Frank Stronach saß am 7. Juni zur Einvernahme bei der Polizei. Er wurde festgenommen oder verhaftet, schrieben die deutschsprachigen Medien und beriefen sich auf die Zeitung “Toronto Star”, ohne diese namentlich zu nennen. Stimmt nicht, konterte der Geschäftsmann, der mit der Gründung des Autozulieferers Magna steinreich geworden war. “Die Polizei hat mich angerufen und ich bin freiwillig hingefahren”, sagte Stronach.

Laut offizieller Stellungnahme der Polizei stimmt eher die Darstellung der Medien. “Am 7. Juni wurde Frank Stronach verhaftet und wegen fünf Straftaten angeklagt (“arrested and charged”)”, heißt es dort: Vergewaltigung, unsittlicher Angriff auf eine Frau, sexuelle Nötigung x 2  und Freiheitsberaubung. Die vorgeworfenen Übergriffe auf die Frauen sollen bis in die 1980-er Jahre zurückreichen.

Stronach durfte wieder gehen. Am 8. Juli muss er zu einer ersten Anhörung vor Gericht erscheinen. Sein Anwalt wies alle Beschuldigungen kategorisch zurück. Selbstverständlich gilt für Frank Stronach die Unschuldsvermutung.

Schweigegeld nach Belästigungsvorwürfen

Das war auch schon vor über 20 Jahren so. 2002 klagte ihn die Aushilfs-Barkeeperin eines Golf-Resorts im kanadischen Aurora, das einem Tochterunternehmen von Magna gehörte. Die 22-Jährige, die zur Finanzierung ihrer Ausbildung hinterm Tresen jobbte, muss Stronach angenehm aufgefallen sein. Er bat sie, mit ihm Tennis spielen zu gehen und um ihre Telefonnummer. In der Folge soll der damals 70-jährige Milliardär die junge Frau belästigt haben.

Ob das stimmte, wurde öffentlich nie geklärt. Der Streitwert der Klage betrug 250.000 kanadische Dollar (170.000 Euro) – doch zu einem Prozess kam es nicht. Stronachs Leute regelten die Angelegenheit außergerichtlich. Es wurde ein Vergleich geschlossen, Geld floss, in welcher Höhe ist unbekannt. Die angehende Krankenschwester aus dem Golfclub hielt sich an ihre Verschwiegenheitsverpflichtung.

Stronach will Vorwürfe bei Anhörung vor Gericht widerlegen

Ein Magna-Sprecher nannte die Angelegenheit damals “einen Witz”, zu der nichts mehr zu sagen sei. Für Frank Stronach war die leidige Sache geräuschlos abgewickelt. Ob dies in den aktuellen Fällen wieder möglich sein wird, scheint zweifelhaft. Die kanadische Polizei hat Zeugen oder mögliche weitere Opfer öffentlich dazu aufgerufen, sich bei ihr zu melden.

Stronach selbst erklärte, froh zu sein, die Vorwürfe vor Gericht Anfang Juli entkräften zu können. An den Beschuldigungen sei absolut nichts dran.