Die Impfstraße im Austria Center Vienna (ACV) steht seit ihrer Inbetriebnahme keinen Tag still, tagein tagaus holen sich tausende Wiener im größten Immunisierungs-Hub Österreichs ihr Jaukerl gegen das Coronavirus ab – aber offensichtlich nicht alle: einige Menschen dürften das Austria Center in den vergangenen Wochen und Monaten mit einem frischen Impfzertifikat verlassen haben, ohne ihr “Jaukerl” tatsächlich auch erhalten zu haben. Und das waren keine Zufälle – und schon gar keine “Einzelfälle” – hier wurde gut organisiert vorgegangen, wie aufmerksame Mitarbeiter nun aufdeckten. Ein handfester Skandal für das Austria Center Vienna und die involvierten Organisationen.

Mehr als 200 Mitarbeiter sind im Austria Center vor Ort beschäftigt um den reibungslosen Ablauf in der Impfstraße zu gewährleisten. Und manche von ihnen ermöglichten offenbar ein großes Schlupfloch für Personen, die gerne ein Impfzertifikat erhalten wollten, ohne sich tatsächlich impfen zu lassen – gegen Bezahlung: “Es handelte sich um eine gut organisierte Vorgehensweise. Zuerst wurde von den Leuten Geld kassiert, um sie anschließend ohne verabreichter Impfung als Immunisierter ins System einzutragen”, erzählt eine ACV-Mitarbeiterin gegenüber der Tageszeitung “Heute”.

Der Ablauf der Impfungen im Austria Center ist durch mehrere Stationen gesichert, weshalb einige Mitarbeiter an diversen Stationen involviert gewesen sein müssen, um diesen Impfbetrug im großen Stil zu ermöglichen, die die Impfstraßen-Mitarbeiterin erklärt: “”Das musste alles in Absprache passieren. Wer sich seinen Impfpass fälschen lassen wollte, der musste genau wissen, mit wem er reden und in welche Kabine er gehen muss.” In der Kabine angekommen wurde der Impfpass der jeweiligen Person zwar gestempelt, aber keine Dosis verabreicht.

Weiterverbreitet habe sich dieses Schlupfloch über “Mundpropaganda”, so die ACV-Insiderin. Die betreffenden Personen sollen sich aus dem erweiterten privaten Umkreis gekannt haben. “Einer der Betrüger soll seine ganze Familie als geimpft eingetragen haben. Wie viel Geld für eine Fake-Impfung kassiert wurde, ist jedoch unklar. Der ganze Schwindel soll letztendlich aufgeflogen sein, weil Kollegen den Impf-Betrug mitbekamen und ihn den Vorgesetzten meldeten. “Danach hagelte es fristlose Entlassungen.”

Samariterbund bestätigt Entlassungen

Der Impfbetrug wurde auch bereits von offizieller Seite bestätigt – der Samariterbund bestätigte die Vorfälle in einer ersten Stellungnahme, die betreffenden Mitarbeiter wurden fristlos gekündigt und Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Ermittlungen laufen. Damit dies nicht noch einmal passieren kann, habe man “die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft und die internen Abläufe angepasst”, so eine Samariterbundsprecherin am Dienstag.

Weitere Folgen unklar

Im Laufe der Ermittlungen wird auch erhoben werden müssen, wie viele Impfpässe nun wirklich gefälscht wurden – und jene Personen, die im Besitz eines solchen falschen Passes sind, ausgeforscht werden. Was dann passiert – welche Konsequenzen es für die Passinhaber geben wird und ob und welche zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen in Zukunft möglicherweise in Impfstraßen zur Anwendung kommen könnten, um ein solches Vorgehen in Zukunft zu verhindern, ist zu diesem Zeitpunkt noch offen.