Russland versucht mit allen Mitteln, die Lieferung von Waffen, Panzern und anderen Militaria an die Ukraine zu unterbinden. Jüngstes Beispiel sind eine offene Drohung an die NATO-Mitglieder sowie eine Warnung vor vermeintlichen “Terroranschlägen”, welche laut russischen Informationen auf tschechische Waffen-Konvois für die Ukraine geplant seien. Dass die Tschechen davon überzeugt sind, dass sich hinter einem solchen Anschlag – so er geschehen möge – ein Sabotageakt von Russland selbst versteckt, macht der tschechische Außenminister Jan Lipavský dabei kein Hehl.

Zuvor hatte Russland die Tschechische Republik davor gewarnt, andere Länder ohne seine Zustimmung mit Waffen sowjetischen Ursprungs zu beliefern. Diese Forderung tat Lipavský als “Unsinn” ab und erklärte, dass das tschechische Außenministerium darauf nicht reagieren werde. Es gebe keine Klausel, die die Wiederausfuhr von Waffen aus der ehemaligen Sowjetunion verbiete, fügte er hinzu.

Der tschechische Außenminister Jan Lipavský fand harte Worte für die russische Forderung - er nannte sie "Blödsinn" und gab an, dass Tschechien nicht darauf reagieren würde.Reuters

Die Warnung an die Tschechische Republik war dabei nur Teil einer groß angelegten Drohgebärde der Russischen Föderation: Erst vergangene Woche warnte Russland war die USA und andere Länder, dass ihre Unterstützung der Ukraine mit Militärhilfe den Krieg nicht nur verlängern, sondern gar “unabsehbare Folgen” haben könnte. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, sagte am Freitag, dass Moskau ähnliche offizielle Warnungen an “alle Länder” ausgegeben habe – damit sind vermutlich alle NATO-Mitglieder gemeint. Die Tschechische Republik ist seit 1999 Mitglied des Militärbündnisses.

Die Tschechen zeigen sich indessen wenig beeindruckt von Russlands Drohungen. Außenminister Lipavský sagte, dass Russlands Warnung nur ein weiterer Versuch sei, die tschechische Unterstützung für die Ukraine durch Falschinformationen zu stoppen. Militärische und andere Hilfen für die Ukraine seien eindeutig im strategischen Interesse der Tschechischen Republik, fügte er hinzu. Da helfen Russland offenbar auch Drohungen, die von “Terroranschlägen” auf tschechische Waffenkonvois sprechen, wenig: “Anfang März teilte der russische Botschafter einem stellvertretenden tschechischen Außenminister mit, dass Russland Terroranschläge auf Konvois mit westlichen Waffen in der Ukraine erwarte“, erklärte Lipavský dazu – und stellte klar, dass er sich sicher ist, was hinter diesen Worten steckt.

Tschechen wollen Russen "entlarvt" haben: "Sie selbst sind es, die hier sabotieren!"

“Wir interpretieren dies als klare Drohung der Russen – und als Beweis dafür, dass Russland selbst einen Sabotageakt plant. Die russische Seite hat weiter angekündigt, dass sie diese Sabotage ‘nicht verhindern’ könne – auch das sehen wir als nichts weiter, als weitere Drohung in einer langen Reihe russischer Drohgebärden an”, stellte Lipavský nüchtern fest. Und weiter: “Russland hat unseren Verbündeten aus der EU und der NATO ähnliche Botschaften übermittelt” – und merkte an, dass Russland seit Beginn des Krieges versucht habe, die EU- und NATO-Staaten davon abzuhalten, der Ukraine Hilfe zu leisten.

In den vergangenen sieben Wochen hat die Tschechische Republik der Ukraine bereits Waffen, Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und andere militärische Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt. Mit Stand vom 6. April wurde der Gesamtwert der an die Ukraine gespendeten Militärhilfe auf 1,1 Milliarden tschechische Kronen (entspricht in etwa 45 Millionen Euro, Anm.) geschätzt. Über die genaue Art oder Menge der militärischen Hilfeleistungen macht das tschechische Verteidigungsministerium aus Sicherheitsgründen keine näheren Angaben.