Am vierten Tag des Ukraine-Kriegs hat Wladimir Putin immer noch null von vier Punkten auf seiner Eroberungsliste, die vom US-amerikanischen Geheimdienst geleakt worden war, erreicht – und Russland wird zunehmend unberechenbarer. Während der Westen dem Kreml immer mehr Sanktionen auferlegt und auf der ganzen Welt Massen von Menschen vehement gegen Putins brutale Angriffe auf die Ukraine protestieren, beginnt Moskau, mit Drohungen um sich zu schlagen – und wird dabei immer offener. Nachdem Putin verkündet hatte, dass alle Sanktionen vergolten werden würden und russische Propagandamedien nicht mehr nur von der vom Kremlchef angekündigten “Entnazifizierung” der Ukraine, sondern des ganzen Westens sprechen (der eXXpress berichtete), sprach der russische Weltraumchef am Sonntag nun eine “überirdische” Drohung an die USA aus.

Russen drohen in Ukraine-Krieg: ISS-Raumstation könnte auf die USA stürzen

Rogozin drohte Biden in mehreren Kurznachrichten mit den Folgen, die sich aus den vom US-Präsidenten angekündigten Sanktionen ergeben könnten – diese könnten ihm nämlich wortwörtlich “auf den Kopf fallen”, so der russische Raumfahrtchef. Biden sei mit seinen Äußerungen womöglich “nicht auf der Höhe der Zeit#2 und kenne nicht die technischen Details, der Russe spricht sogar in offen provokantem Ton von “Alzheimer-Sanktionen”.”Wenn Sie die Zusammenarbeit mit uns blockieren, wer rettet dann die ISS vor einem unkontrollierten Abstieg aus der Umlaufbahn“, fragt Rogozin und droht so offen mit einem unkontrollierten Absturz der Internationalen Raumstation ISS. Die Trümmer der 500-Tonnen-Konstruktion könnten dann womöglich in den USA oder Europa einschlagen.

Biden hatte zuvor Einschnitte für Russlands Hightech-Importe angekündigt. Das werde auch die Luft- und Raumfahrtindustrie, einschließlich des Raumfahrtprogramms, beeinträchtigen, erklärte er. Wie der russische Raumfahrtchef schrieb, wisse der US-Präsident womöglich nicht, dass für größere Korrekturen der Umlaufbahn der Weltraumstation ISS russische Triebwerke gezündet werden müssen und nur so ein Absturz verhindert wird.

Auch Europa, Indien und China in Gefahr

Tatsächlich werden Triebwerke an der ISS regelmäßig gezündet, um die Bahn in etwa 400 Kilometer anzuheben. Auch zum Ausweichen von Weltraumschrott wurden die Antriebe wiederholt aktiviert. Für einen kontrollierten, sicheren Absturz der ISS-Konstruktion am Ende der Einsatzzeit wären Triebwerke ebenfalls erforderlich. So wurde beispielsweise die von der ehemaligen Sowjetunion im All aufgebaute Raumstation MIR 2001 gezielt im Südpazifik versenkt. Beim Eintritt in die Atmosphäre verglühte zuvor ein Großteil der 140 Tonnen schweren MIR.

Bei Experten stoßen einige Äußerungen von Rogozin auf Verwunderung. Der russische Raumfahrtchef schreibt nämlich, dass die ISS nicht über Russland fliege, was aber nicht korrekt ist. Neben den USA und Europa könnten auch Indien und China getroffen werden, warnt Rogozin.

Konsequenzen noch ungewiss

Im Zuge der Ukraine-Krise 2014 und den damaligen Sanktionen des Westens pokerte Rogozin mit seiner damaligen Macht beim Astronautentransport und warnte in einer anderen Version. Die Nasa könnte für den Flug in den Weltraum ein Trampolin nutzen, provozierte er die USA. Erst die erfolgreiche Entwicklung von Raumflugkapseln durch das US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk schaffte wieder eine Alternative. Tesla- und Space-X Chef Elon Musk verkündete im Jahr 2020 in Anspielung auf Rogozins Äußerung: “Das Trampolin funktioniert.”

Noch ist offen, welche konkreten Konsequenzen sich aus den jetzt von Biden angekündigten Einschnitten für die russische Luft- und Raumfahrtbranche ergeben. So steckt beispielsweise auch russische Triebwerkstechnik in einigen US-Raketen. Die US-Weltraumagentur NASA erklärte gegenüber dem Branchendienst Space.com, dass der Betrieb der ISS wie geplant weiterläuft. Bisher hieß es von Raumfahrtexperten, dass die ISS ein Paradebeispiel für das friedliche Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Staaten sei. Im All habe die Zusammenarbeit immer funktioniert.