„Man hat uns verbrennen lassen“, so bilanziert ein Bewohner der griechischen Insel Euböa. Die Waldflächen des Nordteils der zweitgrößten Insel Griechenlands fielen dem Feuer zum Opfer. Der schöne Ort existiert nicht mehr – mit ihm verloren Tausende von Einwohnern ihre Arbeit und ihr Zuhause. Viele konnten erst in letzter Minute gerettet werden, mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. Das geologische Institut der Universität Athen geht aktuell von 90.000 Hektar verbrannter Fläche im ganzen Land aus. Zum Vergleich: Dies entspricht einer Fläche fast zweimal so groß wie der Bodensee. Die größte Fläche ist den Wissenschaftlern zufolge bisher aber auf Euböa verbrannt: Rund 51.000 Hektar Wald liegen dort bereits in Asche.

Viele Bewohner entkamen den Flammen nur knapp

Ein ausgebranntes Haus auf EuböaANGELOS TZORTZINIS / AFP)

Der Bewohner eines kleinen Dorfes in Nord-Euböa, von dem nicht mehr viel übrig ist, erzählt gegenüber der griechischen Tageszeitung „in“, wie knapp er und sein Sohn den Flammen entkommen konnten. Sie seien im Auto gewesen, vollkommen von Feuer eingekreist „Und das Kind hat ‘Papa, wir brennen’ geschrien.“ Dass sowohl sein Haus, als auch die Kirche des Dorfes die Brände fast unbeschadet überstanden haben, schreibt er einer höheren Macht zu und bekreuzigt sich. Tagelang brannte es in Euböa, aber auch in den Regionen Elis, Pelopponnes und Attika. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.

900 Feuerwehrleute ( mit der ausländischen Verstärkung) waren in Euböa im Einsatz, auf der Insel brannte es 8 Tage lang durchgehend.(Photo by ANGELOS TZORTZINIS / AFP)

Bewohner sollen sich tagelang selbst überlassen worden sein

Wie kann es aber möglich sein, dass zahlreiche regionale Medien berichteten, dass auf weiten Flächen über Tage kein einziges Löschflugzeug geflogen wurde, obwohl die Kapazitäten und Maschinen vorhanden gewesen seien? Auch sollen die Einsatzkräfte in manche Gebiete der vom Brand betroffenen Inseln erst nach Tagen eingetroffen sein, Bürger und lokale Behörden sollen sich selbst überlassen worden sein. Es ist ein großes Glück, dass  kaum Menschen zu Schaden gekommen sein sollen.

20 EU-Länder sendeten Unterstützung

Dem griechischen Ministerpräsidenten Misotakis wird von der Opposition vorgeworfen, in der Brandbekämpfung auf weiter Linie versagt zu haben: Der Oppositionspolitiker Alexis Tsipras warf ihm vor, von den 23 Millionen Euro, die für den Brandschutz budgetiert waren, nur 1,7 Millionen Euro für Maßnahmen zur Verfügung gestellt zu haben. Griechische Medien berichteten bis letzte Woche darüber, dass lokale Behörden, Bürger und Freiwillige um Luft- und Bodenmittel gebettelt hätten. Neben 20 EU-Ländern sendete vor wenigen Tagen auch die Schweiz mehrere Feuerwehrteams und drei Löschhelikopter nach Griechenland –erst dann flogen die Flugzeuge hochfrequentiert, auch wenn sie durch die starke Rauchentwicklung teilweise nur eingeschränkt arbeiten konnten.

Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassenPA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Ministerpräsident entschuldigte sich für "alle Schwächen"

Schlussendlich habe aber der Regen die meisten Brände gelöscht. Der Ministerpräsident Misotakis kündigte an, das Geschehene aufarbeiten zu wollen und gestand eine gewisse anfängliche „Unstrukturiertheit“ und Überraschung bei der Brandbekämpfung ein, er entschuldigte sich pauschal für „alle Schwächen“. Dass Luftmittel erst viel zu spät zum Einsatz gekommen waren, bestätigte er nicht. Der „Klimawandel ist die Hauptursache für die Brände,“ resultierte er. Auch auf die Kritik, dass er am eigenen Budget gespart und auf internationale Hilfe gewartet hätte, reagierte er bisher nicht.