
Ruth Pauli: Die Macht des Genderns
Wir haben also unsere Freiheit zurück. Das stimmt, wenn man „Freiheit“ darauf beschränkt, nicht in die eigenen vier Wände verbannt oder aus Lokalen und Geschäften ausgesperrt zu sein. Weniger gut steht es, um die Freiheit zu denken und sich offen zu äußern. Aber auch da beginnt sich endlich Widerstand zu regen.
Man kann von Tesla-Gründer Elon Musk halten, was man will. Weltraumtourismus für Reiche zu veranstalten, das ist eine zweifelhafte Sache. Aber der innovative Mann hat mit seinem Vermögen jetzt auch etwas Beachtliches getan: Er unterstützt einen Versuch, die akademische Freiheit des Denkens wiederherzustellen. Amerikanische Universitäts-Professoren, die „gecancelled“ – zum Schweigen gebracht, hinausgeworfen und tot geschwiegen – wurden, weil sie etwa gewagt haben zu behaupten, dass es nur zwei Geschlechter gibt, haben mit seiner finanziellen Unterstützung (und erfolgreichem Crowdfunding) in Texas eine neue Universität gegründet, wo wieder diskutiert, gedacht, argumentiert werden soll. Wo also alles das geschehen wird, was Wissenschaft, was Universität eigentlich ausmacht.
Die Klage gegen das Gendern
In Amerika wird schon das Wort „toughtcrime“, also Gedanken-Verbrechen, für ein Abweichen vom Mainstream-Denken gebraucht. Wir überlassen diese offene Sprache zwar noch den Chinesen (wo mittlerweile sogar den „Gedanken des großen Führers Xi Xi Ping“ gehorcht werden muss), aber die Effekte sind dieselben. Universitätsprofessoren überlegen sich sehr genau, was sie in Vorlesungen sagen – weil sie sich sonst endlose Schwierigkeiten einhandeln. Die Kommissare der Politischen Correctness sind immer da und wachen darüber, dass der herrschenden Moral kein Leid getan wird. Die Universitäten, einst Ort der geistigen Auseinandersetzung, wo durch das rationale Argument, das offene Aufeinandertreffen verschiedener Theorien und den begründeten Widerspruch Fortschritt auf allen Wissensgebieten erreicht wurde, versteht sich heute als Umerziehungsanstalt.
Selten ist das so klar geworden, wie durch die Klage eines Wiener Studenten gegen das vorgeschriebene Gendern in der Diplomarbeit. Der junge Mann studierte Translationswissenschaften, wie die Dolmetsch-Ausbildung nun heißt. Wer jemals übersetzt hat, weiß, wie wichtig gerade dabei klare Sprache ist – daher wundert es nicht, dass jemand, der dolmetscht, mit der sprachentstellenden Genderei nicht glücklich ist.
Gendern als "gesellschaftliche Veränderung"
Aber der Uni geht es gar nicht um Sprache. In den Leitlinien für die Abschluss-Arbeit steht es schwarz auf weiß: Es muss gegendert werden, um eine „gesellschaftliche Veränderung“ und eine „Beeinflussung von feststehenden Normen und Machtverhältnissen“ zu erreichen. Da wird offen ausgesprochen, weswegen uns die ORF-Nachrichten quälen, warum man Gesetzestexte unlesbar und die Bundeshymne lächerlich („Töchtersöhne“) macht: Es geht um Macht.
(Da ist es natürlich nur eine Fußnote, die ins Bild passt, dass 73 Plagiatsstellen auf 220 Seiten Doktor-Arbeit durchgehen können, wenn man auch bei den Juristen das richtige Gendern als Voraussetzung für akademische Weihen betrachtet. Nur – die Macht hat dann Alma Zadic bekommen, mit ihrem Mach-Werk. Und jetzt wundern sich manche hochkarätige Rechts-Professoren. Dumm gelaufen.)
Selber denken sei nicht mehr gefragt
Selber denken, anders denken: Das scheint auf den hohen Schulen auch hierzulande nicht mehr gefragt. Es geht natürlich vor allem um Geldmittel, wenn sogar auf universitärem Boden etwa an der „wissenschaftlichen Klimarettung“ keine Kritik mehr geäußert werden darf. Da werden auch bei uns Maulkörbe verpasst, „Abweichler“ der Diffamierung preisgegeben – und von öffentlichen Forschungsförderungs-Töpfen ferngehalten. Zugehört wird einer anderen Meinung ohnehin nicht
Dabei haben wir gerade miterlebt, wie sich wissenschaftliche Aussagen durch weiter gehende Forschung, durch neue Einflüsse ständig verändern müssen: Die Virologen und Epidemiologen haben uns das in der Pandemie auf offener Bühne miterleben lassen.
"Entlarvung einer impfwütigen Machtelite"
Wir sollten das nicht als Hilflosigkeit, als „Entlarvung einer impfwütigen Machtelite“ erleben, sondern als Beispiel dessen, was wissenschaftlicher Fortschritt ist. Es hat sich nämlich gezeigt, dass es bei der Suche nach neuen Lösungen, nach zukunftsweisenden Ergebnissen nur eines nicht geben darf: Denkverbote.
Doch auch da kommt es zu verworrenen Tatsachen. Wenn es der „Macht“ des Zeitgeists passt, dürfen sogar eherne Gewissheiten wie „2 x 2 = 4“ angezweifelt werden, weil sie angeblich nur „Zeichen weißer Vorherrschaft“ sind (das nennt sich dann Ethnomathematik). Wenn allerdings eine wissenschaftliche Erkenntnis gegen den Zeitgeist ausfällt, dann wird sie unterdrückt. Diese Einschränkung der akademischen Denk-Freiheit hat sich unbemerkt breit gemacht. Das betrifft uns aber alle – weil von der Qualität oder Nicht-Qualität an den Universitäten auch die Zukunft unseres Landes abhängt.
Wenn der Bildungsminister nach seiner Quarantäne dieses Problem anzugehen wagt, dann könnte er vielleicht doch noch in die Fußstapfen von Werner Fassmann hineinwachsen.
Kommentare
Wunderbarer Beitrag Frau Pauli. Es freut mich, in Zeiten wie diesen, einen kritischen Artikel zu dieser unsinnigen Entwicklung zu lesen. Danke dafür.
Frau Pauli, Sie schreiben wunderbar. Habe jetzt einige Ihrer Kolumnen nachgelesen, z.B. über das Leugnen der Geschichte (Nieder mit der Geschichte). So gut wie gar keine Denkmäler, Kirchen oder Museen dürfte es da geben, ja nicht einmal evang. Kirchen, wenn man M Luthers Einstellung zu bestimmten Religionsangehörigen kennt. In Zeiten, wo man kaum mehr eine eigene Meinung artikulieren darf, sind Sie ein Trost. Wie ich schon einmal schrieb: Niemand hört niemals nicht keinem zu. Im Übrigen geht Vielen das angebl. politisch Korrekte ziemlich an die Nerven.
Nur zur Info – thoughtcrime, nicht “toughtcrime” (übrigens ein Begriff aus Orwell’s 1984, publiziert in 1949), und der chinesische Präsident heißt Xi Jinping, nicht “Xi Xi Ping”…
Einfach nicht mitmachen beim Gendern. Genauso wie beim denglisch oder englisch in unserem deutschsprachigen Raum. Bei Büchern KEINE neuen Übersetzungen lesen, sondern alte Ausgaben suchen. Über die “Verhunzung” der deutschen Sprache könnte ich lange schwadronieren 😉 Goethe, Zweig, Stifter u.a. wären todunglücklich über das heute übliche Erwürgen unserer ehemals so wortreichen Muttersprache.
vlt hilft dazu das anti gendern volksbegehren zu unterschreiben.
Orwell beschriebt in seinem Buch 1984 eindrucksvoll, wie durch Veränderung der Sprache der Manipulation des Volkes durch die herrschende Klasse Tür und Tor geöffnet werden kann.
Gendern verändert die Sprache – und nicht nur die Sprache – sollte es jemand noch nicht wissen. Gendern verändert die gesamte Kultur und das nicht zum Positiven…
Die Kolumne bringt es auf den Punkt: Kritisches und eigenständiges Denken ist nicht mehr gefragt, “politisch korrektes” Nachplappern hingegen gewünscht. Die Zwangsbeglückung mit geschlechtertrennender Sprache alias “Gendern” ist inzwischen geradezu grotesk. Viele Journalisten, vorzugsweise jene beim ORF, haben offenbar sowohl Sprachfertigkeiten als auch selbständiges Denken an der Eingangspforte des Küniglberges abgeben müssen. Die geschriebenen Texte sind nicht mehr lesbar, gesprochene Texte häufig nicht mehr anzuhören. Schon nach 3 Sätzen macht sich der Würgereiz bemerkbar, wenn man einigermaßen sprachsensibel ist.
Und warum das Ganze? Weil man aus reiner Ideologie glaubt, mit so einer Sprache Verständnis für Anliegen der Gleichberechtigung der Geschlechter zu schaffen. Verständnis zu schaffen, indem man die Leute gängelt und Abneigung provoziert: Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Dass über zwei Drittel der Bevölkerung laut allen Umfragen gegen diese Genderei sind und die Abneigung über das letzte Jahr auch noch gewachsen ist, gibt den schlauen Sprachideologen offenbar kein bisschen zu denken. In der Grundschule hätte es geheißen: Note 5, setzen! Aber das war früher. Heute heißt es wohl: “er/sie/es/binär/undefiniert hat sich sehr bemüht. Allein dafür gibt ES (wahlweise auch SIE/ER) Note 8 von den Lehrer*Innen &-inninnen.” Hauptsache die Gesellschaft ändert sich. Wohin, ist mehr als fraglich.
👍
Damit ist alles gesagt. Bravo!
Wer heutzutage noch gendert, hat sowieso einen zumindest leichten Sprung in der Vase.
Gendern zeigt deutlich,
… wie Diktaturen funktionieren. Durch die Möglichkeit, Menschen den weiteren Lebensweg zu verbauen, verbreiten Vorgesetzte (Professoren) eine Atmosphäre der Angst. Es braucht dazu keine Verordnung.
Besonders infam ist dabei, dass die fanatischsten dieser Personen behaupten, gegen autoritäre, totalitäre und diktatorische Systeme (z.B. Faschismus) zu sein.
Laut deutscher Botschaft in Bangkok heißt Muttersprache nun „Elter-1-Sprache“. Just zum Tag der Muttersprache, der am 21. Februar eines jeden Jahres weltweit gefeiert wird, erlaubt sich die Botschaft in Thailand einen Fauxpas schlimmster Sorte.
Toll, das Leben ist schön, lang lebe der Fortschritt !!!!!!
Der Aggressor tarnt sich immer gern als Unterstützer der Schwachen… so wie etwa Putin die in die neu gegründeten “Republiken” mit “Friedenstruppen” einmarschiert, so sind auch die linksgrünen Ge- und Ver-botsmeier “natürlich” nur auf Frieden, gute Luft und Menschenrechte bedacht, wenn sie sprachliche Daumenschrauben anziehen, andersdenkende canceln, die Autoindustrie (und Lebensnerv eines Kontinents) de facto schrittweise verbieten und unseren Kontinent mit illegalen, kulturfremden und maximalaggressiven Invasoren fluten. Alles im Sinne eines höheren Gutes, wetten?
Es muss doch möglich sein, sich auch gegen Gendertrottelei impfen zu lassen.
So zwei bis drei Mal im Jahr ein Jaukerl und alle Gefährdeten sind immun gegen
jede Gender-Blödheit.
Die Pharma-Industrie würde begeistert sein……
Die Kernideologen der Gendertheorie sind durch die Bank lesbisch. Sie versuchen das eigene Leid am inneren Widerspruch dadurch aufzulösen, dass sie den inneren Widerspruch leugnen und die Anomalie als von außen unterdrückte Normalität umdefinieren wollen.
Dass individuelle Verrückungen einer sehr, sehr kleinen Bevölkerungsgruppe einmal eine derartige gesellschaftspolitische Macht erlangen werden, ist bizarr. Sehr bizarr.
Den tatsächlichen Gender-Unterschied sieht man auf jedem Bioladen-Parkplatz. Abgemagerte Frauen verstauen zwei halbe Salatherzen und 50 Gramm Erdbeerkäse/geschnitten im Zwei-Tonnen-SUV. Danach findet auf dem Rücksitz der „Begleitverkehr“ statt, wobei nicht der Seitensprung gemeint ist, sondern Kevin jr. wird zum Fußball gekarrt, dann zu Sheng Fui für Hochbegabte und abschließend vom Burschenschaftsabend seiner Universität abgeholt, damit er nicht nach Hause wanken muss wie die Postdocs früherer Generationen. 🙂 🙂
Klingt nach Sozialneid.
ausgezeichneter Artikel ! Danke dafür, für die klaren Worte. Nutzen wird es freilich auch nichts, weils eh keiner lesen wird, vor allem die universitären Würschteltschenderisten. und schon wieder zu schnell geschrieben ? komisch….
Werner Fassmann? Wurde hier Heinz Faßmann mit Werner Feymann verwechselt? Handelt es sich gar um einen Freudschen Verschreiber oder war es Satire? Wie auch immer, ansonsten ein hervorragender Artikel!
Sehr guter Artikel von Frau Pauli. Und bravo Elon Musk. Für mich ist das Gendern eher das Anzeichen, dass eine selbsternannte Elite immer mehr den Kontakt zur Wirklichkeit verliert. Für die Universitäten ist das ein Abgleiten in die Irrelevanz und zurück in den Elfenbeinturm. Viel Erfolg für den Studenten, der dagegen geklagt hat.
Beim derzeitigen Zustand der Wiener Universität denke ich oft heimlich: so muss es sich in den 1930er Jahren angefühlt haben, nur “herrscht” jetzt eine andere Ideologie.
Die aktuell herrschende Ideologie unterscheidet sich nur durch die verwendeten Worte, aber nicht im Kern 🤢🤮
Sehr tiefsinniger Kommentar von Frau Pauli. Allerdings ist meine Erfahrung, dass das sogenannte “Gendern” bei den normalen Menschen bis heute nicht angekommen ist, ist ihnen schlicht egal, schert sich auch niemand drum. Es ist hier eine Sklerosierung der geistigen Eliten zu erkennen, was naturgemäß für den einen oder anderen Professor/in, der/die “ausgemustert” wurde, unangenehm ist, aber in Wirklichkeit besteht derzeit noch wenig bis kein Handlungsbedarf. Selbst im tiefroten Wien heißt es noch immer “Mietervereinigung” und eben nicht “Mieter*innen-Vereinigung” oder Arbeiterkammer etc. Mitteilungen in Wien folgen auch nicht diesem Kasperl*innen-Theater. Also cool running, liebe Frau Pauli, es ist heruntergebrochen auf wenige Sätze so. Ich bin nach dem Studium in einem äußerst schweren Beruf in privaten Bereich sehr erfolgreich geworden, allerdings unter Blut, Tränen und Schweiß. Alle meine ehemaligen Studienkolleg*innen, die in den Staatsdienst gingen, sind heute “vertrottelt”, haben sich intellektuell im Staatsdienst zurückentwickelt oder sind gleichgeblieben. That´s it.
Ich möchte zu diesem leider nur allzu wahren Kommentar gerne zwei Wittgenstein-Zitate hinzufügen, die den Ernst dieser sprachlichen Umgestaltung zeigen.
“Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt” und
“Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.”
Alles gesagt.
👍👍👍
Es ist die Zeit der großen Veränderungen, das Aufdecken von Lügen, von Propaganda und Scheinheiligkeit gekommen. Die Ukraine-“Krise” und das Zusammenbrechen der Coronadiktatur sind die Vorboten. Der Westen wird mit seiner Angst- und Lügenpropaganda kläglich scheitern. Und die Verantwortlichen werden bestraft werden. Das hoffe ich zumindest.
Ja die 68er waren schon 1968 aggressiv friedlich.