In Deutschland laufen sich die Anwälte mehrerer Signa-Gläubiger warm, bereiten ihre Strafanzeigen vor. “Die Pleite könnte für Benko auch persönliche Folgen haben. Investoren sind wütend auf den Unternehmensgründer”, schreibt dazu der Münchner Merkur. Ihr Vorwurf an den einstigen “Tiroler des Jahres 2011” hat durchaus strafrechtliche Relevanz: Schon im vergangenen Sommer soll klar gewesen sein, dass die Signa, die nach jetzigem Stand mindestens 4,94 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten angehäuft haben soll, kaum noch zu retten war.

“Es ist nicht verständlich, was passiert ist”, sagte ein Investor dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Die Signa-Holding soll bereits 2022 eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht haben. Bei steigenen Zinsen und fallender Immobilien-Nachfrage war da längst klar, in welche Richtung es bei der größtenteils auf Pump gebauten Signa gehen würde.

Komplett-Absturz in der Reichen-Liste von Forbes

Die Alarmglocken hätten spätestens schrillen müssen, als sich das Benko-Imperium heuer im Juni aus der erst 2018 übernommenen Kika/Leiner-Gruppe zurückzog. Wenige Tage später ging die Möbel-Kette in Konkurs. Aber nicht nur das: Die EU-Bankenaufsicht unterzog Kredite von Geldinstituten an die Signa einer Sonderprüfung. Alarmstufe Rot.

Doch nichts passierte. Auch nicht, als im Oktober die “Signa Sports United”, ein Online-Artikel-Händler aus dem Benko-Konglomerat Insolvenz anmelden musste. Und nur wenige Wochen später im November die deutsche “Signa Real Estate Management Germany GmbH” die Segel strich. Alle Warnschüsse verhallten.

Als Hinweis auf den Niedergang hätte wohl ein Blick in die legendären Forbes-Listen gereicht. Der Signa-Gründer Rene Benko galt im Sommer mit einem geschätzten Privatvermögen von 5,5 Milliarden Euro (netto) noch als Nummer 425 unter den Superreichen der Welt. Im November waren es “nur” noch 2,8 Milliarden und Platz 1105. Für einen erfolgsverwöhnten Immobilien-Tycoon mit dem Ego eines Rene Benko (O-Ton: “Ich habe immer einen Plan”) ein Komplett-Absturz.

Offiziell gab es Rene Benko operativ in der Signa gar nicht

Benko strafrechtlich fassen zu wollen, könnte sich als Drahtseil erweisen. Schon vor zehn Jahren zog sich der Tiroler nach eigenen Angaben offiziell aus dem operativen Geschäft bei der Signa zurück. Zumindest de jure, de facto freilich wurden ohne ihn nicht mal neue Kugelschreiber fürs 1000-Firmen-Imperium angeschafft.

Auch Benkos privates Vermögen scheint unantastbar, es ist in Privatstiftungen angelegt und kann zu einer Haftung praktisch nicht herangezogen werden. Ausnahme: Es gibt strafrechtlich relevante Vorbehalte. Wie bei einer Insolvenzverschleppung beispielsweise.