“Wenn Fremde kommen / Kommen sie zu eurem Haus / Sie töten euch alle / Und sagen / Wir tragen keine Schuld / Keine Schuld. Wo ist euer Verstand? / Die Menschlichkeit weint / Ihr denkt, ihr seid Götter / Aber jeder stirbt / Verschluckt meine Seele nicht / Unsere Seelen.“ – mit diesem Songtext gewann Jamala (38) 2016 den Eurovision Song Contest. In “1944” besang sie die Deportation der Krimtataren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin – eine Erfahrung, aufgrund derer viele Krimtataren auch gegen die Annexion der Krim im Jahr 2014 protestierten.

Jetzt – sechs Jahre nach ihrem großen ESC-Sieg – wurde ihr Song plötzlich traurige Realität. Ihr Land ist im Krieg, sie musste von einem Tag auf den anderen mit ihren beiden Buben flüchten. Seit sie am 24. Februar aus der ukrainischen Hauptstadt geflohen sei, habe sie mit ihrer Familie nun schon fast vier Tage lang im Auto gesessen, “ohne Essen, das niemand im Schockzustand zu verdauen dachte”, schreibt Jamala auf Instagram. Dazu postet sie Videos von Explosionen, ausgebrannten Häusern und ihren schlafenden Buben im Auto. “Zwei Kilometer in vier Stunden – ungefähr so haben wir uns bewegt.“ Und sie schreibt über die Millionen Frauen, die derzeit aus der Ukraine flüchten. “Sie verlassen ihre Männer, die das Land verteidigen und rennen los, um ihre Kinder vor Granaten zu retten.“

“Die Menschlichkeit weint / Ihr denkt, ihr seid Götter / Aber jeder stirbt / Verschluckt meine Seele nicht / Unsere Seelen”