Sieg für Lern-App! Österreichs Schüler können ihre Lehrer wieder bewerten
Nach langem Hin und Her hat der Oberste Gerichtshof entschieden – im Sinne des App-Entwicklers und gegen die Klage der Lehrer: Die App, mit der Schüler ihre Lehrer bewerten können, darf weiterhin verwendet werden. Es gehe um die Meinungsfreiheit der Schüler.
Die zunächst höchst erfolgreiche “Lernsieg”-App des Jungunternehmers Benjamin Hadrigan (20), wurde später von Lehrern wegen Verletzung des Datenschutzes verklagt. Ihr Fortbestand war ungewiss. Zuletzt hatte der Oberste Gerichtshof als Höchstinstanz aber das letzte Wort und lässt die Bewertung der heimischen Lehrer zu. Hadrigan kann aufatmen, und Österreichs Schüler können nach Ende der Semesterferien wieder öffentlich ihr Lehrpersonal unter den Kategorien Unterricht, Fairness, Respekt, Motivationsfähigkeit, Geduld, Vorbereitung, Durchsetzungsfähigkeit und Pünktlichkeit öffentlich bewerten.
Oberlandesgericht sah noch Gefahr des Missbrauchs
Zunächst hatten Lehrer mit Gewerkschaftsnähe die App geklagt. Dabei hatten Datenschutzbehörde, das Bundesverwaltungsgericht und auch die erste Zivilinstanz keine Probleme darin gesehen. Das änderte sich erst beim Oberlandesgericht Wien war dann anderer Meinung, wegen der Möglichkeit der Manipulation. Schließlich könnten auch Personen, die gar nicht zu den Schülern der bewerteten Lehrer gehören, Bewertungen abgeben. So bestehe die “Gefahr der unsachlichen Stimmungsmache”.
Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat dieses Urteil nun wieder revidiert, wie die “Krone” berichtet. Die klagenden Lehrer hatten auf ihre Grundrechte auf Datenschutz, Anonymität, Privatsphäre, Ehre und guten Ruf gepocht, die durch den Missbrauch eingeschränkt würden.
Demgegenüber entschieden Höchstrichter, dass die Einschränkung der Meinungsfreiheit, etwa wenn eine solche App überhaupt nicht betrieben werden darf, schwerer wiege. Missbrauch könne überdies nur durch eine namentliche Registrierung der Schüler vermieden werden, was eben deren Meinungsfreiheit einschränke. Im Übrigen gelte gelte bei der Berufsausübung ein geringerer Schutz vor öffentlichen Äußerungen als bei der Privatsphäre.
Kommentare
Super, das wäre ja noch schöner, dass jeder Lehrer die Schüler bewerten darf und die Schüler dürfen die Leistung nicht bewerten? Jeder Zahnarzt, jedes Geschäft ua bekommt Bewertungen, wer sich heute noch dagegen wehrt, der weiß vielleicht, dass er seinen Beruf NICHT so gut macht, wie er ihn machen sollte, Stichwort “Aktualität des Lehrstoffes.”
Das ist fein vom OGH. Jede Lehrkraft kann dann selbst klagen. Das wird diesen Schüler-Wirblern eine Menge kosten.
Nunja die Idee selbst wäre nicht schlecht .
Es könnte zum Teil auch dazu beitragen dass man seinen Ruf verbessern könnte , insofern ehrlich sachliche Meinungen der Schüler einfließen .
Dies wiederum könnte nur nach Abgang von der jeweiligen Schule mit einer kleinen Bedenkzeit für die Schüler bewerkstelligt werden .
Selbst das Arbeitsmarktservice….. lässt sich und seine Anbote bewerten .
Und obwohl die Menschen bereits erwachsen sind benutzen sie die Bewertungen entweder um jemanden schlecht zu reden.
Oder aber bewerten es gut weil sie Angst vor Sanktionen haben .
Ich hätte meinen Deutschlehrer in der Schule sicher keine gute Bewertung gegeben . Und heute bin ich mir sicher das ich ihm sehr sehr dankbar bin für das was er mir gelehrt hat .
Wieder ein Baustein mehr um das Bildungsniveau zu senken.
Bei kommerziellen Betrieben sind online-Bewertungen sinnvoll, weil man die Wahl hat. Aber kein Schüler kann sich seine Lehrer aussuchen. Daher ist diese App sinnlos. Sie ist letztlich nur dazu da, Lehrern anonym eins auswischen, und sich für schlechte Noten rächen zu können.
Ja, die Jugendlichen sollen einfach alles still ertragen. Ich wünsche mir, in meiner Kindheit hätte es sowas schon gegeben. Sie werden sich noch wundern, was plötzlich geht in Punkto “aussuchen”, wenn sichtbar wird, was für Psychopathen auf die Kinder los gelassen werden.
Wir müssen unser Bildungssystem von Grund auf neu denken. Derzeit wird in den Schulen das Wohl der Direktor*innen, Lehrer*innen, Schul-buchautor*innen, Lehrplanersteller*innen und Zentralmatura-erfinder*innen weit über das Wohl der Schüler*innen gestellt. Mit der Lernsieg-App kann ab Herbst das pappsatte System ein Stück weit destabilisiert werden. Ich freu’ mich d’rauf.
Schön, dass es Armin Thurnher auch aufs APA-Foto geschafft hat. 😁
Ich bin sicher kein Freund der Lehrer, da liegt einiges im Argen, denn so wie bei der Polizei ist dieser Berufsstand bis zum Erbrechen mit charakterlich untauglichen Personen gefüllt. ABER: Menschen öffentlich per App zu bewerten, halte ich ethisch für extrem fragwürdig. Eher ist es nötig, dass die Leistungen der LehrerInnen und LehrerAußen durch ein objektives System jährlich evaluiert werden. Und dann gibt es Noten wie bei den Schülern. Wer einen Fleck hat, fliegt . Davor darf dann auch eine Pragmatisierung nicht schützen.
Sowas macht den Lehrerberuf noch weniger attraktiv.
Echt toll. Blöd nur, dass nunmehr seit dem ersten Auftauchen der App auf so gut wie allen Schulhomepages keine Lehrernamen mehr stehen und daher die Datenbasis für die App weggefallen ist. — Bei Lehrern gibt es eine starke Fluktuation. Immer wird wer schwanger, dann übernimmt jemand aus einer anderen Schule die Stunden. Das Gleiche tritt auf, wenn jemand ein Sabbatical macht und ein Jahr nicht unterrichtet, dann übernimmt wer aus einer anderen Schule diese Stunden und unterrichtet vielleicht vorübergehend oder auch dauernd an zwei Schulen und bleibt dann vielleicht an der neuen Schule (oder auch nicht), dafür wird für seine anderen Stunden dann ein frisch gebackener Lehramtsabsolvent eingestellt. — Liebe Schüler, ihr habt Euch schön verarschen lassen und für nix Eure Daten zur Registrierung bei der App zur Verfügung gestellt. Und bringen tuts nix. Und ab sofort wird es sicher wieder zahllose Anfragen nach Artikel 15 DSGVO geben …