Siri, die Apple-Assistentin mit der Frauenstimme, der man mündlich Befehle erteilt, soll die Privatsphäre ihrer Nutzer verletzt haben. Das werfen ihr nun mehrere Kläger in den USA in einer Sammelklage vor. So soll Siri Gespräche aufgezeichnet und die teils höchst intimen Inhalte an Dritte weitergegeben haben. Diese hätten die vertraulichen Informationen teils sogar für Werbezwecke verwendet.

Auch versehentliche Siri-Befehle landen bei Mitarbeitern

Die Klage geht auf einen Skandal im Jahr 2019 zurück. Damals stellte sich heraus, dass Siri-Befehle bei Apple-Partnern landen, und zwar beabsichtigte ebenso wie versehentliche. Informanten erzählten damals der britischen Zeitung “The Guardian”, dass auch sehr intime Momente von Apple-Mitarbeitern abgehört werden: Paaren beim Sex, medizinische Informationen bei Arztbesuchen, Angaben über illegale Vorgänge, wie beispielsweise Drogendeals.

Der Hintergrund: Für die Qualitätskontrolle des Sprachassistenten von Apple werden kleine Teile der Siri-Aufnahmen gespeichert. Diese hören Mitarbeiter dann ab, um die Qualitätskontrollen durchzuführen. Apples rechtfertigte sich damals gegenüber “The Guardian” folgendermaßen: “Ein kleiner Teil der Siri-Anfragen wird analysiert, um Siri und das Diktat zu verbessern. Benutzeranfragen werden nicht mit der Apple-ID des Benutzers in Verbindung gebracht. Siri-Antworten werden in sicheren Einrichtungen analysiert und alle Prüfer sind verpflichtet, die strengen Vertraulichkeitsanforderungen von Apple einzuhalten.”

Apple-Nutzer seien teils auch identifizierbar

Vor allem wegen der intimen Momente, die dabei aufgezeichnet wurden, äußerte einer der Whistleblower aber Bedenken gegenüber “The Guardian”. Die Aufnahmen würden zuweilen auch von Nutzerdaten wie Standort, Kontaktdaten und App-Daten begleitet werden. Siri werde immer wieder versehentlich aufgerufen. Schondas Betätigen eines Reißverschlusses aktiviere oft den Sprachassistenten. Eine Apple Watch starte den Dienst, wenn sie erkenne, aufgezogen worden zu sein und dann Sprache höre. Ein weiteres Problem sieht der Mitarbeiter darin, dass das Partner-Unternehmen neue Mitarbeiter kaum überprüfe und unter einer hohen Fluktuation leide. Über die Siri-Schnipsel eine Person zu identifizieren, sei darüber hinaus nicht besonders schwer. Angeblich soll daraufhin sogar maßgeschneiderte Werbung an einige Kläger ausgeliefert worden sein.

Nun gab US-Bezirksrichter Jeffrey White einer Sammelklage gegen Apple statt. Auch er sehe mögliche Verstöße gegen das Gesetz des unerlaubten Abhörens und gegen einige kalifornische Datenschutzgesetze, erklärte er. Nutzer wären im Unklaren gelassen worden, was mit den Siri-Schnipseln passiere, sagte White.

Google und Amazon arbeiten ebenfalls mit Sprachassistenten und teils mit ähnlichen Praktiken. Klagen gegen sie sollen schon in Planung sein.