Rudolf Öller: Bauernhöfe der Romantik
Haben die Grünen recht? Sollten wir tatsächlich vorsichtiger mit den Dingen umgehen, die nur anscheinend unbegrenzt zur Verfügung stehen? Die Grünen haben bei diesem Thema recht, in allen anderen Kategorien, die sie bearbeiten und diskutieren, liegen sie mehr oder weniger daneben.
Aus diesem Grund beginnt ihre Götterdämmerung – sehr langsam zwar, aber sie kommt. Die Grünen haben zu lange gedacht, im Besitz der ultimativen Wahrheit und Moral zu sein. Das ist ihnen zu Kopf gestiegen. Ihre fünfte Kolonne unter den Journalisten richten es zurzeit noch, aber nicht mehr lange.
Apollo 8
Es war am Weihnachtsabend des Jahres 1968. Das Raumschiff Apollo 8 umkreiste den Mond im Rahmen des riskantesten Unternehmens, das die NASA je durchgeführt hat. Die dreitausend Tonnen schwere Saturn V Rakete war zuvor nur unbemannt getestet worden. Gleich beim ersten bemannten Flug nahm die NASA den Mond ins Visier, weil man fürchtete, die Sowjetunion könnte schneller sein. Während der Mondumkreisungen war der Astronaut William Anders von der über dem Mondhorizont aufgehenden Erde so begeistert, dass er mehrere Fotos schoss. Das Bild „Earthrise“ wurde eines der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts. Das einsame „Raumschiff Erde“ machte unsere Situation im Universum bewusst. Das war die Geburtsstunde der Grünbewegungen.
Die meisten Grünen kamen damals aus bürgerlichen Parteien, denn Sparsamkeit, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und verwandte Themen sind bürgerliche Ansprüche. Die ersten Grünen in Österreich waren ÖVP-Renegaten. Die Linken interessierten sich nicht für Natur- und Umweltschutz. Der erste prominente Grüne, der in einen Landtag einzog, war der legendäre Kaspanze Simma aus dem Bregenzerwald. Als Spitzenkandidat trat er 1984 bei den Vorarlberger Landtagswahlen an und holte aus dem Stand 13 Prozent der Stimmen.
Die Grenzen des Wachstums
Ein wesentlicher Antrieb für die Grünen war der Bericht „The Limits to Growth“, der 1972 unter dem deutschen Titel „Die Grenzen des Wachstums“ erschien. Darin ist die richtige Anmerkung zu finden, dass kein Land der Welt exponentielles Wachstum auf Dauer bewältigen kann. Zurzeit werden pro Sekunde doppelt so viele Menschen geboren, wie gerade sterben. Dieses Wachstum ist auf Dauer ruinös. Im Bericht wurden auch Modellrechnungen angestellt und für die letzte Jahrtausendwende oder kurz danach das Versiegen der meisten Rohstoffe vorausgesagt. Diese Modellrechnungen waren ganz und gar falsch.
Es gab viele Politiker, auch bürgerliche, die den richtigen Schluss zogen, dass die Bevölkerungsexplosion zu stoppen sei, und dass sowohl mit Grund und Boden als auch mit Bodenschätzen vorsichtiger umgegangen werden müsse. Die erste österreichische Partei, die alle anderen grün überholen wollte, war die ÖVP unter Josef Riegler. Die ÖVP wurde bei den Nationalratswahlen 1990 dafür abgestraft und verlor 9 Prozent der Stimmen. Die Grünen schafften es damals nicht ins Parlament. Journalisten übergossen die ÖVP nach der Niederlage mit Hohn und Spott.
Die Grünen wurden inzwischen von parakommunistischen Aktivisten übernommen, Bürgerliche wurden hinausgemobbt. Eine Kooperation mit den Sozialisten war in dieser Anfangsphase noch nicht möglich, weil die SPÖ seinerzeit über Politiker wie Franz Vranitzky, Ferdinand Lacina und andere verfügte, die noch etwas von Wirtschaft verstanden.
Heute sind die Grünen gemeinsam mit anderen Linksparteien entschlossen, der deutschen und österreichischen Wirtschaft eine Vollbremsung zu verschaffen. Der Weg in den Niedergang ist das Verbot, unterschiedliche Energieformen zu nutzen. Von der Kernenergie bis zum (eigenen) Frackinggas wird alles systematisch unterbunden. Die Wirtschaft wird sich zwar langfristig auf geringere Ressourcen einstellen müssen, aber nicht in wenigen Jahren. Die technischen Möglichkeiten können mit den unerfüllbaren Wünschen der Grünen nicht mithalten. Alle Autos ohne Verbrennungsmotoren, alle Heizungen ohne Gas und Öl und weit über zehntausend geforderte Windräder sind in wenigen Jahren unmöglich realisierbar.
In Österreich kommt Strom zu 80 Prozent aus Wasserkraftwerken, wobei die Wasserkraft zur Stromerzeugung fast zur Gänze ausgeschöpft ist. Der elektrische Strom ist an der umgesetzten Gesamtenergie nur zu einem Fünftel beteiligt. Wer glaubt, der ganze gewaltige Rest könne aus Solaranlagen und Windrädern kommen, hat von Physik so viel Ahnung wie ein Maulwurf von Astronomie. Der Traum der Grünen ist offenbar eine Rückkehr Europas zu den Bauernhöfen der Romantik.
Verblödung
Auch die Niveausenkung schreitet voran. Neuerdings verlassen Generationen die Schulen, die zu einem beachtlichen Teil aus funktionalen Analphabeten bestehen, ganz zu schweigen von den vielen ungebildeten Männern, die zu uns strömen, um Halloween verhaltensoriginell zu feiern. An dieser allgemeinen Verblödung sind weniger die Lehrer schuld. Es herrscht eher eine grün-rote Politik, die nach dem Motto vorgeht: Eingewanderte Stammeskrieger sind edler als weiße europäische Männer, und was nicht alle können, soll niemand können.
Auch der gesellschaftliche Zusammenhalt ist angeschlagen. Erst wenn jeder jeden einen Rassisten, Chauvinisten, Sexisten, Klimaverbrecher oder Nazi beschimpft, ist eine allumfassende Verleumdungsgerechtigkeit in einer Pestgrube der Niedertracht erreicht. All diese sozialen Geschwüre haben wir den üblichen Verdächtigen links der Mitte zu verdanken. Die Rechtsextremen sind auch keine Unschuldslämmer, aber den Linksextremen können sie in puncto Feindseligkeit und Neid unmöglich das Wasser reichen.
Was die Aufrichtigkeit betrifft, so schaut es besonders finster aus. Es fällt auf, dass ein bekannter älterer Grüner immer nur dann „so sind wir nicht“ verkündet, wenn Medien bürgerliche Politiker höhnisch vorverurteilen. Wenn aber eine grüne Ministerin ihre Doktorarbeit von vorne bis hinten samt Inhaltsverzeichnis abkupfert, was jeder mit Hilfe von Plagiatsprogrammen auf dem eigenen Computer überprüfen und nachweisen kann, dann herrscht Totenstille. Auch zum Fall Chorherr herrscht peinliches Schweigen. „So sind die Grünen und ihre Kumpane“ darf der düpierte Bürger heimlich denken. So gesehen brauchen wir keinen Krieg für die Fahrt in ein wirtschaftliches und moralisches Irrenhaus.
Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.
Kommentare
Die Grünen haben zwei wesentliche Ursachen, welche zu ihrer Gründung beigetragen haben. Die Eine ist die Wohlstandsverwahrlosung. Die andere war die sogenannte Friedensbewegung, die bekanntlich von der DDR-Stasi erfunden wurde. Wenigstens das Problem mit dem Wohlstand wird sich bald erledigt haben.
Ein hervorragender Artikel. Überhaupt finde ich alle Kolumnisten im Exxpress herausragend. Damit hat diese Online-Zeitung der pseudokonservativen “Presse” längst den Rang als bürgerlich-konservatives Leitmedium abgelaufen.
hervorragender Artikel, der die Situationen rund um den Irrsinn im Zusammenhang mit der gefährlichsten Partei Österreichs perfekt zusammenfasst!
Wo ist denn eigentlich unser Herr Mag. Kogler,
der grüne Vizekanzler und Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport?
Man hört und sieht in letzter Zeit so wenig von ihm!
Wenn der Herr Weltbürger Kogler sich im kuschligen Sonnenblumenland gemütlich gemacht hat, dann bitte nicht stören, denn für die skandalösen Zustände an unseren Grenzen ist er nicht verantwortlich, auch wenn er jeden einzelnen Migranten wahrscheinlich am liebsten mit Handschlag begrüßen würde. Oder etwa nicht?
🏳️🌈 LG Herr Kogler, und einen schönen Sonntag!
Auch ich gratuliere zu der scharfsinnigen Analyse!
Allerdings kann sie nicht alle Aspekte berücksichtigen, sonst wäre sie wohl dreimal so lang.
Ein Aspekt wäre viell. doch ergänzenswert: Mangelnde Selbstdisziplin und (Arbeits-)Moral wird vor allem von den Grünenanhängern am intensivsten propagiert bzw. vorgelebt. Diese Verkommenheit ist auch ein Grund für die Degeneration unserer Gesellschaft, bes. den Jüngeren.
Dazu nur ein konkretes Beispiel: Der grüne Landesrat, d. h. Mitglied der Landesregierung, in OÖ. propagierte an der Linzer Univ. “ungestraft” die Freigabe gewisser illegaler Drogen. Er ist übrigens Stellvertreter von Bundeschef Kogler…
Schon LH Wallnoefer aus Tirol hatte eine treffende Diagnose ( als 1984 die Grünen in den Vbg. Landtag einzogen: „ das sind die Kinder von Hofräten und anderer Gutverdienenden, sie studieren in Innsbruck und dann fahren sie nach Hause (Vorarlberg) und wählen grün“.
Es wird von einigen behauptet, die Alliierten wollten aus dem besiegten Deutschland einen deindustrialisierten Agrarstaat machen.
Das, was die Siegermächte dann doch nicht durchführten, haben sich nun die Grünen zum Ziel gesetzt.
Mit der Deindustrialisierung, kulturellen Entfremdung und der einhergehenden Verblödung der Bevölkerung geht es schon recht flott voran … und die Grünen fühlen sich so richtig geil dabei …
LG an alle 😊
kommt mit ins kuschelige 🌈Regenbogen-Sonnenblumenland, ohne Arbeit und ohne Sorgen, alles schön bunt durcheinander, voller Gratiskondome und geilen Sex für alle!
🌻für alle!
Eine sehr gute Analyse und Zusammenfassung von allem was schief läuft. Hoffentlich stimmt auch die optimistische Einleitung, denn solche Gemengelagen wie in Europa haben historisch schon oft zu schlimmsten Konsequenzen geführt.
Schon F.J.Strauß wusste:
„Grüne Ideen gedeihen nicht in den Quartieren der Arbeiter, sondern in den Luxusvillen der Schickeria“
Richtiges im falschen Framing, Zeitgeschichte zu kennen, wäre kein Fehler. “Die ersten Grünen in Österreich waren ÖVP-Renegaten.” ist falsch, weil Alternative Liste Österreich (ALÖ) und Vereinigte Grüne Österreichs (VGÖ) beide professionell von der KPdSU unterstützt wurden. Peter Pilz kommt aus dem Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ), wurde dort rausgeworfen und setzte seine politische Karriere bei der „Gruppe Revolutionärer Marxisten“ fort. Von dort kam auch Franz Floss. VDB wurde aus der SPÖ wegen Nichtbezahlung der Beiträge rausgeworfen, die ÖVP hat ihn abgelehnt. Zu behaupten, Vranitzky hätte nach Zugrunderichten der Länderbank Ahnung von Wirtschaft, ist zynisch. Ja, er hat auftragsgemäß gehandelt, aber Ahnung war dabei definitiv nicht gefragt.
Die Roots der Linken Versager sprechen für sich. Nur, warum ist es gerade im deutschen Sprachraum so auffällig? Sehnt sich der Deutsch sprechende von Zeit zu Zeit nach einer Diktatur? Denn, ob braun oder grünrot, wo ist der Unterschied? Köpfe werden auch diesmal rollen.
Öller liegt richtig! Ein Kaspanaze Simma, ein Herr Hoerl in Salzburg etc …waren alle ehemalige OeVP Mitglieder!
Ein klasser Artikel Herr Öller, vieles darin spricht mir aus der Seele. Halten Sie eigentlich auch Vorträge zum Thema Energieversorgung und die Rolle der Politik ? Ich denke da würde ich buchen.
Danke für die Blumen. Ich habe früher viele Vorträge gehalten. Irgendwann habe ich damit aufgehört. Zurzeit schreibe ich lieber Artikel und mehr oder weniger böse Bücher über Theken und Antitheken.
Auf Amazon gefunden und gekauft, freue mich aufs verschlingen. Sollten Sie Ihre Lust an Vorträgen einmal wiederfinden, würde ich mich auch freuen.
Danke ! Wieder einmal eine grossartige Analyse. Hoffentlich darf man derartiges bei uns auch in Zukunft noch schreiben/lesen.
Exzellenter Kommentar! So eine gute Analyse habe ich schon lange nicht gelesen.