“Wir müssen ganz klar – so klar wie möglich – begreifen, dass die russischen Streitkräfte in unseren südlichen und östlichen Gebieten alles ihnen Mögliche tun werden, um unsere Soldaten aufzuhalten. Daher müssen wir für jeden Kilometer, den die eigenen Truppen vorwärts kommen und für jeden Erfolg im Kampf dankbar sein”, sagte Wolodymyr Selenskyj (45) am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache.

Die Aussagen zum Kampf gegen die noch immer zweitgrößte Militärmacht der Welt klingen nun wesentlich realistischer als die anfänglichen, sehr optimistischen Vorgaben der Regierung in Kiew an die Truppen: Befreiung des gesamten von Russland besetzten Gebietes sowie die Rückeroberung der Halbinsel Krim.

Selenskyj kündigt Reform der Militärausbildung an

Die aktuelle Aussage Selenskyjs ist ein Indiz für die Schwierigkeiten, mit denen das ukrainische Militär bei seiner Offensive konfrontiert ist. Nach dem NATO-Gipfel in Vilnius, von dem Selenskyj statt mit einer Einladung zum NATO-Beitritt mit Versprechungen der G7 über eine Sicherheitspartnerschaft zurückkehrte, galt die Aufmerksamkeit des Staatschefs nun wieder mehr den aktuellen Ereignissen an der Front.

Bei einer Sitzung mit der Militärführung seien die Kampfhandlungen, die Versorgung der Truppen und die Abstimmung mit den Partnern bei den Waffen- und Munitionslieferungen abgesprochen worden, teilte der ukrainische Präsident mit. Daneben kündigte er auch noch eine anstehende Reform der Militärausbildung an.

Beide Kriegsparteien erleiden täglich weitere schwere Verluste.

Putin spricht von 311 zerstörten ukrainischen Kampfpanzern

Auch Wladimir Putin (70) kommentierte die aktuelle Situation auf dem Schlachtfeld im Osten der Ukraine: Der Präsident der Russischen Föderation meinte, dass die russischen Truppen seit Beginn der Gegenoffensive der Ukraine am 4. Juni bereits 311 Kampfpanzer der ukrainischen Armee vernichtet haben, davon seien 100 aus dem Ausland geliefert worden.

Putin meinte dazu zynisch: Die vom Ausland gelieferten Panzer würden “wesentlich spektakulärer ausbrennen” als die T-72-Panzer aus alten Sowjet-Beständen. Wladimir Putin behauptete auch, dass sich ukrainische Panzersoldaten weigern würden, sich in die vom Westen gelieferten Kampfpanzer zu setzen – es hätte sich bereits herumgesprochen, dass diese Fahrzeuge der NATO-Staaten ein bevorzugtes Ziel der russischen Armee seien. Die an die Ukraine gelieferten Kampfpanzer wie die deutschen Leopard 2 seien “keine Gamechanger” auf dem Schlachtfeld, auch die von westlichen Staaten der Regierung in Kiew überlassenen weitreichenden Raketen und Marschflugkörper würden am Kriegsverlauf nichts ändern.

Wladimir Putin: Die Ukraine soll in nur 40 Tagen seit Beginn ihrer Gegenoffensive 311 Kampfpanzer verloren haben.