Das Formel-1-Rennen in Zandvoort wird aus Sicht von Ferrari als denkwürdig in die Geschichte eingehen – allerdings nicht im positiven Sinne. Die “Scuderia” leistete sich einmal mehr verheerende Fehler. Ein fehlender Reifen, noch dazu ein deplatzierter Schlagschrauber. Das Rennen in den Niederlanden war für Ferrari ein Fiasko. Zu allem Überfuss musste sich Teamchef Mattia Binotto auch noch mit Ex-Weltmeister Nico Rosberg rumschlagen. Der Deutsche arbeitet als Experte beim TV-Sender “Sky”.

Ferrari leistete sich in den Niederlanden einmal mehr eine Pannen-SerieAPA/AFP/POOL/CHRISTIAN BRUNA

Der frühere Mercedes-Mann Rosberg wunderte sich über die nächste skurrile Ferrari-Darbietung nur eine Woche vor dem emotionalen Heimspiel in Monza. “Sogar Formel-2- oder Formel-3-Teams machen einen besseren Job bei ihrer Strategie und ihren Boxenstopps als Ferrari”, ätzte der Weltmeister von 2016. “An einem bestimmten Punkt muss man anfangen, ein paar grundlegende Änderungen vorzunehmen.”

Die Fakten geben Rosberg durchaus Recht. Bei Ferrari muss sich etwas verändern. Aus einem Rennstall, der zu Saisonbeginn ein ernsthafter Herausforderer für Verstappen und Red Bull war, ist ab und an etwas geworden, was schon Sebastian Vettel in seiner Zeit bei der Scuderia miterleben musste: eine Lachnummer. Fahrfehler, streikende Technik, Strategie-Pannen: Ferrari bietet auch in diesem Jahr einiges. “Der Ferrari ist ein großartiges Auto, aber Ferrari verwaltet es miserabel”, schrieb der “Corriere dello Sport“.

Das Duplizieren

Die Zahl der Kritiker steigt jedenfalls. Ferrari war zu Saisonbeginn noch stark unterwegs und ein ernsthafter Herausforderer von Red Bull. Eine teils peinliche Fehlerserie hat die Scuderia aber weit zurückgeworfen. Am Sonntag raste Charles Leclerc beim Heimsieg von Max Verstappen wieder auf das Podium. Doch Carlos Sainz durchlebte dafür wieder einen echten Alptraum.  Die Mechaniker vergaßen beim ersten Boxenstopp des Spaniers ein Rad. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit von mehr als zwölf Sekunden, ehe Sainz wieder Gas geben konnte. Der Aufruf zum Reifenwechsel sei spät gekommen, verteidigte Binotto die Mechaniker.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto steht in der KritikAPA/AFP/JOHN THYS

Zu allem Überfluss blieb auch noch ein Schlagschrauber liegen, Verstappens Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez fuhr drüber. Sainz bekam später noch eine Zeitstrafe aufgebrummt, weil er in der Boxengasse ein anderes Auto gefährdet haben soll. “Alles was gegen uns laufen konnte, lief auch gegen uns”, meinte Sainz nach Platz acht fatalistisch. “Wir waren einfach ständig zur falschen Zeit am falschen Ort. Es war ein sehr schlechter Tag.”

Doch Ferrari-Teamchef Binotto widersprach: “Wir werden keine Leute auswechseln, das ist eine direkte Antwort auf Rosberg”, betonte Binotto nach dem Großen Preis der Niederlande. In der Formel 1 sei schließlich “Stabilität so wichtig. Wir haben großartige Leute im Team, wir sind ein großartiges Team. Daran habe ich keinen Zweifel.” Dennoch steht der Teamchef von Ferrari in der Kritik. Es wird sogar schon über mögliche Nachfolger gesprochen. So wird niemand geringerer als Jean Todt ins Spiel gebracht, der mit Michael Schumacher eine Ära bei Ferrari prägte.

Verstappen hat nun 310 Punkte Vorsprung

Ob es in Monza besser wird? “Ich freue mich sehr darauf, dorthin zu fahren. Wir haben immer eine riesige Unterstützung”, sagte Leclerc zuversichtlich klingend und ergänzte dann doch viel weniger zuversichtlich: “Leider wird unsere Leistung von der Papierform her dort ein bisschen schwieriger sein als an diesem Wochenende.”

Weltmeister Max Verstappen führt die WM-Wertung vor dem Ferrari-Heimspiel am kommenden Wochenende in Monza mit 310 Zählern vor Leclerc und seinem punktgleichen Teamkollegen Sergio Perez (jeweils 201) an. “Es ist sicherlich ein schwieriger Moment”, räumte Binotto ein. “Wir müssen aber in Monza reagieren.”