Gleich vorweg als Erklärung: Als Ultra werden Organisationsformen für besonders fanatische Anhänger bezeichnet, die auch nicht vor Gewalt zurückschrecken. Ultra stehen wegen körperlicher Übergriffe und Diebstahl von Fan-Material sowie die Einschüchterung von Nicht-Ultra öfter in der Kritik. Auf der außerordentlichen Hertha-Versammlung wurde Kay Bernstein zum neuen Präsidenten gewählt. Damit wird erstmals in der Geschichte der deutschen Bundesliga ein Ex-Ultra Vereinspräsident eines Bundesliga-Klubs. Mit 1670 von 3040 Stimmen wurde er Nachfolger von Werner Gegenbauer (72).

Laut Informationen der “Bild” gründete er damals noch als Fan die Ultra-Formation Harlekins. Insgesamt erhielt Bernstein dreimal Stadionverbot. Der neue Hertha-Präsident musste einmal sogar von der Polizei abgeführt werden. Ein Stadionverbot im Jahr 2005 hatte einen kuriosen Hintergrund. Damals verteilte er im Rahmen eines Liga-Spiels gegen den VfL Wolfsburg 40.000 Rasseln des Sponsors Vattenfall. Bernstein forderte daraufhin die Anhänger dazu auf, den “Scheiß” wegzuzschmeißen. Ein Fahnenschwernker wurde von einer Rassel verletzt. Er stellte eine Anzeige gegen Unbekannt.

Anschließend bekam Bernstein seitens der Sicherheitskräfte ein Stadionverbot aufgebrummt. Als Schüler drehte er zweimal in der 8. Klasse eine Ehrenrunde, um später doch noch den Abschluss zu schaffen. Anschließend absolvierte er eine Lehre als Industriemechaniker. Mittlerweile ist Bernstein auch Vater und hat darüber hinaus eine Kommunikationsagentur.

Stehe für einen echten Neuanfang

Gegenüber der Bild-Zeitung äußerte sich Bernstein erstmals über seine Visionen und Ziele: “Ich stehe für einen echten Neuanfang mit echten Inhalten und einem echten Wahlprogramm, nicht für das bloße Stühlerücken der alten Garde und Systeme, die Hertha an den Rand des Abgrunds gebracht haben.” Ihm ginge es einzig und allein darum, seinem Herzensverein zu helfen. “Als echter Herthaner kann ich dafür sorgen, dass in den Gräben der Zerrissenheit wieder Hoffnung aufkeimt. Ich kann Hertha BSC innerlich vereinen und äußerlich stabilisieren,” fügte er hinzu.

Bernstein setzte sich bei der Wahl gegen Frank Steffel durch. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete wäre der eigentliche Wunschkandidat des Aufsichtsrates gewesen. Außerdem ließ er den krassen Außenseiter Marvin Brumme durch. Der Verein erlebte in der Tat turbulente Monate: Erst im letzten Spiel, in der Relegation gegen den Hamburger SV konnte unter Felix Magath der Klassenerhalt fixiert werden.