“Ich sollte nicht hier sein, weil ich tot sein müsste” – mit diesen Worten beginnt Bono seine Autobiografie “Surrender – 40 Songs, eine Geschichte”. Todesursachen, so verrät der U2-Sänger und Aktivist, hätte es einige für ihn geben können: Terrorangriffe in seiner direkten Nähe in Nizza und Paris, Zugfahrten durch die Ukraine für einen U-Bahn-Gig in Kiew, IRA-Morddrohungen, Unfälle, Notoperationen.

Er wurde “mit einem exzentrischen Herzen” geboren, und das sagt gleich eingangs viel über den Iren und seine Memoiren, die am Dienstag erscheinen. Jedes Kapitel beginnt mit Illustrationen, die Bono gezeichnet hat, und jedes trägt einen U2-Songtitel als Überschrift. Zeilen eigener Songs und die anderer Künstlerinnen und Künstler durchsetzen seine (Lebens-)Geschichte. Er erzählt sie meist chronologisch, linear, baut aber geschickt Zeitsprünge und Exkurse ein. Vom frühen Tod seiner Mutter, der schwierigen Beziehung zum Vater und den musikalischen Anfängen, über U2s Erfolg und den Umgang mit demselben bis hin zu politischen Themen wie dem Schuldenerlass Jubilee 2000 und der Gründung von Organisationen wie (RED) und ONE, die sich gegen die HIV-Epidemie und extreme Armut einsetzen – Bono lässt nichts aus. Auch keine Familiengeheimnisse, auch keine ganz privaten Augenblicke.

Ganz wichtig ist Bono die Liebe, nicht nur romantisch, auch freundschaftlich. Die Liebe zu seiner Frau Ali, der das Buch gewidmet ist, halte den Sänger, Aktivisten und Autor zusammen. Die Liebe zu seinen vier Kindern und zu den Bandkollegen von U2 (The Edge, Larry Mullen Jr. und Adam Clayton) trage ihn – und sie (er)tragen ihn.

Bono zeigt in “Surrender”, wie geistreich er schreiben kann. Dabei schlägt er auch selbstkritische Töne an, etwa, wenn er schreibt: “Ich brauche andere Menschen mehr als sie mich.” Er geht oft hart mit sich ins Gericht, und er verrät, er könne starrköpfig sein, launisch. Dabei erzählt Bono ebenso poetisch wie lustig, manchmal (selbst)ironisch. “Ich würde keinem Mann trauen, der dich nicht attraktiv findet”, sagt er an einer Stelle zu seiner Frau, die amüsiert kontert: “Ich würde keiner Frau trauen, die dich interessant findet.” Und man spürt: Bono übt sich auch in solchen Momenten im Kapitulieren, to surrender.