Die Vorwürfe gegen den im Vorjahr suspendierten Geistlichen (67) wiegen schwer. Als Pfarrer soll er 32 älteren Damen aus seiner Gemeinde insgesamt 430.000 Euro unter falschem Vorwand aus der Tasche gezogen haben. Das Geld soll er an einen Gewohnheitskriminellen (52) weitergereicht haben, den er schon aus dessen Kindheitstagen aus dem Religionsunterricht an der Schule kannte. Auch gegen den Schützling des Seelsorgers wird wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt. Neben Einahmen durch den Priester, soll er weitere 300.000 Euro ergaunert haben. Fast eine Million Euro soll er mit seiner Spielsucht durchgebracht haben.

Der Pfarrer selbst sieht sich eher als Opfer. Sein Ex-Schüler habe ihm eine Notlage vorgegaukelt. Die Mutter sei gestorben, habe einen Haufen Schulden hinterlassen, die er jetzt abstottern müsse. Der Priester wiederum soll laut den laufenden Ermittlungen älteren Frauen aus der Gemeinde ebenfalls irgendwelche Schauermärchen aufgetischt haben, um an deren Geld zu kommen. Aufgeflogen ist der Kirchenmann schließlich durch die Anzeige einer Pensionistin (84). Die hatte dem Seelsorger 24.000 geliehen, das Geld jedoch nie zurückbekommen.

Priester schon einschlägig aktenkundig

Die Diözese reagierte umgehend, entpflichtete den Pfarrer und versetzte ihn in den Ruhestand. Er darf keine Gottesdienste mehr abhalten oder seelsorgerisch aktiv werden. Schriftlich wurden alle Pfarren davor gewarnt, dem gefallenen Bruder noch einmal Geld anzuvertrauen.

Sein offensichtliches Helfer-Syndrom hatte den emeritierten Pfarrer schon einmal in große Schwierigkeiten gebracht. Damals waren in seiner Gemeinde 200.000 Euro verschwunden, die er wohl für einen in Not geratenen Mitbürger abgezweigt hatte. Die Causa war noch auf dem “kleinen Dienstweg” erledigt worden. Das geht jetzt nicht mehr. Im Falle einer Verurteilung droht dem Priester eine mehrjährige Haftstrafe.