Die Fakten aus den neuen Planungen der Schweizer Armeespitze sollten auch Österreichs Verteidigungsministerium dazu animieren, die Beschaffungs-Projekte wesentlich aktiver als bisher anzugehen: Unsere Nachbarn im Westen haben nämlich wenig bis gar kein Vertrauen in die Kampfkraft des Bundesheeres – die Schweizer rechnen laut der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) damit, dass ein Gegner aus dem Osten relativ schnell durch ganz Österreich durchbrechen und sofort im Anschluss die Schweiz gefährden könnte.

So berichtet die NZZ über die Einschätzung der Schweizer Armeeführung: Zwischen der Schweiz und dem Krieg in der Ukraine liegen Österreich und die Slowakei – und damit nur knapp 500 Kilometer des Nato-Schutzriegels. In der Luft gilt der Tirol-Korridor schon in einer normalen Lage als militärischer Schwachpunkt mitten in Europa, weil die österreichische Luftwaffe kaum Gegenwehr leisten kann. Am Boden verhält es sich ähnlich: Es ist nicht das Bundesheer, das einen Gegner von der Schweizer Ostgrenze fernhält, sondern das günstige Gelände: die Berge und Täler der Alpen.

Zwei schwere Divisionen der Schweizer Armee sollen jeden Gegner davon abhalten, den Rhein zu überqueren.

Schweizer planen für den "Worst Case"

Eine harte, aber vermutlich ziemlich realistische Bewertung der Sicherheitslage in Europa: Wenn jemand einen großen russischen Vorstoß bremsen könnte, dann die Berge – und nicht die österreichischen Regimenter.

Und für diesen “Worst Case” eines Durchbruchs durch die Slowakei und Österreich will sich die Schweizer Armee jetzt noch besser vorbereiten. Zitat aus der NZZ: Bei einem bewaffneten Konflikt in Westeuropa ist ein Angriff aus dem Raum Bregenz-Feldkirch eines der möglichen Szenarien. Damit die Armee in einem solchen Fall die territoriale Integrität der Schweiz auch tatsächlich verteidigen kann, muss der Bund in die militärischen Fähigkeiten investieren.

In der genauen Planung heißt das: Die Schweiz wird zwei komplette schwere Divisionen bilden, die das Gefecht der verbundenen Waffen in zwei sogenannte Schwergewichtszonen führen und dort den Kampf auch gewinnen können. In den übrigen Gebieten, den Nebenzonen, übernehmen laut NZZ dann mittlere und leichtere Kräfte weiter die Schutzaufgaben zugunsten der zivilen Behörden.

Ohnehin schon jetzt besser ausgerüstet als das österreichische Bundesheer: die Schweizer Armee
Die von der Schweiz erwarteten Angriffs-Richtungen aus Österreich.

F-35-Jets sollen Stellungen in Tirol angreifen

Für die Schweizer Armeeführung ist auch klar: Der Krieg soll vom Staatsgebiet ferngehalten werden, also ein Übersetzen feindlicher Kräfte über den Rhein verhindert werden. Außerdem sind für den Ernstfall “Deep Strikes” geplant: Falls – so die Schweizer Annahme – bereits russische Raketenbasen mit Luftabwehr-Raketen vom Typ S-400 im Raum Innsbruck stationiert wären und somit die Luftbewegungen in der Schweiz massiv gefährden, dann müssten diese mit Luftschlägen der neuen F-35-Kampfjets ausgeschaltet werden. Das würde heißen: Schweizer Kampfjets fliegen Angriffe auf Stellungen in Tirol …

Die Nachbarn planen also schon jetzt einen Krieg auf österreichischem Territorium. Dazu ein weiteres Zitat aus der Zürcher Zeitung: Die (in Tirol stationierten) S-400-Batterien sind auszuschalten, da sie die Lufthoheit über den Schwergewichtszonen infrage stellen. Neben den Jets soll mittelfristig auch die Artillerie in die Tiefe des Raums wirken: Zur Diskussion steht ein System wie die amerikanische Himars-Raketenartillerie. Ein Gegner, der jenseits der Landesgrenzen aufmarschiert, soll derart geschwächt werden, dass er nicht mehr in der Lage ist, den Rhein zu überqueren.

Insgesamt will die Schweizer Armee für die sofortige Aufrüstung 13,5 Milliarden Euro ausgeben.

Die Schweizer Luftwaffe wird aktuell mit F-35-Kampfjets aufgerüstet.