
Ruth Pauli: Worte, die gefehlt haben
Richtige Worte sind Glückssache. Aber falsche Worte sind entlarvend, besonders wenn sie in betulichen Reden an die ganze Nation fallen. Die wirklich notwendigen Worte sind darin aber nicht vorgekommen. Welche Worte ein wirklich unparteiisches Staatsoberhaupt anlässlich der jüngsten innenpolitischen Entwicklungen gefunden hätte, weiß eXXpress-Kolumnistin Ruth Pauli.
Die Definition von Schmäh ist „billiger Trick“, „Unwahrheit“ und „Schwindelei“. Das also wünscht der Bundespräsident, dass uns nicht ausgehen soll? Richtige Worte sind Glückssache. Aber falsche Worte sind entlarvend, besonders wenn sie in betulichen Reden an die ganze Nation fallen. Die wirklich notwendigen Worte sind darin aber nicht vorgekommen.
Ein unparteiisches Staatsoberhaupt hätte, statt zu witzeln und zu polemisieren, ungefähr das gesagt:
„Zu meinem Amtsantritt habe ich versprochen, die Gräben in der Gesellschaft zuzuschütten. Das ist nicht gelungen, noch schlimmer: Sie sind zu gefährlichen Abgründen geworden. Und wir alle sind mit schuld.
Für die Pandemie können wir nichts - dafür, wie wir Politik machen, aber schon
Nur ein Teil ist der Pandemie geschuldet. Sie hat uns aus der satten Ruhe gerissen, die wir als Normalität missverstanden haben. Unser Leben, unser Wohlstand ist durch ein gefährliches Virus bedroht, das wir nicht verstehen. Auch aus dem Ohnmachtsgefühl gegenüber dem Virus heraus kämpfen viel zu viele Mitbürger gegen die rettende Impfung. Statt diese neue Kluft zu verschärfen, bitte ich Politik und Medien die Zögernden zu überzeugen: 13.000 Tote hat dieses Virus schon gefordert. Impfen und die Maßnahmen einzuhalten ist der einzige Ausweg. Die beiden Parteien, die aus der Impfgegnerschaft Stimmen schlagen wollen, sollten sich fragen, ob Menschenleben nicht sogar für sie ein zu hoher Preis für einen fragwürdigen Erfolg sind.
Der Pandemie sind wir ausgeliefert. Aber anderes ist unser aller Schuld, die wir Politik machen: Zum ersten Mal in unserer Zweiten Republik tritt ein Minister zurück, weil sein Leben und vor allem auch das seiner Familie massiv bedroht wird.
Wie konnte es so weit kommen? Da muss ich alle Parteien in die Pflicht nehmen: Was in den letzten Monaten an Hass zwischen den Lagern versprüht wurde, mündet schnell in Morddrohungen.
Aufforderungen, Erinnerungen und persönliche Beiträge - alle haben sie gefehlt
Ich würde auch die Opposition und meine grüne Parlamentsfraktion auffordern, die Österreicher mit U-Ausschüssen nicht am Schmäh zu halten. Ein U-Ausschuss zur Inseratenvergabe auf Bundes- und Länderebene mit dem Ziel, diese Medien-Bestechung mit Steuergeld abzuschaffen, wäre vertrauensbildender und ehrlicher als der angesetzte ÖVP-Untersuchungsausschuss. Die Tatsache, dass trotz des Umfrage-Absturzes der ÖVP keine andere Partei vom Fleck kommt, sollte zur Einsicht führen, dass die Bürger Heuchelei erkennen.
Meine grüne Klima-Ministerin möchte ich daran erinnern, dass sie sich nicht über Gesetze hinwegsetzen darf, auch wenn sie glaubt, einer guten Sache zu dienen. Niemand darf Gesetze brechen, auch nicht Leonore Gewessler, wenn sie den Straßenbau verhindert. Meine ebenfalls grüne Justizministerin rufe ich auf, Kritiker nicht undemokratisch mundtot zu machen, sondern sich mit ihrer Kritik ernsthaft auseinanderzusetzen. Sie muss auch endlich etwas gegen das ständige gezielte Durchsickern von Akten unternehmen, das dem Gesetz widerspricht und jegliche Unschuldsvermutung zur Farce macht.
Die Medien, allen voran den aus Zwangsgebühren finanzierten ORF erinnere ich daran, dass ihre Aufgabe Information ist und nicht das Verbreiten irgendeiner „Haltung“, die zur Spaltung beiträgt. Auch wenn es ihnen unangenehm ist, müssen sie ihre Fehler bei Beschuldigungen mit demselben Nachdruck zugeben, wie sie sie verbreitet haben, statt die Wahrheit totzuschweigen – wie etwa im Fall des Kinderwagen-Laptops der Frau des Ex-Finanzministers.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Schließlich möchte auch ich einen Beitrag zum Abschaffen von Missständen leisten: Um ein gutes Beispiel für die Bekämpfung von Postenschacher zu geben, werde ich Doris Schmidauer dazu bewegen, aus dem Bundestheater-Aufsichtsrat auszuscheiden. Man könnte nämlich meinen, ihre Kompetenz beschränke sich darauf, meine Ehefrau zu sein.“
Mit solchen Worten hätte der Bundespräsident sicher mehr zur politischen Hygiene unseres Landes beigetragen als durch das „Prüfen der Integrität“ der neuen Minister (wie macht er das eigentlich? Lässt er sich die Chat-Verläufe zeigen?). Aber Humor – nicht Schmäh – ist, wenn man trotzdem lacht.
Kommentare
Richtig !
Leider fällt mir zu unserem schönen Land im Moment der alte Spruch ein: ” Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken ” !
Ja, so einfach wäre es gewesen. Unser (meiner sicher nicht mehr) Bundespräsident lügt indem, was er verschweigt. Es ist eine furchtbare Schande. Danke, Frau Pauli, guten Job gemacht. Wie wäre es mit einer Kandidatur nächstes Mal?
Auch ich habe diese Dumpfbacke gewählt, ich denke eigentlich, dass er ein gescheiter Mensch wäre, aber wer keinen Durchblick oder keinen Charakter hat, wirkt mit der Zeit dümmlich. Und korrupt, weil etwas anderes ist es nicht, wenn man das Amt des Bundespräsidenten für parteipolitische Zwecke verbiegt oder sich nach dem Wind dreht. Es hat auch nichts Tiefe, was er sagt. Seichtes blödsinniges Geschwafel.
Still not my präsi
Wie wäre es mit Hrn. Faßmann als nächsten BP?
KLAR IST…. der Heinzi wäre perfekt geeignet, dem anderen Heinz und dem verfassungserotisch bewegten Kaunertaler nachzufolgen! 😀
Danke Frau Pauli für den perfekten Kommentar. Auch ich muss zugeben, Van der Bellen gewählt zu haben. Warum ? Damit es Hofer nicht wird ! Aber das tue ich sicher nicht noch mal, denn er hat uns alle getäuscht und enttäuscht. Hoffentlich stellen wir einen aussichtsreichen Kandidaten auf.
Gerade in diesen Zeiten wäre es notwendig, dass ein BP klare Worte findet, gerichtet an alle.
Stattdessen haben wir einen BP, der Spitzen Richtung ÖVP verteilt, das ist zweifellos nicht seine Aufgabe. Was für eine Heuchelei, er spielt sich als moralische Instanz auf und verliert kein kritisches Wort zu unglaublichen Vorhängen in diesem Land. Ich habe mich seinerzeit gefreut, dass er und nicht Hofer Präsident wurde, was für eine Fehleinschätzung. Ich bin bitter enttäuscht.
Bei den letzten Bundespräsidenten, die beide aus linken Lagern stammten, hat man auch ab und zu den Anschein, als wären sie für den ORF sakrosankt.
Blendend! Danke!Hoffentlich lesen das auch die Betroffenen!
Danke, Fr. Pauli für die Kritik an unserem p.t. BP. Vollkommen richtig, seine grenzwertige Parteiergreifung. Ich muss gestehen, ich hab das letzte Mal VdB 3 x gewählt, das erste Mal, das einzige Mal und das letzte Mal. Sowas passiert mir nicht wieder.
Ganz meiner Meinung ich finde in bestimmten Bereichen dürfen keine Beamten mit politischen Interess. JUSTIZ UND POLIZEI, GEWERKSCHAFTEN
ARBEITSAMT, GKK UND DIE VERWALTUNG VON STÄDTEN UND LÄNDERN arbeiten. Wenn man als
Beamter eine Politische Meinung vertritt und eine andere Partei regiert. Wird
man dagegen arbeiten! Oder nur Dienst nach Vorschrift! So naiv das unvoreingenommen und gleich gearbeitet oder geurteilt wird kann doch keiner sein. Die unabhängige Justiz und
der ORF haben das hinlänglich bewiesen, das das nicht funktioniert. Auch wenn sie immer das Gegenteil behaupten.
Damit ist alles in perfekter Analyse gesagt. Danke für den wohltuenden Artikel.
█ Von aktiven Polizei- und vor allem Bundesheer-Offizieren sollte niemand auch nur erahnen, mit welcher politischen Partei sie sympathisieren.
Das Kommentieren und bewerten von politischen Entscheidungen sollte ihnen per Gesetz verboten sein!
Das wäre schmerzhaft für viele Karrieristen, aber vor allem das Bundesheer würde viel an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Eine großartige “Wahlrede”, Frau Pauli! Können wir so jemanden zum nächsten BP machen?
Perfekt zusammengefasst aber es wird sich leider nichts ändern. Politiker rechts der Mitte werden weggeputscht. Außer Kickl, der hat sich auf die richtige Seite geschlagen.
Kickl ist sicher nicht „auf der richtigen Seite“, darf aber als Hofnarr agieren. Das Ganze nennt sich Narrenfreiheit.
Kickl ist solange auf der “richtigen Seite” bis er seine Aufgabe zu Ende gebracht hat…bis die Övp nicht gänzlich vernichtet ist braucht man den Hofnarren noch.
Gratulation!!!! Dieser Artikel ist einfach großartig!!!
Chapeau! Frau Pauli! Ihrem Kommentar ist nichts hinzuzufügen!
Frau Pauli Sie übersetzen Schmäh mit Unwahrheit oder billiger Trick. Wir Wiener verstehen unter Schmäh etwas anderes, aber gut. …Ihre staatstragende Rede hätte also folgendermaßen ausgesehen, Frau Pauli: … “Zu meinem Amtsantritt habe ich versprochen, die Gräben in der Gesellschaft zuzuschütten. Das ist nicht gelungen, noch schlimmer: Sie sind zu gefährlichen Abgründen geworden. Und wir alle sind mit schuld.” ..Zitat Ende.
Und Sie glauben tatsächlich diese Formulierung hätte irgendwas bewirkt? Glauben Sie diese Adressierung einer kollektiven Schuld an Abgründen der Gesellschaft hätte zu Einsicht und Umkehr geführt? In Zeiten der Pandemie und der Polarisierung ist manchmal doch der gesellschaftlich verbindende Schmäh, der einem nicht ausgeht besser, als der Blick in einen Abgrund.
Toller Artikel.
… zu viele “hätte” und leider gar kein “hat” …
Oh ja, ein “hat” gibt es: er hat keine Zeit, weil er in der Hofburg immer Feuerzeuge suchen und mit der first dog Gassi gehen muss.
Danke für Ihren Beitrag, Frau Pauli.
Ein unabhängiger Bundespräsident schaut anders aus. Er hat sogar bei der Eröffnungsrede der Festspiele den größten Anteil dem Klimawandel gewidmet. Dass peinliche Chat Verläufe in einer Lesung als kultureller Höhepunkt das Erschießen auf öffentlicher Bühne gezeigt wird – ist mehr als grenzwertig. Keine Kritik vom BPR!
Die Gattin des Bundepräsidenten sitzt im Aufsichtsrat der Bundestheater und sein Leibarzt wird nach einer großzügigen Spende im Wahlkampf Gesundheitsminister. Wie sehr sich der BPR an Maßnahmen und Lockdown hält hat er ja schon mehrmals bewiesen. Nicht reden tun ist Vertrauens erweckend.
Ich denke, dass der Bundespräsident bei der Spendengala des ORF durch das Tragen einer Maske Vorbild hätte sein können – war er aber nicht!!! Und darum sollte er sich mit ständigem Maßregeln der Politiker der beiden Mitte rechts Parteien und der BürgerInnen zurück halten, denn die vertrauen auch ihm nicht.
Übrigens meiner Meinung nach hat er durch sein Protegieren den beiden letzten Gesundheitsministern keine guten Dienst erwiesen – beide sind und waren gänzlich überfordert.
Ich stimme ihnen grundsätzlich zu, aber wann haben sie das letzte Mal gehört, dass der Herr BP Kritik an der FPÖ geübt hat?..muss ich wohl überhört haben, er kritisiert NUR die Övp!
Dieser Artikel ist großartig!
Leider ist Vielen nicht bewusst, dass Vieles in unserem Land so aus dem Ruder läuft, wegen eines Präsidenten, der so parteiisch reagiert!
So wichtig wie das Testbild, so aufschlussreich wie die Mattscheibe – ER “prüft die Integrität”…. wann kommt bitte eine Version fürs Auto Marke Wackeldackel?
Tapetentür von außen zunageln und dann bitte rasch checken, wann der letzte Sonderzug ins Kaunertal geht. Aber one way!
Alternativ mit dem kongenialen Vorgänger zur Muppets Show auf die Galerie. Applaus, Applaus!
Gut gebrüllt , Löwin .
Not my Präsident. Die einzige Wahl wo ich nie hingehe, weil dieses unnötige Amterl gehört GESTRICHEN!