Beim Sonderparteitag in Linz wird die bisherige SPÖ-Vorsitzende nicht anwesend sein. Möglicherweise wird sie die Kampfabstimmung zwischen Babler und Doskozil nicht einmal von daheim via TV verfolgen. Wenn es am 3. Juni zum Showdown in der Sozialdemokratie kommen wird, dürfte die Ex-Parteichefin vielmehr mit ihrer Familie unterwegs sein, fernab von all dem Gezänk, wie sie in ihrem jüngsten Interview gesteht.

Obwohl Pamela Rendi-Wagner dabei gelöst wirkt und anscheinend freudig nach vorne blickt: Mit einigen Spitzen gegen ihren Langzeit-Parteirivalen Hans Peter Doskozil wartet sie auf.

„Doskozil will nicht zusammenarbeiten“

Rendi-Wagner verrät gegenüber der „Krone“: „Ich werde am 3. Juni nicht nach Linz fahren.“ Auf die Frage, ob sie sich den Parteitag zu Hause auf dem Sofa anschauen wird, gesteht sie: „Das überlege ich mir noch. Ich werde mal die Familie fragen, ob sie andere Pläne hat.“ Doch die Familie ist offenkundig alles andere als traurig über Rendi-Wagners Abschied von der Politik: „Aus der Perspektive meiner Kinder kann es nur besser werden. Sie haben gesagt: ‚Mama, das ist toll! Jetzt können wir wieder länger auf Urlaub fahren!‘ Ende Juli geht’s nach Italien.“

Rendi-Wagner zeigt sich nach viereinhalb Jahren dankbar für die echten Freundschaften, die sie schließen konnte. An ihren Vorgänger Christian Kern dürfte sie dabei nicht denken.

Dankbar sei sie im Rückblick für all die ehrlichen Freundschaften, die in den viereinhalb Jahren an der SPÖ-Spitze entstanden sind, bekennt Rendi-Wanger. Auf ihr Scheitern angesprochen, wird sie aber deutlich: Doskozil wollte keine Zusammenarbeit, und daran sei sie gescheitert. Die abtretende SPÖ-Chefin wörtlich: „Na ja, wenn ich gescheitert bin, dann vielleicht in meinen Bemühungen, Hans Peter Doskozil viereinhalb Jahre lang zur Zusammenarbeit mit uns als Partei zu bewegen. Das haben wir versucht und mussten akzeptieren, dass er es nicht will. Das hat uns schließlich in die Situation gebracht, in der wir jetzt sind.“

Wurden nie beste Freunde: Rendi-Wagner und Doskozil.

Auch ein weiterer Satz wirkt wie ein Seitenhieb auf den burgenländischen Landeshauptmann: „In der Politik werden männliche Rituale und narzisstische Egotrips sehr oft gleichgesetzt mit Führungsstärke. Und das ist falsch. Genau diese Männer werden dann oft noch bewundernd als ‚Political Animals‘ gepriesen.“

Berufliche Zukunft möglicherweise im medizinischen Bereich

Dass sie die Mitgliederbefragung nicht gewonnen hat, habe sie ohne Tränen zur Kenntnis genommen: „Ich hatte genug Zeit, mich auf dieses Szenario vorzubereiten.“ Und: „Ich hätte auch gerne weiter gemacht. Aber ich denke mir, alles im Leben hat einen Sinn …“

Dass sich die abtretende SPÖ-Chefin noch oft zur Politik äußern wird, darf bezweifelt werden. Sie ziehe einen „klaren Schlussstrich“, wie sie unterstreicht, und möchte „dem Nachfolger nicht mehr im Wege stehen“. Angesprochen auf ihre eigene Zukunft meint sie: „Wenn sich eine Tür im Leben schließt, dann öffnet sich meist eine andere und darauf freue ich mich.“ Welche Tür das sein wird, das ist zurzeit aber anscheinend noch offen. „Für eine interessante Aufgabe im medizinischen Bereich bin ich jedenfalls offen.“ Vielleicht werde sie auch ein Buch schreiben.