Am 8. August 1962 starb eine der größten Filmikonen aller Zeiten: Marilyn Monroe. Und mit ihr auch das Wissen um die wahren Umstände ihres tragischen Todes in der Blüte ihres Lebens, um den sich viele Mythen ranken. Genau geklärt werden konnte der mysteriöse Todesfall um die schöne Aktrice nie. Doch nun, fast 60Jahre nach ihrem Tod, der von manchen als Selbstmord, von anderen als Mordverschwörung betitelt wurde, kam nun eine neue Theorie ans Licht, die so unglaublich wie schockierend ist – und dennoch sehr solide Argumente bereithält: Demnach soll Monroe tatsächlich vergiftet worden sein, und das durch die Hand eines Kennedy – und zwar niemand geringeren als den jüngeren Bruder des damaligen Präsidenten der USA, Bobby Kennedy.

Zwei Wachsfiguren von Marilyn Monroe und John F. Kennedy, die im Jahr 2010 in Berlin vor dem Brandenburger Tor ausgestellt wurdendpa / Rainer Jensen

Aber wieso kommt diese Nachricht – ein veritabler Skandal – erst jetzt auf? Und wer will und kann das nach so langer Zeit wissen? Der Mann, der das Geheimnis nun lüftet, heißt Mike Rothmiller und ist ein ehemaliger Polizeibeamter aus Los Angeles. Rothmiller hat soeben ein neues Buch namens “Bombshell: The Night Bobby Kennedy Killed Marilyn Monroe”,veröffentlicht, und darin schreibt er, dass er Einsicht in eine streng geheime Akte des Los Angeles Police Departments bekam. Und in ebendiesen Akten wird Kennedy-Bruder Bobby als der Mörder von Marilyn benannt.

Als wenn das nicht schon genug Zündstoff wäre, benennt Rothmiller in seinem Werk auch einen angeblichen Zeugen des Mordes – den Schauspieler und Schwager der Kennedys, Peter Lawford. Er soll dem Agenten bei seinen Nachforschungen persönlich gestanden haben, dass er dabei zusah, wie Bobby der Schauspielerin einen giftigen Drink verabreichte.

Aber wenn diese Behauptungen wahr sind: Warum brachte Bobby Kennedy selbst Marilyn Monroe um? Und wie konnte das so lange vertuscht werden? Auch Rothmiller wusste demnach nicht erst seit gestern von der Akte. Als Rothmiller 27 Jahre alt war, war er der jüngste Detektiv in der Abteilung für organisierte Kriminalität in der “Stadt der Engel” und wurde in der bombensicheren Informationsabteilung, die den Spitznamen Fort Davis trägt, eingeteilt. Dort stieß er auf eine Akte von Robert F. Kennedy, die auch Verweise auf die Akte von Monroe enthielt.

In diesen Akten fand der verblüffte Detektiv unter anderem Kopien ihres geheimen Tagebuchs, in dem Marilyn laut dem Beamten tiefe Gefühle für den Bruder des Präsidenten, mit dem der Schauspielerin eine skandalöse, kurze Affäre nachgesagt wurde und dem sie ein unvergessen erotisches Geburtstagsständchen sang, enthüllt haben soll. Sie schwärmt: “Bobby ist so zärtlich. Er hört mir zu und ist so viel liebenswerter als John. Bobby sagt, dass er mich liebt und mich heiraten will. Ich liebe ihn. John ruft nicht mehr an, dafür aber Bobby.”

Doch aus den romantisch-träumerischen Einträgen wurden schnell Zeilen der Wut: “Sie rufen nicht zurück. Bob und John haben mich benutzt. (…) Das werde ich nicht hinnehmen. Ich werde allen von uns erzählen.”, schreibt Marilyn Monroe nur wenige Tage später.

Und es macht Sinn: Sowohl der Präsident der Vereinigten Staaten als auch sein Bruder Bobby waren verheiratete Männer, die eine Familie und einen Ruf als perfekte Gatten und Väter zu wahren hatten. Bobby hatte gar sieben Kinder und wurde 1962 (im Jahr von Marilyns Tod) zu Amerikas Vater des Jahres ernannt. Rothmiller schreibt, dass Marilyn einfach zu viel gegen die Kennedys in der Hand gehabt hätte und somit brandgefährlich für den Ruf der damals einflussreichsten Familie der USA gewesen sei – das sei ihr Todesurteil gewesen.

Einer der wohl ikonischsten Momente der Filmgeschichte: Marilyn Monroe im weißen Kleid über dem LuftschachtAP / Matty Zimmermann

Monroes Tagebucheinträge enthüllen noch mehr: Genau am Tag ihres Todes, am 8. August, soll der vermeintliche spätere Zeuge ihres Mordes, Peter Lawford, sich zu Besuch bei ihr angesagt haben. Das machte Lawford zu einem doppelt wichtigen Zeugen, den Rothmiller befragen musste, um seine Theorien über die Kennedys zu stützen. Er gab vor, dass er den Tod von Monroe untersuchen wolle und deshalb einige Fragen hätte.

Lawford habe ihm daraufhin die “offizielle Version” geschildert – also jene Geschichte, die er seit 20 Jahren erzählte. Darin meinte er, dass die Schauspielerin ihn am Tag ihres Todes angerufen habe, sich benommen anhörte und bei ihm verabschiedete – alles Details, die eine Selbstmordtheorie und eine Überdosis stützen sollten. Der Detektiv beschloss dann, einen Bluff zu wagen: Er erzählte ihm, dass er die Wahrheit kenne, da die LAPD damals sein Haus verwanzt hätte. Lawford fiel darauf herein, und dann sei die vermeintlich echte Geschichte – das Mordkomplott und dessen Ausführung – aus dem Schauspieler und Kronzeugen geradezu herausgesprudelt.

Der Schauspieler Peter Lawford soll alles über den Mord an Marilyn Monroe gewusst habenPublic Domain

Und was der Schauspieler gestand ist mehr als skandalös: Lawford gestand nicht nur, dass er zusammen mit Bobby Kennedy am Tag von Marilyns Tod in deren Zuhause in Brentwood war, sondern auch, dass es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Marilyn und Bobby gekommen sei, nachdem dieser die Schauspielerin dazu aufforderte, ihm ihr Tagebuch (mitsamt allen inkriminierenden Einträgen) auszuhändigen. Doch Marilyn weigerte sich, das zu tun – offenbar ihr Todesurteil.

Daraufhin änderte sich der Plan Kennedys und Lawford fuhr mit seiner unglaublichen Erzählung fort: Er schilderte, dass Bobby Marilyn dazu aufgefordert haben soll, zum “Runterkommen” nach der hitzigen Situation ersteinmal ein Getränk mit einem angeblichen Beruhigungsmittel zu leeren. Marilyn tat wie ihr geheißen, offensichtlich immer noch vertrauensselig, und schien nach der Einnahme des Getränks “augenblicklich benommen”, so Lawford. Sie schlief schnell ein, woraufhin die Männer begannen, ihr Haus nach dem Tagebuch zu durchsuchen. Als die beiden wieder nach ihr sahen, regte sie sich nicht mehr, so Lawford: Die Farbe war gänzlich aus ihrem Gesicht gewichen – sie war tot.

Bobby Kennedy leugnete Zeit seines Lebens in jener Nacht, in der Marilyn Monroe starb, überhaupt in L.A. gewesen zu sein. Doch es gibt Beweise, die das Gegenteil bezeugen: Der Aussage eines Verkehrspolizisten zufolge, der Kennedy in ebendiese Nacht, kurz nach Mitternacht, auf dem Weg zum Flughafen anhielt. Auf den Polizisten wurden nach dem Vorfall zwei Anschläge ausgeübt, die er überlebte.

In seinem Buch behauptet Rothmiller überdies, dass es in den Akten von Kennedy Beweise dafür gebe, dass der Bruder von JFK in der Vergangenheit mehrfach gewalttätig aufgefallen war. Er behauptet auch, dass die Obduktionsergebnisse zu Monores Tod verfälscht worden seien. Peter Lawford starb im Jahr 1984. Rothmiller hat nie an der Wahrheit seines Geständnisses gezweifelt.

Der Polizist schwieg laut eigenen Angaben 40 Jahre lang, weil er um sein Leben fürchtete, solange ranghohe Polizeibeamte aus dieser Zeit noch am Leben waren und ihn und seine Familie bedrohen konnten. Vierzig Jahre später ist er immer noch nervös, zu enthüllen, was er weiß, und er trifft immer noch Vorsichtsmaßnahmen, bewahrt seine Erkenntnisse und Unterlagen immer noch an sicheren Orten auf.

Wenige Wochen, nachdem Lawford ihm erzählt hatte, was wirklich passiert war, wurde der ehemalige Polizist zum Ziel eines Attentats, das er nur knapp überlebte. Noch immer habe er Angst, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, doch seine Frau habe ihn dazu ermutigt: “Sie hat mir ihren Segen gegeben, weil es wirklich an der Zeit ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich habe noch immer Angst, aber ich habe Vorkehrungen getroffen.”

Einer der wohl ikonischsten Momente der Filmgeschichte: Marilyn Monroe im weißen Kleid über dem LuftschachtAP / Matty Zimmermann

Wie bereits erwähnt ist Rothmiller längst nicht der einzige, der davon überzeugt ist, dass Foul Play hinter dem Tod von Marilyn Monroe steckt und dabei konkret den Kennedy-Clan als Mörder benennt. Schon lange vor Rothmillers Enthüllungswerk schrieben die Journalisten Jay Margolis und Richard Buskin, die den Tod der Schauspiel-Ikone über Jahre untersuchten, in ihrem gemeinsamen Werk “Der Mörder von Marilyn Monroe“, dass Marilyn durch einen Auftragsmord der Kennedys ums Leben kam.

Die ganze Wahrheit über den Tod der Schauspiel-Ikone wird wohl ewig ein Mysterium bleiben, doch eines ist gewiss: Die Faszination an der Person Marilyns, genauso wie um die Kennedy-Familie, werden dadurch nur noch größer und unsterblicher.