Mit diesem Jubiläumssieg liegt Shiffrin in der Geschlechter übergreifenden Allzeit-Bestenliste weiter hinter Ingemar Stenmark (86) und US-Landsfrau Lindsey Vonn (82) auf Platz drei. Der Sieg war aber vor allem der perfekte Auftakt in eine Olympiasaison, in der Shiffrin vorrangig auf ihren vierten Weltcup-Gesamtsieg los geht und in Peking in allen fünf Individual-Bewerben antreten will.

Vor zwei Jahren war das einstige “Slalom-Wunderkind” durch den überraschenden Tod ihres Vaters aus dem Sport gerissen worden. Vergangenen Winter retteten vier WM-Medaillen eine etwas durchwachsene Corona-Saison mit “nur” vier Weltcup-Siegen für die Ausnahme-Skirennfahrerin aus Colorado. Sölden hatte Shiffrin vor einem Jahr wegen Rückenbeschwerden überhaupt auslassen müssen.

“Aber am meisten hat mich getroffen, dass der Weltcup wegen Corona gar nicht nach Nordamerika gekommen ist”, freut sich Shiffrin, dass es diesen Winter wieder ihr Heimrennen in Killington an der US-Ostküste gibt. “Dort habe ich zwar immer besonders viel Druck, ich liebe es aber trotzdem.” Sie werde sich nun zu Hause in Copper Mountain auf Levi, Killington und Lake Louise vorbereiten.

Shiffrin war "total von ihrem Plan überzeugt"

Etwas spielte Shiffrin auf dem Rettenbachgletscher natürlich auch in die Hände, dass mit Marta Bassino und Federica Brignone die beiden im Vorjahr beim Auftakt-Riesentorlauf dominierenden Italienerinnen ausgefallen waren. Aber Shiffrin ist ganz offensichtlich auf gutem Weg, wieder die dominierende Rennläuferin und Seriensiegerin zu werden, die sie vor ihrem privaten Schicksalsschlag war.

“Die große Frage war ja, kann ich wieder mit dem Feuer von früher fahren und auch wieder gewinnen. Die anderen Mädchen haben den Level so gehoben, dass du Angst hast, zurückgefallen zu sein”, erklärte Shiffrin, warum sie “sehr nervös” gewesen sei. “Aber ich war auch total von meinem Plan überzeugt. Nämlich wie ich fahren und wie sich der Kurs anfühlen sollte. Es war alles ziemlich klar und das hat geholfen.”

Der “70er” lieferte den Beweis, dass bei der mit dem norwegischen Skirennläufer Aleksander Aamodt Kilde liierten Amerikanerin auch sportlich alles wieder in guten Bahnen verläuft. “Das war ein wirklich guter Saisonstart, auf dem man aufbauen kann. Der Weltcup-Auftakt ist ja immer wichtig, weil du bis dahin nicht weißt, wo die anderen wirklich stehen.” Sie sei am meisten darauf stolz, “dass ich trotz aller Nervosität gleich das erste Rennen gewonnen habe. Also bin ich super-happy”.