Peking, 2008: Die Sportwelt blickt auf die chinesische Hauptstadt. Denn die Metropole ist Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2008. Die acht Goldmedaillen und sieben Weltrekorde von Michael Phelps waren die sportlichen Highlights dieser Spiele. Doch diese wurden schnell von Doping, Korruption, Terrorismus und den ökologischen Aspekten überschattet. Schon damals wurde das “Reich der Mitte” aufgrund der Menschenrechtslage und der Tibet-Politik heftig kritisiert. So zog Hollywoodregisseur Steven Spielberg seine Beteiligung an der Eröffnungsfeier zurück. Es gab außerdem Bedenken aufgrund der Luftqualität und deren potentiellen Einfluss auf die Athleten. Zwei Jahre vor den Sommerspielen wurde der Vizebürgermeister von Peking, Liu Zhihua, der für die Olympiabauten und die Vergabe von Grundstücken zuständig war wegen Korruption entlassen.

Doch das war noch lange nicht alles: Im März 2008 wurden Anschlagspläne gegen die Olympischen Spiele aufgedeckt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hätten Extremisten aus dem mehrheitlich muslimischen, autonomen Gebiet Xinjiang schon im Januar 2008 ein Attentat vorbereitet. Außerdem gab es seitens der chinesischen Staatsführung eine Zensur der Presse. So wurden Live-Aufnahmen vom Tian’anmen-Platz verboten – also an jenem Ort, wo die chinesische Regierung 1989 auf grausame Art und Weise einen Protest der Bevölkerung niedergeschlagen hat.

China setzte sich bei der Vergabe gegen Kasachstan durch

Nun, 14 Jahre später ist Peking Gastgeber der Olympischen Winterspiele. Die Hauptstadt der Volksrepublik China hat eine über dreitausendjährige Geschichte und bei einem Verwaltungsgebiet so groß wie die Steiermark mit 22 bis 24 Millionen Einwohnern deutlich mehr als ganz Österreich. Der größte Teil der Fläche rund um die Kernstadt Peking (8 Mio. Einwohner) besteht aus Vorstädten und ist großteils ländlich strukturiert. Das erklärt auch, warum nun unweit der Chinesischen Mauer auch Wintersport betrieben werden kann. Yanqing etwa liegt nur eine halbe Fahrstunde nördlich von Badaling, wo 2008 die olympischen Straßenradbewerbe geendet haben.

Das Konzept der Organisatoren der 24. Winterspiele sieht drei Wettkampfzonen vor: In Peking selbst werden die Hallen-Eisbewerbe ausgetragen. Mehrere Stadien waren bereits 2008 bei den Sommerspielen im Einsatz, allen voran das “Vogelnest”, wo Eröffnungs- und Schlussfeier stattfinden. Den Zuschlag für die Winterspiele erhielt Peking im am 31. Juli 2015 bei der IOC-Session in Kuala Lumpur. China setzte sich mit 44:40 Stimmen gegen Astana (Kasachstan) durch.

Selbst-PR und riesige Zurschaustellung

Olympische Spiele und Peking? Das geht ohne Selbst-PR und Zurschaustellung definitiv nicht. Die Chinesen sind bekannt dafür, dass ihnen das Außenbild enorm wichtig ist. Man will sich der Welt von der fortschrittlichen Seite präsentieren. 5G, fahrerlose Busse, oder auch die Vorteile von Virtual Reality bei der Berichterstattung von den Wettkämpfen sind ebenso Präsentations-Themen wie der Versuch, möglichst grüne Spiele durchzuführen. Angeblich wurden die Beschneiungsmaschinen zentimetergenau eingestellt. Außerdem soll das Wasser wiederverwendet werden.

Um reibungslose Spiele zu gewährleisten, fährt Peking eine rigorose Null-Covid-Politik. Das Land möchte sich auf keinen Fall das Virus von auswärts rückimportieren lassen. Vor zwei Jahren nahm die Pandemie bekanntlich in China ihren Anfang. Besonders heikel: Die Olympischen Winterspiele fallen zugleich in das chinesische Neujahr. Üblicherweise begeben sich Millionen von Menschen auf Reisen. Die chinesische Regierung möchte dem entgegenwirken und bietet Geldprämien fürs Daheimbleiben.

Peking putzt sich heraus

Peking putzt sich erneut – wie schon 2008 – für die Spiele heraus. Um saubere Luft zu gewährleiten, wurde die Industrie heruntergefahren. Außerdem wurden die Schulferien verschoben – dadurch soll der Verkehr eingedämmt werden. Das Bild nach Außen ist für die Chinesen eben nach wie vor das Wichtigste. Die riesige Hauptstadt rüstet sich abermals für ein Spektakel und befindet sich in einem ständigen Alarm-Zustand. So gibt es in jedem Gebäude Fieberstationen. Darüber hinaus werden Zugangs-Codes streng registriert.  Die Chinesen wollen bei den Winterspielen jedenfalls nichts dem Zufall überlassen.