Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj macht einen Austausch aller Kriegsgefangenen mit Russland zur Bedingung für die Inbetriebnahme einer wichtigen Chemie-Pipeline. Bei einem Wirtschaftsforum äußerte er sich zur Zukunft der Ammoniak-Leitung von Togliatti an der Wolga in Russland nach Odessa in der Ukraine. Die mehr als 2400 Kilometer lange Leitung liegt seit Kriegsbeginn am 24. Februar still. „Wir wollen nicht mit Russland handeln, ihnen helfen – sie sind unser Feind“, sagte Selenskyj laut Medienberichten in Kiew. „Wir könnten uns nur einigen, wenn sie vorher alle unsere Gefangenen gegen alle ihre Gefangenen austauschen.“

Russland ruft die USA auf, auf die Ukraine einzuwirken

Moskau sieht die Sache naturgemäß ganz anders. Das russische Präsidialamt wirft der ukrainischen Regierung vor, durch ihr Verhalten Friedensverhandlungen im Wege zu stehen. Kiew sei unzuverlässig, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in einem Videogespräch mit Journalisten. Die ukrainische Führung habe ihre Haltung zu Friedensverhandlungen mit Russland immer wieder geändert – sie sei deshalb wenig vertrauenswürdig. Peskow forderte deshalb die USA auf, sich einzubringen. Diese seien in der Lage, Russlands Bedenken zu berücksichtigen. Und wenn Washington wolle, könnte es Kiew dazu bewegen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Peskow betonte auch, eine Beteiligung an öffentlich geführten Verhandlungen sei für Russland derzeit undenkbar.