Schweden hat momentan die niedrigste Covid-Infektionsrate Westeuropas. Das skandinavische Land, das im vergangenen Jahr international in Kritik geraten war, weil es keinen Lockdown durchführen wollte, verzeichnet zurzeit 85,4 Fälle pro einer Million Einwohner, wie die Forschungsseite Our World in Data der Universität Oxford berichtet. Im Vergleich dazu liegt die Rate in Österreich – Europas derzeitigem Covid-Hotspot – bei fast 1400 pro einer Million Menschen.

Schwedens Infektionsrate liegt auch weit unter der anderer westeuropäischer Länder wie Großbritannien (581), Deutschland (536) und Frankreich (201). Und zum ersten Mal in der Pandemie verzeichnet Schweden weniger Fälle pro Einwohnerzahl als seine skandinavischen Nachbarländer Dänemark (655), Norwegen (351) und Finnland (150).

Das ist auch insofern bemerkenswert, als Schweden keineswegs die höchste Impfrate Europas hat. Die haben zurzeit Portugal, Malta,  Spanien – Länder mit ebenfalls besonders niedrigen Fallzahlen, aber eben nicht ganz so niedrigen wie in Schweden. (Die Drittimpfungen fehlen zurzeit in der Statistik, siehe unten).

Die Sache hat aber einen Hacken: Die doppelt Geimpften machen in Schweden routinemäßig keine Tests mehr. Kritikern zufolge tappt Schweden daher über das wahre Ausmaß der aktuellen Covid-Welle im Dunkeln. Mehr noch: In der vergangenen Woche brach Schweden erneut mit seinen europäischen Nachbarn und teilte seinen Bürgern mit, sich nicht mehr testen lassen zu müssen, wenn sie bereits vollständig geimpft sind – selbst wenn sie Symptome haben. In der Folge sank die Anzahl an Tests in der vergangenen Woche im Vergleich zum Vormonat nochmals um 35 Prozent.

In Schweden werden nur 1,26 Tests pro 1000 Menschen durchgeführt – das ist die niedrigste Zahl in Westeuropa, ganz im Gegenteil zu Österreich, das zurzeit Testweltmeister ist.

Die Fallzahlen scheinen sich aber nicht nur in den Statistiken bemerkbar zu machen, sondern auch in den Krankenhäusern. So liegt Österreich gemäß den offiziellen Zahlen auch bei den Hospitalisierungen im Spitzenfeld (die Zahlen aus Deutschland fehlen in der Datenbank, siehe unten).

Ärzte rechnen darüber hinaus mit einer steigenden Zahl an Covid-Patienten in den heimischen Krankenhäusern in den kommenden zwei Wochen. Der Trend wird in Österreich also vorläufig weiterhin nach oben gehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den anderen europäischen Ländern entwickeln wird, und ob die Auslastung in den dortigen Spitälern ähnlich anwachsen wird wie zurzeit in Österreich.

In dieser Woche hat Schweden seine Politik als Reaktion auf die steigenden Fälle auf dem Kontinent auf jeden Fall rückgängig gemacht. Eine neue Welle von Deltafällen rollt über Europa und setzt die Spitäler erneut unter Druck. Immer mehr EU-Mitgliedstaaten sehen sich gezwungen, Beschränkungen wieder einzuführen, wenn auch in unterschiedlicher Form.