Ein altes Sprichwort besagt: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das DFB-Team kommt wenige Monate vor der Heim-EM nicht aus der Krise. Auf Hansi Flick folgte Julian Nagelsmann. Doch der Ex-Bayern-Trainer vermochte bislang nicht, das Ruder herumzureißen und sucht stattdessen nach wie vor nach Erklärungen und Lösungsansätzen. Nach der 2:3 Pleite gegen die Türkei folgte nun das ernüchternde 0:2 gegen Österreich am Dienstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Schon seit mehreren Monaten befindet sich das deutsche Fußball-Nationalteam in einem Tief. Wo eigentlich Euphorie entstehen sollte, herrscht stattdessen Ratlosigkeit. “Es gibt Dinge, wo wir ansetzen müssen. Es geht nur über extrem harte Arbeit und auch über deutsche Tugenden, das ist Fakt. Wir können nicht in Schönheit sterben. Wir werden auch im Sommer keine Verteidigungsmonster werden. Die Mannschaft ist nicht befreit. Wir sind nicht diese Einheit, die wir außerhalb auf dem Platz sind. Wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, das ist einfach Fakt. Das liegt auf der Hand, wenn man die letzten Jahre sieht, ” weiß Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Die "schwarze Nacht von Wien"

Die deutsche Medienlandschaft gilt bekanntlich als kritisch. So spart man nach der 0:2 Niederlage in Wien gegen Österreich nicht mit harter Kritik. “Nein! Nein! Nagelsmann!” titelte etwa die Bild. Von einer “peinlichen Pleite gegen Rangnick-Team” und der “schwarzen Nacht von Wien” war sogar die Rede. Die Kirsche auf der Torte: Sogar die österreichischen Fußball-Fans haben die DFB-Stars verhöhnt: “Der DFB ist so im Oasch” war von den Rängen zu hören.

Der “Focus” spricht von einem “totalen Systemausfall”. Das DFB-Team habe “kein Feuer, keine Emotion, kein Charakter”. Ilkay Gündogan brachte es ebenfalls im Interview mit “ZDF” auf den Punkt: “So wirst du nicht erfolgreich. Schlechter kann es gerade nicht sein. Vielleicht ist es der einzige positive Aspekt. Es ist bitter, dass wir jetzt drei, vier Monate mit den negativen Ergebnissen leben müssen. Jeder Einzelne muss sich klar werden, was er machen kann, um optimal Leistung zu bringen. Deutschland ist ein Debattenland. Das tut nach der Partie wahrscheinlich auch gut.”

Euphorie in Österreich

Ganz anders sieht die Situation im österreichischen Nationalteam aus. “Die Mannschaft hat gegen den Ball wirklich hervorragend gespielt, nichts zugelassen. Mit dem Ball haben wir auch viel gut gemacht. Insgesamt war es ein Spiel, wie wir uns das vorgestellt haben. Wenn wir gegen eine Mannschaft wie Deutschland gewinnen, verdient gewinnen, dann ist es immer etwas Besonderes. Es war ein wichtiger Test, wenn wir so bei einem Turnier spielen, ist es nicht einfach, gegen uns zu spielen. Es war trotzdem nur ein Testspiel, richtig ernst wird es im Juni. Wir haben trotzdem die Benchmark noch einmal höher gesetzt heute. In der Kabine haben sich Szenen abgespielt, ich denke nicht, dass man das so oft bei einer Nationalmannschaft erlebt. Wir haben auch nach der Roten Karte nicht weniger gemacht, genauso viel investiert. Deshalb kamen die Deutschen nicht wirklich ins Spiel,” meinte Teamchef Ralf Rangnick.

Gratulationen kamen auch aus der Politik. Bundeskanzler Karl Nehammer gratulierte dem ÖFB-Team in den sozialen Medien.

“Ein großartiger Erfolg für Österreich! Ich gratuliere unserem Nationalteam zum 2:0 Sieg gegen Deutschland! Wir sind stolz auf unser Team für die sensationelle Leistung!” schrieb Nehammer.