Nur jeder dritte Russe ließ sich impfen. Dass die Impfbereitschaft in Russland grundsätzlich sehr niedrig ist, bestätigte jüngst auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Levada-Center. 45 Prozent lehnen ihr zufolge die Impfung dezidiert ab, lediglich 19 Prozent der bisher ungeimpften Russen sind bereit, sich einen Stich verpassen zu lassen.

Das ist insofern pikant, als Russland sich im vorigen Jahr gerühmt hat, mit Sputnik V den ersten Corona-Impfstoff weltweit entwickelt zu haben. Doch die Menschen dürften der Werbetrommel ihrer eigenen Regierung nicht so recht zu vertrauen. “In den Augen der Bevölkerung erwies sich die Sputnik-Impfung nicht als rettendes medizinisches Präparat, sondern als Propagandainstrument”, sagt Alexej Levinson, Soziologe beim Levada-Center. In der Skepsis gegenüber der eigenen Impfung spiegelt sich auch das geringe Vertrauen in die eigenen Machthabe wider.

Die Bevölkerung schrumpft

Gleichzeitig macht Russland zurzeit eine enorme Übersterblichkeit zu schaffen. Die britische Zeitung “Financial Times” schätzt die Zahl an Corona-Toten von Beginn der Pandemie bis Oktober auf 753.000. Putin-Sprecher Dmitri Peskow bezweifelte diese Zahl, räumte aber ein, dass auch die offizielle Zahl des russischen Statistikamtes mit 462.000 Corona-Toten “wirklich sehr schlecht” ist.

Fakt ist: Russlands Übersterblichkeit ist so hoch, dass die Bevölkerung – Zuwanderer nicht mitgezählt – im vergangenen Jahr um 600.000 geschrumpft ist. Im Jahr 2021 könnte der Rückgang bei 900.000 liegen.