Rudolf Öller: Das Kreuz mit den Quoten
Ostern ist ein christliches Hochfest. Die Frage nach christlichen oder so genannten konservativen Werten wird in „fortschrittlichen“ Kreisen gerne mit einem mitleidigen Lächeln quittiert. Christlich? Konservativ? Das sind doch veraltete Dinge wie Treue, Zuverlässigkeit oder Familiensinn, so eXXpress-Kolumnist Rudolf Öller.
Woke Zyniker wissen es besser: Die Werte des Konservativismus sind Kapitalismus, Sexismus und Rassismus. Das übliche Blabla. Treue, Zuverlässigkeit und Achtung vor der Familie sind in Wahrheit weltweite Phänomene, die in allen Gesellschaften einen Wert haben. Die europäischen Demokratien können aber mehr als das. Man erkennt es daran, dass so gut wie alle positiven kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften der Menschheit aus Europa kommen.
Der erfolgreiche Weg ist seit dem Zeitalter der Aufklärung ein Weg der Chancengleichheit, nicht der Ergebnisgleichheit. Daran können auch käufliche Politiker nichts ändern, wie in der sozialdemokratischen Fraktion des EU-Parlaments sichtbar wurde. Die wahre gesellschaftliche Revolution war der Versuch, allen gleiche Chancen zu geben. Nicht mehr die Zugehörigkeit zum Adel sollte über Reichtum und Lebensglück entscheiden, sondern die eigene Leistungsfähigkeit und der Wille, mehr aus sich zu machen.
Der Ruf nach Problemlösern
Die industrielle Revolution hatte ein Proletariat geschaffen, verlangte aber auch dringend nach ausgebildeten Menschen. Die Industrie rief nach Technikern, nach Problemlösern, nach Unternehmern. Der Adel war zuvor schon überflüssig geworden.
Karl Marx entwickelte seine Theorien zu einer Zeit, als die ersten Dampflokomotiven fuhren und die Elektrizität noch nicht genutzt wurde. Telefon, Computer, moderne Pharmazie und anderes waren Marx und seinem Geldgeber Engels unbekannt. Marx` damalige Ideen kosteten später über hundert Millionen Menschen das Leben. Er setzte auf Proletariat und Bauern als Motoren der Entwicklung und des Fortschritts. Die Sowjetunion, China und einige Satellitenstaaten setzten diese Ideen um und gerieten in eine Falle, in die alle Marxisten tappen: Quotenregelungen. Qualifizierte Menschen waren bei Kommunisten nicht das Ziel der Auslese, sondern Menschen aus Arbeiter- und Bauernkreisen. Es geht hier nicht darum, Arbeiter und Bauern abzuwerten, aber bestimmte Bevölkerungsgruppen von vornherein zu begünstigen, ist immer und überall ein Fehler. Zwei Beispiele sollen das Prinzip erfolgreicher Auslese verdeutlichen, ein historisches Beispiel und ein persönlich erlebtes.
Silicon Valley
Es wird behauptet, der Erfolg vieler Firmen im kalifornischen Silicon Valley sei eine Folge des Kapitalismus gewesen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Das Silicon Valley war zu Beginn sowohl ein wirtschaftliches als auch ein linkes Projekt. Einige Elektronikrebellen unter den Studenten der Stanford-Universität waren mit der Dominanz der großen Computerfirmen wie IBM, Control Data usw. unzufrieden. Sie träumten in den frühen Sechzigerjahren von einem leistbaren Kleincomputer für alle.
Der bekennende Kommunist Lee Felsenstein und seine Genossen gründeten um die Stanford-Universität Vereine, die IBM vom Podest stürzen wollten. Sie erstellten sogar ein kleines Computernetzwerk an der Universität Berkeley, eine Art Twitter-Vorläufer. Gleichzeitig suchten die ersten großen Firmen im Valley, wie etwa Fairchild Semiconductor, gute Programmierer und Elektroniker. Sie stellten junge Rebellen ungeachtet ihrer politischen Ausrichtung ein und profitierten von deren Wissen. Können war gefragt, sonst nichts.
Bald erschien der erste Kleincomputer (Altair 8800) in Serie. Der “Homebrew Computerclub” und seine Elektronik-Guerillas bekamen, was sie wollten. Einige visionäre Genies erkannten die neuen Möglichkeiten. Steve Jobs (Apple), Bill Gates (Microsoft), Mark Zuckerberg (Facebook), Larry Page und Sergey Brin (Google) und andere bauten sukzessiv weltweite Imperien auf. Aus Studienabbrechern, Hippies und Freischärlern wurden Milliardäre. Wer heute im Silicon Valley einen gut bezahlten Job haben will, ist bei der defekten Silicon Valley Bank fehl am Platz. Er muss bei den IT-Firmen nachfragen. Dort braucht man weder Legitimation noch Quote. Man braucht keine Matura, keinen Studienabschluss, keine Parteizugehörigkeit, keinen Doktorgrad. Im Falle einer Bewerbung werden Programmieraufgaben gestellt. Wer es kann, wird angestellt, wer es nicht kann, sucht sich einen anderen Job. Heute wird im Silicon Valley da und dort versucht, Quoten einzuführen, aber das bringt nur Blumengießende, Besucherbegrüßende und Gleichheitsforschende hervor.
Mehr tun als nötig
Vor einigen Jahren traf ich zufällig einen einflussreichen Manager der österreichischen Industrie wieder. Wir kennen uns seit unserer Zeit am Gymnasium. Er erzählte mir bei einem abendlichen Bier über seine Auswahlkriterien. Wenn sich jemand um eine leitende Stelle bewirbt, so wird nachgefragt, was er (oder sie) in der Jugend in der Freizeit gemacht hat. Schulnoten, Studienabschlüsse und Berufserfahrung spielen bei der Bewerbung zwar eine Rolle, aber es geht um mehr. War der Bewerber Klassensprecher, Pfadfinder, Kassier in einem Verein, aktives Mitglied der Feuerwehr oder sonst etwas in dieser Art. Es geht um die Frage, ob der (oder die) Betreffende nicht nur etwas kann, sondern auch bereit ist, in dringenden Fällen mehr zu tun als man tun muss.
Menschen mit liberalkonservativen Werten fragen nicht nach Herkunft, Rassen- und Klassenzugehörigkeit. Es geht um Können, um den Willen, mehr aus sich zu machen und um Loyalität. Organisationen, die Menschen aus bestimmten Gruppen den Vorzug geben, sind auf dem Holzweg. Nur offene Systeme, in denen ohne Quoten danach gefragt wird, wozu jemand fähig ist, werden langfristig erfolgreich sein. Diese Erkenntnis wirft auf unsere Demokratie ein düsteres Licht. Weniger qualifizierte Menschen scheinen vermehrt in bestimmte Parteien zu drängen, vor allem seit Angehörige bürgerlicher Parteien von hämischen Medien und Staatsanwälten mit parareligiösem Eifer verfolgt und öffentlich vorverurteilt werden. Politiker mit zweifelhaftem Ruf sind häufiger und auffälliger geworden. Man sieht und hört das regelmäßig, ganz besonders bei Interviews mit barocken Mitgliedern des letzten parlamentarischen Untersuchungsausschusses.
Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.
Kommentare
Das Schicksal des Herrn Kern wird entweder von der Loewelstrasse oder von der Rauhensteingasse in Wien gelenkt? (Oder von beiden?)
Kern ist und war nie in der Privatwirtschaft!
@Herbert: Kern, ein reiner aufgeblasener Parteigünstling. Falsch bis ins Mark, wer sich mit Silberstein abgibt ist auch noch moralisch minderwertig.
“…dass alle kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften aus Europa kommen” dazu ein Literaturhinsweis: Ivar LISSNER “Wir sind das Abendland”. (wenn es noch zu haben ist?).
Ein weiteres Buch in diese Richtung: Niall Ferguson: “Der Westen und der Rest der Welt”. Sehr lesenswert!
Barocke Mitglieder im letzten Untersuchungsausschuss – da fällt mir gleich eine im Inland vielfliegende Abgeordnete mit Rubens-Figur ein…Bravo, Herr Öller. Übrigens: Nur Idioten brauchen Quoten.
Jahrelang wurde von den Linken, den jungen Menschen eingetrichtert, sie müssen studieren. Und jetzt gibt es viel zu wenig Facharbeiter und die Wirtschaft leidet darunter. Ich bin Elektrotechniker und eigentlich voriges Jahr mit 65 Jahren in Pension gegangen. Arbeite aber halbtags weiter, weil mein Chef niemanden findet.
Weniger Qualifizierte drängen vermehrt in bestimmte Parteien …… verstehe, Kerns Ausflug in die Privatwirtschaft ……., deshalb steht er bei den Sozis wieder „Ante Portas“.
Welche Privatwirtschaft????
Im Silicon Valley braucht man weder Legitimation noch Quote, keine Matura, keinen Studienabschluss, keinen Doktorgrad… usw…
Wären all die berufslosen Studienbrecher*innen, die derzeit in Deutschlands Politik große Karriere machen, nicht auch im Silicon Valley willkommen?
Anna*lena B. kennt sich bekanntlich bestens im Völkerrecht aus und Robert H. hat seinen Studienabschluss mit einer Abhandlung zu den Gedichten von Casimir Ulrich Boehlendorff erreicht.
Dazu noch die Doppelspitze Ricarda L. und Omid N. (alle beide Studienabbrecher**innen)
Das Silicon Valley ist ein großes Tal (eigentlich eine große Landschaftsmulde). Man kann dort auch Kellner in einem Lokal oder Verkäufer in einem Supermarkt werden. Bei den IT-Firmen würde man gewisse europäische “Experten” jedoch nicht einmal ignorieren. Das Interessante am Silicon Valley sind die Unternehmungen. Von denen gehen täglich welche zugrunde. Gleichzeitig werden aber neue gegründet, und die Angestellten wandern weiter. Die Beweglichkeit ist hoch, leider auch die Preise. Wer die amerikanische Westküste besucht, sollte mindestens einen Tag für das Valley reservieren: Sehenswert sind vor allem die Elite-Uni Stanford und die großen Zentren von Apple, Google etc. Diese andere Welt hat mit dem, was in Österreich passiert, nichts mehr zu tun.
ad Mai: mich würde allen ernstes interessieren bei welcher Partei es anders ist.
Danke Herr Öller, stimme vollinhaltlich zu. Ich komme mir des öfteren bereits wie ein Dinosaurier vor, ein Mitglied einer aussterbende Rasse. Alles was uns als Recht, richtig und wichtig vermittelt wurde, wird mittlerweile gerne als nichtig eingestuft, dafür werden damalige Randthemen enorm hochpriorisiert. Wider besseren Wissens steuern wir auf einen planwirtschaftlichen Sozialismus zu und werden zunehmend Dekadent indem wir uns lieber mit Dingen profaner Selbstverwirklichung beschäftigen, anstatt einen realen Beitrag zu leisten, obwohl das eine das andere gar nicht ausschließen würde. Es geht uns so lange derartig gut, dass gewisse Schichten die unteren Stufen der mazlowschen Pyramide gar nicht mehr wahrnehmen. Ein neuer Adel ist entstanden, eine zweifelhafte Elite die der Meinung ist durch alle sozialen und wirtschaftlichen Schichten hindurch die Geschicke lenken zu können und auch meint die Individualität im handeln und denken unterbinden zu müssen, weil ihre “erwachten” Ansichten das Maß aller Dinge darstellen und alle Abtrünnigen missioniert werden müssen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, kann man eine Wellenfunktion ableiten, das Aufkeimen und der Zerfall jedes größeren Reichs in der Vergangenheit zeigt uns die Parallelen zu den heutigen Geschehnissen auf, Geschichte wiederholt sich. Dennoch müssen wir dabei zusehen und konstatieren, dass wir uns als Spezies Mensch trotz aller tollen technischen Errungenschaften nicht einen Deut weiterentwickelt haben, es braucht nur eine herbeigeredete Krise und man schlägt sich im Supermarkt ums Klopapier, als ob es das wichtigste der Welt wäre womit wir uns den Arsch abwischen. Bei mir führt das zu einer gewissen Verzweiflung, denn was bleibt zu tun in einer Situation in der ein guter Rat, wie nicht auf Quote zu setzen als rechtsradikales Gedankengut stigmatisiert wird ? In der das Bestehen auf biologische Fakten und Naturgesetze als engstirnige Ideologie ausgelegt wird ? In der die Protagonisten des Gutmenschlichen entweder mit Angst oder Moralin auf Stimmenfang gehen und aufzeigen, dass man jedes Scheitern immer einer anderen Partei zuspielen kann. In der man sich die Frage stellen lassen muss warum man womöglich schlecht bezahlte Arbeit propagiert, anstatt sich im Zuge einer fremdfinanzierten work-life balance ins soziale Pendel zu werfen oder zumindest nur bare minimum zu machen, drei Tage Woche und Montags besser nur zwei Stunden, aber Zuwanderung brauchen wir wegen dem Fachkräftemangel. Herr Öller, wie kompensieren wir die Kurve, wie bekommen wir ein integral und ein differenzial in dieses proportionale Schwingen ? In der Technik einfach, gesellschaftlich unmöglich scheint’s.
vielen Dank für den tollen Kommentar. Wir leben leider in einer Welt, in der sehr oft das Geschlecht über eine Anstellung entscheidet – und nicht das Können! Auch schadet es – zumindest in Österreichs Osten – nicht, über ein Parteibuch und eine gehörige Portion Vitamin B zu verfügen, unabhängig von der Qualifikation! Aber so ist es nun mal in Österreich, und so lange gewisse Gruppen in unserem Land NOCH das Sagen haben, wird sich nichts ändern!!