Wirtschaftskrisen und steigende Warenpreise sind fast immer Hoch-Zeiten für das Gold. Seit jeher wird das glänzende Edelmetall als Inflationsschutz geschätzt. So geschah es auch zunächst zu Beginn der Corona-Pandemie 2020. Damals stieg der Goldpreis um knapp 25 Prozent und erreichte am 6. August ein historisches Hoch von 2067 US-Dollar (rund 1740 Euro) für die Feinunze. Auf diesen Spitzenwert fand das seit Jahrtausenden so geschätzte Edelmetall aber seither nicht mehr zurück. Dennoch macht es Sinn, Gold zwecks Absicherung in in diversifiziertes Portfolio aufzunehmen.

Ein durchwachsenes Jahr 2021

Momentan steigt die Inflation in neue Rekordhöhen, nachdem die Zentralbanken Rekordmengen an neuem Geld in Umlauf gebracht hat. In solchen Phasen herrscht normalerweise “Goldgräber-Stimmung”. Dennoch verlief das vergangenen Corona-Jahr für Gold-Fans durchwachsen. Zunächst zog der Goldpreis auch in den ersten Tagen des Jahres 2021 kräftig an. Nachdem er am Jahresende 2020 zunächst 1898 US-Dollar erreichte, kletterte nach dem Jahreswechsel noch auf 1950 US-Dollar pro Feinunze. Doch der Höhenflug währte nicht ewig. Später sank der Geldreis wieder auf 1750 US-Dollar pro Feinunze (rund 1490 Euro), ein Wertverlust von knapp neun Prozent gegenüber dem Jahresbeginn. Zuletzt stieg das Edelmetall wieder leicht an, auf 1776 US-Dollar.

Gerade zu Jahresbeginn wird Goldschmuck verstärkt nachgefragt, etwa für Hochzeiten in Indien

Neben Preisinflation und Geldmengenausweitung kommen noch andere Faktoren ins Spiel, und die sprechen nicht nur für das begehrte Edelmetall. Da wäre einerseits der erstarkende Dollar und andererseits die sich in einigen Staaten bereits abzeichnende Abkehr von der ultrolockeren Geldpolitik. Während der Euro-Raum nach wie vor auf einem Leitzins von null verharrt, haben ihn einzelne Zentralbank , wie etwa Tschechien, sogar schon auf über ein Prozent angehoben. Auch in den USA und Großbritannien zeichnet sich eine Zinswende ab. Die Federal Reserve in den USA kürzte bereits ihr milliardenschweres Anleihekaufprogramm, eine Anhebung der Leitzinsen steht ebenfalls im Raum.

Steigende Nachfrage zu Jahresbeginn

Solche Entwicklungen schwächten den goldenen Höhenflug wieder ab. Andererseits spricht die “Goldschmuck-Zeit” zur Jahreswende wieder für das Gold. George Milling-Stanley von State Street sieht daher in zurzeit gute Chancen auf einen steigenden Goldpreis, vor allem weil die Goldschmuck-Saison in Schwellenländern auf Hochtouren laufe. Dies sei habe schon in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 den Goldpreis angehoben und dürfte sich 2022 wiederholen, wie er gegenüber CNBC meinte. Er nannte etwa die steigende Nachfrage durch die Festival- und Hochzeitssaison in Indien sowie durch Zeremonien anlässlich des Chinesischen Neujahrs. Während es der Goldpreis in Herbst und Sommer eher schwer habe, sei der Winter traditionell eine gute Zeit für das Edelmetall.

Steigende Inflation auch weiterhin erwartet

Auch der Inflationsschutz soll als bestimmendes Moment nicht unterschätzt werden. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) mussten ihrer Inflationserwartungen im vergangenen Jahr mehrfach nach oben korrigieren und halten mittlerweile selber eine fortgesetzte erhöhte Preissteigerungsrate für wahrscheinlich. GraniteShares-CEO Will Rhind ist bezüglich Gold daher sehr optimistisch, wie er gegenüber CNBC unterstreicht: “Der Grund hierfür liegt in dem Makroumfeld, insbesondere der Inflation”. Solange es weiterhin hohe Inflationsraten gäbe, sollten sich Anleger seiner Meinung nach nicht um den Goldpreis sorgen: “Wir haben realen Inflationsdruck, solange dieser bleibt, desto mehr Probleme verursacht dieser und mehr Menschen werden einen Inflationsschutz suchen”. Gold bleibe hier für viele das Mittel der Wahl.

Mit Sicherheit lässt sich wohl eines sagen: Wer ein gutes Händchen für Aktien und andere Wertpapiere hat, wird mit ihnen wohl auch weiterhin über deutlich höhere Rendite freuen, als mit Gold. Allerdings macht es gerade jetzt Sinn, Gold zur Absicherung gegen Marktturbulenzen in einem diversifizierten Depot heranzuziehen. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, schätzt den Goldpreis bis Ende 2022 bei 1750 US-Dollar – und somit konstant – bleiben wird.