat über die Untätigkeit der EU gegen die neue Migrationswelle. Italien habe bereits 120.000 afrikanische Migranten in diesem Jahr aufgenommen, doch den Rest der EU kümmere sich nicht darum.