Der Angriff Putins auf die Ukraine hat aus dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen neuen Mann gemacht – einige nennen ihn einen “Kriegshelden”, sogar der russische Geheimdienst vereitelt Attentate auf ihn, um ihn nicht noch zum Märtyrer zu machen. Seine flammenden Reden inspirieren Menschen und Politiker auf der ganzen Welt, es fielen bereits Vergleiche mit Winston Churchill – diese tat der gelernte Schauspieler und Komiker aber mit einem Lächeln und dem Scherz ab, dass er “weniger trinke” als der ehemalige Premierminister von Großbritannien, der zur Polit-Ikone wurde, als er sein Land durch den zweiten Weltkrieg führte.

Am Dienstag konnte dann tatsächlich niemand mehr den Vergleich mit Churchill von der Hand weisen, als der ukrainische Präsident, der sich trotz höchster Gefahr für Leib und Leben partout weigert, Kiew zu verlassen, eine “historische” Rede vor dem House of Commons, dem Unterhaus Großbritanniens, hielt.

Selenskyj verglich darin nicht nur den Kampf der Ukraine gegen Russland mit dem Kampf Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg gegen Nazideutschland, sondern wählte auch seine Worte bewusst in Anlehnung an Churchills ikonische Kriegsansprache aus dem Jahr 1940: “Wir werden sie an den Stränden bekämpfen“ sagte er, und dass die Ukrainer “zu Lande, zu Wasser und in der Luft gegen Moskaus Streitkräfte kämpfen” werden.

“Wir werden nicht aufgeben und wir werden nicht verlieren. Wir werden bis zum Ende kämpfen, auf See, in der Luft, wir werden weiter für unser Land kämpfen, koste es, was es wolle. Wir werden in den Wäldern, auf den Feldern, an den Küsten, auf den Straßen kämpfen”, so Selenskyj. Er sagte, die Ukraine führe einen “Krieg, den wir nicht angefangen haben und den wir nicht wollten”, als er den Abgeordneten sagte, “wir wollen nicht verlieren, was wir haben, was uns gehört.”

Mit seiner Ansprache beschwor Selenskyj nicht nur den Geist Winston Churchills und den Kampfgeist seines Landes, sondern auch den eines weiteren großen Briten: Für die Ukraine gehe es angesichts des russischen Angriffs um die Shakespear’sche Frage “Sein oder nicht sein”, so der ukrainische Präsident, und meinte, dass er angesichts des zähen Widerstands seiner Landsleute gegen die russische Armee eine definitive Antwort auf diese Frage geben könne: “Sie lautet definitiv: sein”, so Selenskyj.

In der Folge bat er die britischen Abgeordneten um weitere Unterstützung in seinem Kampf gegen Putins immer brutaler werdende Invasion. Selenskyji erhofft sich von den Briten unter anderem weitere Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und die Einstufung Russlands als “terroristischen Staat”. Er erneuerte auch die Forderung nach einem Flugverbot über der Ukraine.

Die Rede wurde mit großem Applaus von den Abgeordneten aufgenommen. Niemals zuvor habe das Unterhaus einer solchen Ansprache zugehört, sagte der britische Premier Boris Johnson nach Selenskyjs Rede. Man werde die Ukraine mit Waffen und Sanktionen und allen diplomatischen, humanitären und wirtschaftlichen Mitteln unterstützen, um das Vorhaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das Land zu unterwerfen, scheitern zu lassen, so der britische Premier.

Standing Ovations im House of Commons: Die britischen Abgeordneten würdigten Selenskyjs Worte mit tosendem ApplausUK Parliament